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Kritik: Conjuring 4: Das letzte Kapitel

 
sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Ed und Lorraine Warren gehen in den Kinoruhestand.
 
Geburt zwischen Trauma und Erlösung
 
2013 begann mit „Conjuring - Die Heimsuchung“ auf der Leinwand die große Reise der beiden real existierenden „Spukforscher“ Ed und Lorraine Warren, die seither von Patrick Wilson und Vera Farmiga verkörpert werden. Angebliche paranormale Ereignisse, die das echte Paar während seiner Karriere untersuchte und in mehreren Büchern schilderte, bilden die Grundlage der bis dato finanziell einträglichsten Horrorreihe der Filmgeschichte.
 
Aus dem ersten Teil entsprang ein ganzes Gruseluniversum, das mit dem frischen Kapitel auf neun Beiträge (zehn, zählt man den lose mit dem Franchise verbundenen Schauerstreifen „Lloronas Fluch“ hinzu) anwächst. Im Zentrum des Erzählkosmos stehen die Soloabenteuer der Geisterjäger, die bereits drei Mal als Protagonisten dem Bösen auf den Grund gingen.
 
Nach „Conjuring - Die Heimsuchung“, „Conjuring 2“ (2016) und „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ (2021) erscheint nun ein vierter Film rund um die Warrens und ihre Ermittlungen, der schon im Titel eine Art Abschiedsvorstellung ankündigt. „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ soll einen Schlussstrich unter die bisherigen Werke ziehen und setzt den Experten in paranormalen Fragen noch einmal ein Denkmal – was man durchaus kritisch sehen kann. Aber dazu später mehr.
 
Der neue Leinwandeinsatz der Warrens, basierend auf den vermeintlichen Spukvorfällen im Haus der Familie Smurl, beginnt im Jahr 1964, also fast zwei Dekaden vor den Geschehnissen aus „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“. Ed (hier gespielt von Orion Smith) und Lorraine (Madison Lawlor) befinden sich am Anfang ihrer berühmt-berüchtigten Laufbahn und kommen während ihrer Arbeit mit einem unheimlichen Spiegel in Kontakt. Die böse Präsenz, mit der sie es hier zu tun haben, scheint sich auf die hochschwangere Lorraine negativ auszuwirken. Unverhofft bricht sie zusammen, und Ed rast mit ihr ins Krankenhaus, wo das Paar in einer dramatischen Geburtsszene seine Tochter Judy verliert. Dem ersten Schock weicht allerdings grenzenlose Freude, als die Kleine plötzlich doch noch schreit und atmet. Ein Wunder!
 
 
Nach ein paar Einblicken in das Aufwachsen des schon in jungen Jahren von übersinnlichen Erscheinungen geplagten Mädchens springt „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ ins Jahr 1986. Seit Eds (Wilson) Herzinfarkt und den Ereignissen aus „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ haben die Warrens ihre „Forschung“ aufgegeben, berichten lediglich in Vorträgen über ihre Erfahrungen. Während Lorraine (Farmiga) mit der neuen Situation gut leben kann, stört sich ihr Gatte daran, dass sie inzwischen wie Relikte einer alten Zeit wirken. Cool finden die jungen Leute nicht ihre Fälle, ihre Geschichten, sondern Phänomene wie den 1984 veröffentlichten Blockbuster „Ghostbusters - Die Geisterjäger“. Ohnehin tut sich Ed mit Veränderungen schwer. Als die inzwischen erwachsene Judy (Mia Tomlinson) einen Antrag ihres Freundes Tony (Ben Hardy) bekommt, verzieht ihr Vater, anders als seine Frau, erst einmal das Gesicht.
 
Unterdessen spielen sich im hunderte Kilometer entfernten Pennsylvania im Haus der Smurls schaurige Dinge ab. Besonders betroffen sind die beiden Teenagerinnen Heather (Kíla Lord Cassidy) und Dawn (Beau Gadsdon). Irgendeine finstere Macht scheint es auf die achtköpfige Familie abgesehen zu haben. Als sich die Spurvorgänge häufen, stattet Pater Gordon (Steve Coulter), ein Freund der Warrens, mit dem die Dämonologen schon oft zusammengearbeitet haben, den Smurls einen Besuch ab.
 
Das kleine Horroreinmaleins
 
„Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ ähnelt im Aufbau sehr stark dem ersten Sequel „Conjuring 2“. Der Strang um die Warrens läuft erstaunlich lange parallel zu den Vorkommnissen rund um die Smurls. Einziger Berührungspunkt ist anfangs der mysteriöse Spiegel, den wir bereits aus dem Prolog kennen und den Heather von ihren Großeltern zur Firmung geschenkt bekommt. Der nach „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ (und dem Reihenableger „The Nun II“) erneut auf dem Regiestuhl sitzende Michael Chaves und seine kreativen Mitstreiter wollen zwei Familiengeschichten auf einmal erzählen, die ab einem gewissen Punkt natürlich zusammenlaufen müssen.
 
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Eine besondere Bedeutung kommt dabei, wenig überraschend, Judy zu, die seit ihrer nervenaufreibenden Geburt von dämonischen Kräften heimgesucht wird. Dank ihrer Mutter, die ihr einst zur Beruhigung einen Kinderreim beibrachte, schafft sie es bislang allerdings recht gut, ihre seherischen Fähigkeiten zu verdrängen und das Böse aus ihrem Leben zu verbannen. Genau hier liegt der Kern der Handlung, die zwar einiges an Leinwandzeit für das Schicksal der Smurls erübrigt, die deren aufwühlende Erfahrungen aber letztlich vor allem als Aufhänger für das Dilemma der Warrens nutzt.
 
In puncto emotionale Ausdruckskraft reicht der vierte Teil nicht an den ähnlich strukturierten zweiten Film heran. Denn dort gelingt es den Machern um Reihenmitbegründer James Wan ein Stückchen besser, die Angst und den Schmerz einer anderen bedrängten Familie mit den persönlichen Hintergründen der Warrens zu verzahnen.
 
Mit Blick auf die Wirkung als Horrorfilm setzt sich das fort, was schon im dritten Kapitel zu beobachten war. Für echte Genrefans dürften nahezu keine überraschenden Schockmomente dabei sein. Wer nicht erst seinen zweiten Gruselstreifen schaut, wird die häufig aus plötzlich hervorspringenden Fratzen bestehenden Buh-Effekte fast punktgenau vorhersagen können. Selbst interessante Szenen wie Judys Panikattacke in einer Umkleide mit vielen Spiegeln sind unter dem Strich zu konventionell arrangiert, um bei erfahrenen Zuschauern für nachhaltige Verstörung zu sorgen.
 
Liebevoll ist einmal mehr der Aufwand, den die Kostüm-, die Masken- und die Szenenbildabteilung in die Rekonstruktion des 1980er-Jahre-Settings stecken. „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ sieht schick aus und wartet mit einigen schwungvollen Kamerafahrten auf. Formal gibt es sicher wenig zu beanstanden.
 
Arg kitschig ist dafür allerdings das Porträt, dass der Film von der Beziehung der Warrens entwirft. Schon in den vorherigen Beiträgen wurde ihre große Liebe mit melodramatischen Mitteln unterstrichen. Eine Entwicklung, die sich nun ungehemmt fortsetzt. Besonders gegen Ende des vierten Teils werfen Chaves und Co ein zuckerhaltiges Heile-Welt-Panorama an die Wand. Diesem stehen jedoch Behauptungen einer Frau namens Judith Penney gegenüber, die 2017 von einer 40 Jahre anhaltenden sexuellen Beziehung mit Ed Warren berichtete.
 
Ihre Affäre habe schon begonnen, als Penney noch minderjährig war. Zudem, so die Anschuldigungen, sei sie dazu gedrängt worden, ein mit ihm gezeugtes Kind abzutreiben. Unabhängig von der Frage, ob die paranormale Arbeit der Warrens glaubwürdig ist, werfen diese Schilderungen ein seltsames Licht auf das Ehepaar und seine Leinwandmanifestationen. Sehr konkrete Vereinbarungen zur Darstellung der beiden Dämonologen in den Filmen, die die als Beraterin involvierte Lorraine Warren (2019 verstorben) vertraglich fixieren ließ, deuten zumindest darauf hin, dass Judith Penneys Ausführungen nicht völlig aus der Luft gegriffen sind.
 
Fazit
 
Mutmaßlich letzter Leinwandauftritt der Spukforscher Ed und Lorraine Warren, der edel bebildert ist, mit konventionellen Schocks und einer nicht sonderlich überraschenden Geschichte aber keinen großen Nachhall erzeugen dürfte.
 
 
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