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Kritik: Dracula - Die Auferstehung

 
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Autor: Christopher Diekhaus
 
Die x-te „Dracula“-Verfilmung, muss das sein? Wenn, dann bitte anders!
 
Unsterbliche Liebe
 
Was würde Bram Stoker wohl dazu sagen, dass seine Erfindung, der Blutsauger Dracula, auch heute, fast 130 Jahre nach Veröffentlichung des gleichnamigen Gruselromans, die Menschen fasziniert? Mit dem aristokratischen Vampir schuf der irische Schriftsteller eine Ikone des Horrorgenres, die Heerscharen von Autoren und Filmemachern beeinflusste. Wohl nur wenige Stoffe und Figuren wurden derart oft für die große Leinwand adaptiert. Regisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau, der Stokers Buch in „Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens“ (1922) ohne offizielle Erlaubnis umsetzte, Tod Browning und Francis Ford Coppola nahmen sich der schaurigen Erzählung an und legten einprägsame Versionen vor.
 
Zu ihnen und all den anderen Filminterpreten gesellt sich nun auch Luc Besson, um den es seit 2018, als Vorwürfe der sexuellen Gewalt gegen ihn aufkamen, etwas ruhiger geworden war. 2023 erschien mit dem eher kleinen Thriller-Drama „DogMan“ seine erste Regiearbeit seit vier Jahren, und etwa zeitgleich wies der oberste französische Gerichtshof die Anschuldigungen in letzter Instanz als unzulässig ab. Mit „Dracula - Die Auferstehung“ macht der gerne groß denkende Regisseur, Drehbuchautor und Produzent jetzt also wieder einen Schritt in Richtung Blockbuster-Kino, das er in seiner Karriere schon des Öfteren – siehe etwa die an den Kassen gefloppte Scifi-Comicadaption „Valerian - Die Stadt der tausend Planeten“ (2017) – aus Europa heraus stemmen konnte.
 
Bram Stoker würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie Besson seinen Klassiker „bearbeitet“ hat. Caleb Landry Jones, schon in „DogMan“ als schwer geforderter Hauptdarsteller zu sehen, spielt Prinz Vlad II, seines Zeichens Graf von Drācul, anfangs, im Jahr 1480, wie einen liebestollen Teenager, der seiner Angebeteten Elisabeta (Zoë Bleu) den Kuchen aus dem Gesicht schleckt. „Die beiden sind ein Herz und eine Seele!“, schreien uns die schwül-überdrehten Bilder zu.
 
 
Quasi vom Bett zerren seine Mannen den Titelhelden dann aufs Schlachtfeld. Immerhin müssen die bedrohlich weit nach Europa vorrückenden Osmanen zurückgeschlagen werden. Ein paar Kampfsequenzen später kommt es, wie es kommen muss. Elisabeta stirbt auf tragische Weise, und ihr Ehemann schwört daraufhin, von wildem Zorn gepackt, Gott und der Kirche ab. Zur Strafe für sein blutiges Wüten wird er zu ewigem Leben als Blutsauger verdammt. Da er den Tod seiner Gattin nicht verwinden kann, sucht er wie ein Besessener weiterhin nach ihr – und wird 400 Jahre später in Paris fündig. Mina (Zoë Bleu), die Verlobte des bei Dracula aufkreuzenden Anwalts Jonathan Harker (Ewens Abid), ist der Verstorbenen wie aus dem Gesicht geschnitten.
 
Chaos und Trash
 
Fangen wir mit dem Positiven an: Besson beweist Mut zum Risiko und schüttelt immer mal wieder verrückte, spektakuläre Bilder aus dem Ärmel. Beispielsweise jenes, das Dracula auf einer von Nonnen geformten Pyramide zeigt. Dröge oder langweilig ist seine Version sicher nicht. Dafür würfelt sie viel zu viele unterschiedliche Ideen und Stimmungen durcheinander.
 
Wie schon in „DogMan“ mimt der stets etwas fiebrig-nervös wirkende Caleb Landry Jones mit voller Inbrunst den großen Schmerzensmann, schreit, heult, grimassiert und tanzt, bis die Schwarte kracht. Ungebremst gibt er sich den Emotionen des Protagonisten hin. Auf den Zuschauer will der Funke allerdings nicht überspringen, weil der Vampir bei Licht betrachtet ein irrer Stalker und Frauenverschleißer ist. Egal, wie oft Besson auch die Tragik der Situation und den Liebeskummer betont – es fällt schwer, Mitleid mit Dracula zu empfinden.
 
Anflüge von Ernsthaftigkeit verpuffen schon deshalb, weil der Film regelmäßig alle Trash-Grenzen einreißt. Schwülstige Dialoge, hemmungsloses Overacting, dürftig getrickste Fabelwesen und lauter nicht komplett durchdachte Einfälle ergeben eine Fantasy-Show, die kein bisschen Schrecken produziert. In all dem Chaos würde man sich wünschen, der als Van-Helsing-Verschnitt auftauchende Christoph Waltz könnte so richtig freidrehen. Bei ihm zieht Besson jedoch manchmal seltsamerweise die Handbremse.
 
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Auf dem Weg zum hanebüchenen Finale schleichen sich einige Ungereimtheiten ein, die für Belustigung sorgen: So spricht Caleb Landry Jones in der Originalfassung fast als Einziger der aus Osteuropa stammenden Charaktere Englisch mit stark eingefärbtem Akzent. In der Welt des Films haben außerdem Frankreich und Rumänien eine gemeinsame Grenze. Irgendwie scheint hier alles egal zu sein.
 
Auffallend sind nicht zuletzt einige Parallelen zwischen „Dracula - Die Auferstehung“ und der von Francis Ford Coppola inszenierten Adaption „Bram Stoker’s Dracula“ (1992). Luc Besson hat das Werk des Kollegen offenbar intensiv studiert und vor allem Gefallen an der dort von Gary Oldman zur Schau getragenen voluminösen Haarpracht gefunden. Die Frisur von Caleb Landry Jones sieht eine Zeitlang sogar noch aufgebauschter und kurioser aus.
 
Deutsche Zuschauer dürfte überdies vielleicht irritieren, dass auf den ersten Blick ein junger Waldemar Hartmann Teil des wilden Treibens sein könnte. Der französische Schauspieler Guillaume de Tonquédec verkörpert einen Arzt, der dem früheren Sportmoderator in seiner Schnauzerzeit erstaunlich ähnelt. Bezeichnend allerdings, dass der als Unterstützer der Christoph-Waltz-Figur eingeführte Mediziner zum Ende hin komplett überflüssig wird.
 
Fazit
 
„Dracula - Die Auferstehung“? Wohl eher „Dracula - Lebendig begraben“!
 
 
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