I can’t do this anymore
Aber Arkasha Stevenson weiß auch mit ihren Darsteller*innen zu arbeiten. Das erkennt man in einer frühen Szene, die extrem brutal gestaltet ist, aber erst durch ein Lächeln des großen Charles Dance („The King’s Man: The Beginning“) an der richtigen Stelle eine zusätzliche, furchtbar gruselige Wirkung entfaltet. Vor allem die Arbeit der Darsteller*innen, die von Stevenson zum großen Teil extrem wirkungsvoll in Szene gesetzt werden, hebt „Das erste Omen“ vom Einheitsbrei der vielen anderen aktuellen Horrorfilme ab.
In Nebenrollen werden renommierte, erfahrene Profis eingesetzt. Sonia Braga hat uns in „Der Kuss der Spinnenfrau“ fasziniert und selbst im extrem merkwürdigen „Rookie – Der Anfänger“ konnte sie eine ganz besondere Wirkung entfalten. Aber bis zu „Das erste Omen“ hätte ich es nie für möglich gehalten, einmal vor Sonia Braga Angst haben zu können. Nun weiß ich es besser.
Den Briten Ralph Ineson kennen einige von uns aus der Originalserie „The Office“, andere als Amycus Carrow in den Filmen über diese schwer zu erreichende Internatsschule und wieder andere kennen ihn als Dagmer Cleftjaw in dieser Fernsehserie über Brüste, Drachen und Kaffeetassen. Hier haben wir erst letztes Jahr über seine überraschende Leistung in „Catch the Killer“ berichtet. Er spielt den ehemaligen Priester, der einer Verschwörung auf der Spur ist, angenehm verhalten und vernünftig und trägt damit dazu bei, den Film niemals richtig lächerlich wirken zu lassen.
Der von mir sehr geschätzte Bill Nighy ist einer der besten Darsteller des Vereinigten Königreichs. Er wirkte grandios in „Tatsächlich ... Liebe“, berührend in „Best Exotic Marigold Hotel“ und herrlich vielschichtig im leider kaum bekannten „The Limehouse Golem“. Allerdings hat Nighy in letzter Zeit einige Filme gedreht, in denen er nur markiert hat (z.B. „Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“). „Das erste Omen“ ist leider einer dieser Filme, in denen Nighy seine Komfortzone nicht verlässt.
Ganz anders sieht das bei den jungen Darstellerinnen aus. Eine junge Dame namens Ishtar Currie-Wilson verunsichert uns in jeder ihrer wenigen, aber eindrucksvollen Szenen. Eine noch unbekannte Darstellerin namens Maria Caballero schlägt sich tapfer, in einer Rolle, die eigentlich keinen Sinn ergeben dürfte. Und um die von Nicole Sorace dargestellte Carlita machen wir uns ebenso viele Sorgen wie die Hauptfigur.
Der absolute Star dieses Films ist die junge Britin Nell Tiger Free. Weil ich diese Fernsehserie über Brüste, Drachen und Kaffeetassen nicht verfolge, kannte ich diese Darstellerin bis vor kurzem nicht. Hier vermittelt sie uns absolut nachvollziehbar erst die Angst einer jungen, unerfahrenen Frau, die sich später zur Wehr setzt und am Schluss zur Kämpferin wird. Dabei trägt Nell Tiger Free nie zu dick auf, wirkt sogar in einigen schwach geschriebenen Szenen stets glaubhaft und stemmt weite Teile dieses schwierigen Films fast alleine auf ihren schmalen Schultern. Wenn man in den Casting-Agenturen in Hollywood halbwegs weiß, was man tut, steht dieser Darstellerin noch eine große Karriere bevor.