Nach ihrem weltweit erfolgreichem Debüt TALK TO ME präsentieren die Philippou-Brüder mit BRING HER BACK ihren neuen Genre-Film. Wieder ein Horrorfilm, der tief unter die Haut geht und es versteht, den Terror dieses Genres mit der Wirkung handfesten Dramas zu kombinieren.
Im neuen Haus
Nachdem ihr Vater gestorben ist, kommen der 17-jährige Andi (Billy Barratt, bekannt aus der Apple-TV+-Serie INFILTRATION) und seine 12-jährige Schwester Piper, die fast blind ist, zu Laura (Sally Hawkins aus THE SHAPE OF WATER), einer Pflegemutter, die es versteht, auch den speziellen Anforderungen eines Kindes mit Sehbeeinträchtigung zu entsprechen. Bei ihr lebt auch noch der stumme Oliver, der sich von Tag zu Tag merkwürdiger benimmt.
Aber auch Laura ist mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Sie legt eine passiv-aggressive Art an den Tag, die auf Andi abzielt, während sie Piper als Ersatz für ihre ertrunkene, blinde Tochter Cathy zu sehen scheint. Oder steckt etwa mehr dahinter?
Eine Verbindung
Die Philippou-Brüder verrieten, dass sie einen „kleinen Weg“ gefunden haben, TALK TO ME (2022) mit diesem Film zu verbinden, in dem sie in derselben Welt existieren. Sie deuteten an, dass bald etwas kommen wird, das diese Verbindung bekräftigt, wohl TALK TO ME 2. „Es spielt sich alles in dieser einen Straße ab“, erklärte Michael. „Kauft euch kein Haus in dieser Gegend!“, fügte Danny hinzu. Natürlich kann der Film aber losgelöst von allem gesehen werden. Er steht auch für sich, ist ein beinhartes Drama über Kindesmisshandlung, zugleich aber auch ein Horrorfilm, in dem es um die Frage geht, was man zu tun bereit ist, um seine größte Sehnsucht wahrwerden zu lassen.
Natürlich ist klar, wer hier die Guten und wer die Bösen sind, aber die Motivation ist immer verständlich und auch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Das zeichnet den Film besonders aus, hier ist es, wo er mit den Mechanismen echten Dramas punkten kann. Bilder, die wehtun Es dauert, bis die Philippou-Brüder einen ersten echten Effekt zeigen. Der hat es dann in sich, ist eklig und so direkt, dass man kaum hinsehen kann.
Aber das ist nur der Auftakt, es gibt im Verlauf der Geschichte noch mehrere solche Momente, die schon beim Hinschauen wehtun. Die Regisseure erreichen damit maximale Wirkung, punkten an der bloßen Horrorfront, wissen aber auch, wie man eine Geschichte erzählt, die emotional mitreißt.
Der in Australien gedrehte Film hat auch ein starkes Setdesign – alleine der nicht befüllte Pool sieht schon gruselig aus. Aber auch die Kameraarbeit ist einnehmend, weil sie den Zuschauer in eine Position zwingt, die anmutet, als sei man Teil dieser kaputten Familie.
Die Erklärung für das übernatürliche Element bleibt etwas oberflächlich, funktioniert im Rahmen der Geschichte aber schon. Die Brüder zeigen am Anfang ein paar Camcorder-Aufnahmen von Morden, die man nicht einordnen kann. Ist es ein Kult? Snuff? Es ist nicht zu sagen, gewinnt im Verlauf der Handlung aber an Bedeutung.
Das Ende ist konsequent, ebenso wie es die Geschichte zuvor auch ist, wobei sich die Brüder auf ihr junges Ensemble verlassen müssen und das auch können. Die Kinder in diesem Film sind außergewöhnlich gut, zumal manchen von ihnen ein Schauspiel abverlangt wird, das man so im Horrorfilm wirklich so gut wie nie zu sehen bekommt.
Die musikalische Untermalung ist auch wirkungsvoll, obwohl die Komposition der finalen Szene schon etwas starke Anleihen bei Max Richters „The Nature of Light“ nimmt.
Fazit
Sehenswerter Horrorfilm, der zeigt, dass TALK TO ME nicht nur eine Eintagsfliege war. Die Philippou-Brüder drehen als nächstes den zweiten Teil, danach darf man gespannt sein, welche Genre-Geschichte sie dann erzählen wollen.