THE ROSES DIS Display Static 160x600 AB

 
nflix news

Kritik: Die Schule der magischen Tiere 4

 
sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Hurra! Ein neuer Film rund um die Schule der magischen Tiere kommt ins Kino! Und was gibt es sonst noch an Neuem zu berichten?
 
Wir sind eine magische Gemeinschaft!
 
Zwei Schüler, die bisher keines hatten, bekommen endlich jeweils ein magisches Tier. Eine Gastschülerin, die Probleme hat aber auch eine Parcours-Künstlerin ist, kommt an die Schule. Sowohl ihre Probleme als auch ihre Parcours-Künste werden später im weiteren Verlauf Films nicht nur einmal, nicht zweimal, nicht dreimal sondern so oft handlungsrelevant, dass ich aufgehört habe mitzuzählen. Es gibt wieder etwas zu retten, und so weiter und so fort …
 
Vor ziemlich genau einem Jahr, im September 2024, kam „Die Schule der magischen Tiere 3“ in die deutschen Kinos. Viel ist seither passiert. Im November haben die amerikanischen Bürger einen alten, neuen Präsidenten gewählt. Auweh! Auf der Plusseite habe ich im November endlich einen brauchbaren Parkplatz für meinen Oldtimer gefunden. Man soll sich ja immer auf das Positive konzentrieren.
 
Im Dezember war Weihnachten, was immer recht nett ist. Und weil wir uns ja aufs Positive konzentrieren wollen, hier bitteschön: Nein, die Behauptung, rund um Weihnachten würden die meisten Selbstmorde begangen stimmt nicht, entbehrt jeglicher Grundlage und ist ein Mythos, vergleichbar mit der Behauptung, „Anora“ wäre der beste Film des letzten Jahres gewesen. Tatsächlich zeigen Statistiken nicht nur keine höhere Suizidrate im Dezember und Januar, in den meisten Jahren seit 2012 war der Dezember sogar der Monat mit der geringsten Anzahl der Selbstmordfälle.
 
 
Im April war ich einen Monat in Italien. Kurz zusammengefasst: das beste Essen gibt es in Bologna, die Ferrari-Museen sind den Ticketpreis nicht wert, Assisi muss man erlebt haben, Neapel ist ein fröhlicher Moloch, die Phlegräischen Felder sind eine der schrägsten Gegenden auf diesem Planeten, die Amalfiküste ist wunderschön, wird aber schnell langweilig, Salerno ist einfach zauberhaft und ich war an genau der Stelle am Campo Imperatore, an der die Eröffnungssequenz von „Vier Fäuste für ein Halleluja“ gedreht wurde (Zitat: „Hast Du den ganzen Weg mit diesem Langnasen-Hirsch gemacht?“).
 
Meine älteste Tochter hat ihr Studium abgeschlossen. Meine jüngste Tochter beginnt nach einer Ausbildung nun ein weiteres Studium. Damit belegen die Kinder eines alten Schulabbrechers, dass es die Aufgabe von Eltern ist, aus den Kindern bessere Menschen zu machen als sie selbst sind. Und ja, ich bin sehr stolz auf beide. Meine Frau beginnt im Herbst eine neue Karriere und lässt auch schön grüßen. Kommt mir das nur so vor oder sind alle Mitglieder meiner Familie fleißiger als ich?
 
Irgendwann dazwischen war ich beim Urologen. Ich bin ja mittlerweile in dem Alter, in dem das nicht ausbleiben konnte. Eine der ersten Informationen, die ich zur Anamnese beitrug, lautete, ich wäre bisher nur ein einziges Mal, vor über dreißig Jahren, in urologischer Behandlung gewesen. Darauf fragte der Herr Doktor tatsächlich: „Waren wir damals etwa schlimm? Na? Waren wir schlimm?“. Mir war natürlich klar, was gemeint war, hätte aber nicht erwartet, dass ein Mediziner diese Frage so formuliert. Im weiteren Verlauf der Untersuchung sollte ich noch einige ungewöhnliche Formulierungen zu hören bekommen, von denen ich hier leider keine wiederholen darf, obwohl sie echt witzig waren. Sagen wir mal so: ich hätte nicht erwartet, nochmal so überschwängliches Lob für irgendeinen Teil meiner Anatomie zu hören und ganz sicher nicht für diesen speziellen Körperteil. Aber der Mann ist vom Fach, also nehme ich das Lob gerne an.
 
Während des Besuchs bei diesem Urologen musste ich die ganze Zeit daran denken, dass der Arzt hoffentlich eine wirklich gute Antenne dafür hat, bei wem er solche Sprüche bringen kann. Ich persönlich kann es kaum erwarten, ihn wieder aufsuchen zu müssen. Sollte mir nicht bald mal wieder etwas in diesem speziellen Bereich fehlen, besuche ich ihn wegen eines Schnupfens oder denke mir einfach Symptome aus. Aber wenn der Herr Doktor mit dem falschen Patienten so spricht, kann das echten Ärger bedeuten. Sowas müssen Patienten schon goutieren, so wie unsere Leser*innen goutieren müssen, dass es in dieser Rezension bisher gar nicht um „Die Schule der magischen Tiere 4“ ging, weil es tatsächlich komplett gleichgültig ist, was ich oder irgendwelche anderen Kritiker*innen über diesen neuen, vierten Teil schreiben. Der Erfolg des Films steht nämlich ohnehin bereits fest.
 
01 2025 LEONINE02 2025 LEONINE03 2025 LEONINE04 2025 LEONINE
 
Ich zitiere aus meiner Rezension zu „Die Schule der magischen Tiere 3“: „Die Deutsche Filmakademie verleiht seit gut siebzig Jahren den „Deutschen Filmpreis“ in verschiedenen Kategorien. Seit ungefähr zehn Jahren wird auch ein „Deutscher Filmpreis“ in der Kategorie „Besucherstärkster Film“ verliehen (und ich will jetzt hier nicht darüber schreiben, wie leicht es sich die Deutsche Filmakademie mit dieser Kategorie macht. Naja, leicht. Sehr leicht.). Ich nehme an der Stelle mal die Spannung raus. Preisträger dieser Kategorie im Jahr 2022: „Die Schule der magischen Tiere“. Preisträger dieser Kategorie im Jahr 2023: „Die Schule der magischen Tiere 2“. Ist ein Muster erkennbar?“
 
In meiner Rezension zu Teil Drei habe ich mich ganz weit aus dem Fenster gelehnt und prophezeit, der Film würde den Preis für den „Besucherstärksten Film 2024“ verliehen bekommen und wenn jetzt irgendjemand nachlesen und dann überrascht tun möchte, möchte ich diese Person nicht aufhalten. Für alle anderen: es ist wirklich komplett wurscht, was wir Kritiker*innen über den neuen Beitrag zur Serie schreiben. „Die Schule der magischen Tiere 4“ wird der zweiterfolgreichste deutsche Film des Jahres 2025 werden. Für den erfolgreichsten deutschen Film wird es 2025 nicht reichen, weil im August ein Film rausgekommen ist, der die Menschen mit so viel 2000er-Nostalgie erfüllt hat, dass plötzlich Leute Tickets gekauft haben, die seit der Zeit vor der Pandemie kein Kino von innen gesehen haben.
 
Aber abgesehen von diesem wirklich schlechten Timing, wird Teil Vier wieder sein Publikum finden. Und warum auch nicht? Es gibt zwar neue Regisseure, weil mit Maggie Peren und Bernhard Jasper gleich zwei Leute die Nachfolge von Sven Unterwaldt antreten. Aber sonst bleibt alles beim Alten. Maggie Peren hat bisher unter anderem „Stellungswechsel“ gedreht, eine dieser in Deutschland so überaus beliebten Komödien über die Schwierigkeiten zwischen den Geschlechtern. Und Bernhard Jasper war bisher vor allem als Kameramann tätig. Aber davon wird „Die Schule der magischen Tiere 4“ weder lustiger noch visuell interessanter als die ersten drei Teile.
 
Fies sein ist dumm
 
Die Scherzchen im Film bringen nach wie vor vielleicht Sechsjährige zum Lachen. Ich habe an einer einzigen Stelle laut aufgelacht und zwar als eine der Schülerinnen beim alles entscheidenden Wettkampf tatsächlich die unsterbliche Dialogzeile von sich gab: „Die nächste Challenge ist Singen und Tanzen. Da sind wir richtig gut.“. Nachdem der Rest des Kinosaals still geblieben ist, war mir dann natürlich auch schnell klar, dass das gar nicht ironisch zu verstehen war und die Drehbuchautoren diese Zeilen tatsächlich ernst gemeint hatten. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb muss ich immer noch darüber schmunzeln, während ich diese Zeilen niederschreibe.
 
Der Film hat unter anderem deshalb visuell nicht mehr zu bieten, weil wie auch bei den Teilen 1-3 wieder alles, aber auch wirklich alles, selbst das Offensichtliche (siehe oben) im Dialog erklärt wird. Der Film setzt auch sonst brav den filmischen Stil der Vorgänger fort. Die Teenager laufen rum, als hätte man sie beim C&A-Schlussverkauf 1989 eingekleidet. Die Schule steht in einer dieser Fantasie-Städte, die man nur aus deutschen Kinderfilmen kennt und die nur aus malerischen Altbauten besteht. In dieser Stadt gibt es nur drei Kraftfahrzeuge und keines davon ist jünger als vierzig Jahre. Das fantastische Element wird noch betont, wenn ein rostfreier Lancia Beta beim ersten Versuch startet (das war ein kleiner Gag für die Autofreaks unter unseren Leser*innen).
 
Die jungen Darsteller*innen bemühen sich wieder nach Kräften. Auch hier möchte ich aus meiner Rezension zu Teil Drei zitieren. „Man sieht den jungen Leuten zu und kann immer nur denken, dass sie sicher alle ganz reizende und nette junge Menschen sind, aber hoffentlich passen sie in der Schule alle gut auf (der richtigen, nicht der mit den magischen Tieren), damit sie auch was Gescheites lernen. Denn von der Schauspielerei wird keine und keiner von ihnen jemals leben können.“. Neu ist bloß, dass einige Hauptrollen des letzten Films nun zu bloßen Nebenrollen reduziert wurden. Dafür sollen wir uns nun für die Liebesgeschichte bisheriger Nebenfiguren interessieren. Für die Darstellerin der Schülerin Ida bleibt auch alles beim Alten. Sie muss noch immer allen anderen dauernd die Stimmung mit schlechten Nachrichten versauen. Vielleicht beißt sie dafür in Teil 5 endlich mal eines der magischen Tiere in den A…, ich meine, ins Bein.
 
Die Leistungen der erwachsenen Profi-Darsteller sind nicht der Rede wert. Ebenso wie die der Darsteller*innen, die den magischen Tieren ihre Stimmen leihen (einer davon natürlich Rick Kavanian, der damit an den beiden erfolgreichsten Filmen des Jahres 2025 mitwirkt). Das ist alles die übliche Schmiere. Auch hier also kein Unterschied zu den drei Vorgängerfilmen. Das Gleiche gilt für die passable Animation der Tiere, die bestenfalls passable Gestaltung der Gesangs- und Tanzszenen und dem ganzen Rest des Films, der einfach nie besser als passabel ausfällt. Es bleibt wirklich alles beim Alten. Wenn die Kinder also bereits Fans der Teile 1-3 waren, geht man hier nicht das geringste Risiko ein. Man darf sich dann bloß nicht wundern, wenn sie später Mühe haben, gute von weniger guten Filmen zu unterscheiden.
 
Fazit
 
Es gibt wirklich rein gar nichts Neues über diesen vierten Teil zu berichten. Es wird wieder getanzt, gesungen und gerettet und am Ende ist alles wieder gut und das in gewohnt passabler Qualität. Wer Beständigkeit zu schätzen weiß, kommt hier voll auf seine Kosten. Und wer einen unterhaltsamen Urologen sucht, schreibt einfach an die Redaktion.
 
 
Unterstütze FantasticMovies.DE: