All diese Dialoge werden von Abziehbildern von Figuren gesprochen, die sich in einer Handlung tummeln, die ebenso vorhersehbar wie banal ist. Die atemberaubend schöne Heldin arbeitet zusammen mit einem Dutzend anderer atemberaubend schöner Kolleginnen in einer Partnervermittlung, die hoffentlich siebenstellige Honorare berechnet, um die Miete für die atemberaubend schönen Büroräume in Manhattan aufzubringen. Irgendwann fällt auf, dass keine der Figuren im Film Freunde zu haben scheint. Ist das einfach nur schlecht geschrieben oder liegt es daran, dass die Figuren alle so unsympathisch sind? Vielleicht beides.
Der Ausgang des Films steht für jeden, der mehr als drei Filme in seinem Leben gesehen hat, ohnehin nach wenigen Minuten fest. Aber Regie und Drehbuch tun hartnäckig so, als wäre das anders und quälen uns und den armen Pedro Pascal durch eine Nicht-Romanze mit der Heldin, die niemals romantisch, ja nicht einmal interessant zu werden droht. Die bereits erwähnte Nebenhandlung rund um einen sexuellen Übergriff ist schon furchtbar unsensibel geschrieben, aber noch unsensibler inszeniert. Warum man zusätzlich dazu, für die Krise gegen Ende des zweiten Akts, der von Pascal gespielten Figur noch einen an den Haaren herbeigezogenen Makel andichten musste, ist unklar.
Die furchtbaren Dialoge und die banale Handlung sind ein Jammer. Denn der Film ist wunderschön anzusehen. Song weiß, wie sie ihren Kameramann Shabier Kirchner arbeiten lassen muss, weil sie mit ihm bereits bei „Past Lives“ zusammengearbeitet hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die in New York City spielen, scheint „Materialists“ tatsächlich auch dort gedreht worden zu sein. Die teilweise wirklichen beeindruckenden Bauten und bezaubernden Drehorte bilden einen herrlichen Hintergrund für eine Geschichte, die nie richtig funktioniert, mit einer Heldin, die einem nie richtig sympathisch wird. Irgendwann wünscht man sich, man könnte die Bilder dieses Films in einem sehr viel besseren Film sehen. Auch die Darsteller möchte man in einem viel besseren Film sehen.
Pedro Pascals „Massive Talent“ wurde erst neulich in „The Fantastic Four: First Steps“ schon nicht richtig genutzt. Hier wird es in einer undankbaren Rolle verschwendet, für die Pascal lächerlich überqualifiziert ist.
Was für „Mister Fantastic“ gilt, gilt für seinen MCU-Schwippschwager „Human Torch“ und unser aller Lieblings-Captain America doppelt und dreifach. Seit „Avengers: Endgame“ konnte Chris Evans eigentlich nur in „Knives Out“ wirklich überzeugen. Sonst nehmen wir ihn vor allem in Cameo-Auftritten wahr. Seine Mitwirkung in Filmen wie „Grey Man“ und „Red One – Alarmstufe Weihnachten“ hinterließ wenig Eindruck. Daran wird sich mit seiner Rolle als sympathischer, gutaussehender Waschlappen in diesem Film nicht viel ändern.
Dakota Johnson ist eine kompetente Darstellerin. Das hat sie in Filmen wie „Die Frau im Dunkeln“ und „Am I OK?“ bewiesen. Wer Johnson nur in Filmen wie den viel zu vielen Teilen von „Shades of Grey“, „Madame Web“ oder eben jetzt „Materialists“ gesehen hat, wird Mühe haben, diese Kompetenz zu erkennen. Zumindest muss man sich fragen, ob Dakota Johnson irgendwann mal lernen wird, Drehbücher zu lesen. Ihre Figur in diesem Film ist so furchtbar geschrieben, dass an ihrer Darstellung wohl auch jede andere Schauspielerin gescheitert wäre.