Und wieder eine Fortsetzung zu einem Disney-Film, der vor einigen Jahren erfolgreich war. Was soll man dazu noch sagen? Was soll man darüber noch schreiben?
Partners in Crisis
Zitat aus der Einladung zur Pressevorführung: „Das Ermittler-Dreamteam Judy Hopps und Nick Wilde stürzt sich erneut in ein aufregendes Abenteuer: Als plötzlich eine geheimnisvolle Schlange in Zoomania auftaucht und für großes Aufsehen sorgt, werden die beiden auf den Plan gerufen. Was führt Gary De’Snake im Schilde?“
Das Unternehmen, das 1923 als „Disney Brothers Cartoon Studio“ gegründet wurde und mittlerweile „Walt Disney Animation Studios“ heißt, hat in den ersten 66 Jahren seiner Geschichte keine einzige Fortsetzung zu einem ihrer Spielfilme in die Kinos gebracht. Es wurden zwar zuweilen Fortsetzungen oder Spin-offs für Fernsehen (oder Video) produziert, aber nicht fürs Kino. Erst 1990 kam mit „Bernard und Bianca im Känguruland“ die erste Fortsetzung eines Disney-Spielfilms in die Kinos und blieb prompt hinter den Erwartungen zurück. Die nächste Fortsetzung war 1999 „Fantasia 2000“, an den sich heute niemand mehr erinnert. Seither brachte man ein gutes Dutzend verschiedene Fortsetzungen in die Kinos, die letzte „Vaiana 2“ erst letztes Jahr.
Fassen wir zusammen: 66 Jahre lang keine einzige Fortsetzung, dann zwei in einem Jahrzehnt und seither im Schnitt alle zwei Jahre eine weitere (Die zwei Dutzend „Realfilm-Neuverfilmungen“ lassen wir vorerst unerwähnt. Darum kümmern wir uns, wenn nächstes Jahr „Realfilm-Neuverfilmung“ von „Vaiana“ ins Kino kommt.) Muss das alles ein? Ja, warum denn nicht? Filme wie „Tiggers großes Abenteuer“ haben uns nach langer Zeit ein Wiedersehen mit liebgewordenen Figuren beschert. „Chaos im Netz“, die Fortsetzung zu „Ralph reichts“ war einer der coolsten Disney-Filme der letzten zehn Jahre. Und „Die Eiskönigin II“ ist zwar ein bisschen langweiliger ausgefallen als Teil Eins, steht aber aktuell auf Platz 15 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten vor dem Vorgänger „Die Eiskönigin“ auf Platz 18.
„Zoomania 2“ hat sich die erwähnten Beispiele gelungener Fortsetzungen zum Vorbild genommen und die Fehler weniger gelungener Fortsetzungen vermeiden können. Diese Fortsetzung beschert ein Wiedersehen mit liebgewordenen Figuren, lässt aber die Spannung nicht zu kurz kommen und führt interessante neue Charaktere ein. Es wird nicht bloß erklärt, warum in Zootopia bisher nur Säugetiere zu sehen waren. Der Film liefert eine interessante und in unserer Zeit hochaktuelle Lehre darüber, was passiert, wenn man mit Ressentiments und Vorurteilen gegenüber „Anderen“ Politik macht.
Ganz nebenbei kann das Drehbuch von Jared Bush als Lehrstück dienen, wie man Fortsetzungen schreibt. Bush, der nicht nur bereits am Drehbuch zu Teil Eins mitgeschrieben hat, sondern auch an „Encanto“ und „Vaiana 2“, vermeidet den naheliegenden Fehler vieler Fortsetzungen und lässt seine Helden nicht praktisch das Gleiche nochmal erleben. Nein, er lässt die bekannten Figuren neue Probleme erfahren. Natürlich waren Judy und Nick am Ende von Teil Eins beste Freunde. Aber das wirklich hervorragende Drehbuch lässt große und kleine Filmfans erfahren, dass Freundschaft etwas ist, an dem man weiter arbeiten kann und muss.
Partnership for Dummies
Und anders als bei „Die Eiskönigin II“ bleibt wirklich alles spannend. Das liegt auch an der Regie von Jared Bush („Rapunzel – Neu verföhnt“, „Encanto“). Die Actionszenen fallen wieder aufregender aus als in vielen Realfilmen. Sowohl die visuellen Gags als auch die gesprochenen Pointen werden immer punktgenau mit dem richtigen Timing serviert. Die dramatischen Szenen geraten zwar an mehr als einer Stelle etwas dialoglastig. Aber dafür sind die Dialoge auch wirklich zum großen Teil sehr gut geschrieben und noch besser gesprochen.
Nicht nur wegen dieser Dialoge sondern auch wegen der Stimmen, die diese Dialoge sprechen, rate ich dazu, diesen Film nach Möglichkeit im englischen Original zu sehen und zu hören. Neben Ginnifer Goodwin und Jason Bateman sind Idris Elba, Bonnie Hunt, Shakira und viele andere Stimmen aus Teil Eins wieder in ihren gewohnten Rollen zu hören. Und alle machen wieder einen wirklich guten Job.
Unter den neuen Stimmen stechen vor allem Ke Huy Quan („Everything Everywhere All at Once“) als Schlange Gary De’Snake und die Comedienne Fortune Feimster als Biber mit eigenem YouTube-Kanal hervor. Aber auch Könner und Legenden wie David Strathairn („Dolores Claiborne“), Andy Samberg („Palm Springs“), Macaulay Culkin („Kevin – Allein zu Haus“) und seine Partnerin Brenda Song („The Last Showgirl“) bieten alle gute Gründe, der Originalversion den Vorzug zu geben, während man in der deutschen Fassung wieder übliche Verdächtige wie Rick Kavanian und Steven Gätjen zu hören bekommt.
Fazit
Daniel Day-Lewis‘ Rücktritt vom Rücktritt ist eine tolle Sache. Sein Sohn versteht es, einnehmende Bilder zu erschaffen. Manche Rädchen in diesem Debütwerk wollen aber einfach nicht richtig ineinandergreifen.