***Star Trek Beyond***
Autoren: Sandra & Florian König |
"Star Wars" ist irgendwie doch viel cooler, hat sich J.J. Abrams wohl gedacht, als er die Regie des dritten neuen "Star Trek"-Films in die Hände von Justin Lin legte, der einige "Fast & Furious"-Filme inszeniert hat. Die erste Szene erinnert dann auch an den Galaktischen Senat aus Star Wars, als hätte die neue Filmcrew abgekupfert. Aber das hat man schon einmal getan mit dem Gerichtssaal auf Rura Penthe ("Star Trek VI – Das unentdeckte Land").
Nun ja, nicht ganz, wie sich dann schnell herausstellt, nachdem Kirk ein seltenes Artefakt präsentiert und dann mit zerrissener Uniform an Bord der Enterprise gebeamt wird. Der Einstieg war schon mal gelungen - witzig und überraschend. Der Rest des Films war dagegen eher einfallslos.
Die Enterprise befindet sich auf ihrer Fünfjahresmission. Routine bestimmt den Alltag und Langeweile macht sich breit. Etwas mehr Action würde der Crew sicherlich guttun, doch man sollte aufpassen, was man sich wünscht: Es könnte in Erfüllung gehen. Die etwas flache Haupthandlung des Films beginnt, als die Enterprise die gigantische Raumstation Yorktown besucht, in der die künstliche Schwerkraft recht phantasievoll eingesetzt wird und die ein wenig an ein Eschergebäude erinnert.
Es trifft ein Notruf von einer Frau unbekannter Spezies ein, deren Sprache mit einem rudimentären Universalübersetzer simultan übersetzt wird. Sie bittet um Hilfe, ihr verschollenes Raumschiff aus einem Nebel zu retten und selbstverständlich ist die Enterprise das einzige Schiff in der Raumstation (ja, „in“), das für die Rettungsmission geeignet ist und deren Crew die nötige Erfahrung hat.
Schnörkellose Storyline
Kaum in diesem mysteriösen Nebel angekommen wird die Enterprise von einem übermächtigen Gegner attackiert und fast vollständig zerstört. Die Enterprise ist mal wieder in einen Hinterhalt geraten. Echsenähnliche Wesen - angeführt von einem grimmigen Typen namens Krall (Idris Elba) - entern das Schiff und zwingen die Crew zur Evakuierung. Nur die Untertassensektion landet unsanft auf einem Planeten, der seit hundert Jahren von der Föderation allein gelassen worden ist. Kralls Hauptziel ist es jedoch, das anfangs präsentierte Artefakt in seine Gewalt zu bekommen, denn es ist der Schlüssel zu einer mächtigen Waffe. Mit dieser möchte er die Föderation auslöschen.
Ein Teil der Crew gerät in Gefangenschaft, während Scotty auf die einsame Jaylah (Sofia Boutella) trifft, die ihre gesamte Familie verloren hat und sich allein auf dem verlassenen Planeten durchschlägt. Kirk und Chekov geraten in eine ihrer Fallen und schließen sich ihnen an. Spock und McCoy haben viel Gelegenheit, sich gegenseitig zu necken, was das Trekkieherz sicherlich höher schlagen lässt.
Star Trek goes Mainstream
Nach diesem Strickmuster wurden bereits sehr viele Filme gedreht. Leider konzentriert sich das Autorenteam auf die altbewährte Mainstreamformel „viel Action, wenig Handlung“, die in den letzten Jahren vermehrt im Kino anzutreffen war. Das Drehbuch kam aus der Feder von Doug Jung, einem eher unbekannteren Autor, und Simon Pegg, der auch Scotty im Film verkörperte. Er hat es sich nicht nehmen lassen, Scotty einen deutlich größeren Part zuzuschustern, was dem Film zu mehr Humor verhalf.
Ihm haben wir es wohl auch zu verdanken, dass wenigstens versucht wurde, ein wenig auf den ganz eigenen Star Trek Canon einzugehen, indem auch die Charaktere etwas beleuchtet wurden und die Möglichkeit bekamen, sich zu entwickeln. So kommt Kirk wie auch in den ursprünglichen Filmen zu dem Schluss, dass Admiräle keine Raumschiffe fliegen und dass das eher nichts für ihn ist. Und Spock spielt mit dem Gedanken, die Sternenflotte zu verlassen, entscheidet sich aber aus nachvollziehbaren Gründen dagegen.
In einem bewegenden, aber nicht kitschigen Moment wurde von Spock der Originalzeitlinie Abschied genommen und damit auch von Leonard Nimoy, der im Februar 2015 verstarb. Dem Darsteller von Chekov Anton Yelchin, der bei einem tragischen Unfall im Juni 2016 ums Leben kam, wurde Raum im Nachspann gewidmet.
Parallelen
Im elften Star Trek Film bediente man sich an bekannten Storyelementen wie Captain Christopher Pike, den Romulanern und dem Kobayashi-Maru-Test, um Parallelen zum Original herzustellen. Im zwölften Star Trek Abenteuer war es der altbekannte Widersacher Khan und die Klingonen sowie Dr. Carol Marcus, von der Kirk in den ursprünglichen Filmen einen gemeinsamen Sohn hat. Diese Parallelen dienen wahrscheinlich dazu, den Fans der Originalserie etwas Bekanntes zu präsentieren. Aber dennoch gelang es, die Geschichten so abzuwandeln, dass komplett neue Handlungsstränge entstanden.
Auch im zwölften Film bediente man sich solcher Elemente: Die M.A.C.O., eine militärische Organisation aus der Serie „Enterprise“ mit Captain Archer kommen vor sowie ein altes Raumschiff, das vom Design her ebenfalls an Archers Schiff erinnert.
Ein Hauch von positiver Zukunftsvision
Im Vorfeld gab es auch eine Menge Aufregung darüber, dass Sulu nun schwul war, obwohl die Figur von Gene Roddenberry nie so angelegt war. Das ist aber vor dem Hintergrund, dass die Serie in den 60iger Jahren entstand, auch nicht verwunderlich, denn damals war gleichgeschlechtliche Liebe noch ein viel heißeres Eisen, als ein Kuss zwischen einem weißen Mann (Kirk) und einer schwarzen Frau (Uhura). Selbst George Takei, der Sulu in der Originalserie verkörperte, hatte sein Coming Out erst im Oktober 2005.
Dabei ist die Szene, in der Sulu auf der Raumstation seine Tochter in den Arm nimmt und den Mann umarmt, der sie begleitet, äußerst unspektakulär und wer mag, kann in diesen Mann auch einen Schwager oder was auch immer hineininterpretieren. So wirkt das Zusammentreffen der Familie wie etwas, das absolut nicht erwähnenswert ist, als ob es in dieser Zukunftsvision niemanden mehr interessiert, wer wen liebt oder welchen Lebensstil jemand pflegt. Das hat Chris Pine auch fabelhaft in den Blick von Kirk gelegt, der die Szene aus der Ferne beobachtet. Das ist echtes Star Trek.
Fazit
Auch wenn sich viele wahre Trekkies von der gemainstreamten, neuen Zeitlinie abgewendet haben, so ist der Geist Gene Roddenberrys durchaus erhalten geblieben. Die Musik von Michael Giacchino trifft mitten ins Herz und die Figuren handeln doch, wie es aus dem guten alten Star Trek beliebt ist. Insofern dürfte der Streifen nicht nur Fans von actiongeladenem Science Fiction begeistern, sondern auch den einen oder anderen alteingesessenen Trekkie.
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