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Kritik: Bride Hard

 
sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Manchmal heiraten Leute einfach bloß weil sie unbedingt heiraten wollen. Weil solche Brautleute gar nicht darauf achten, was ihnen alles für eine funktionierende Beziehung fehlt, können solche Ehen leider nicht funktionieren …
 
Where My Girls At
 
Betsy und Sam waren als Kinder beste Freundinnen, haben einander aber seither kaum je gesehen. Trotzdem soll Sam Betsys Trauzeugin sein. Nachdem Sam Betsy nicht erklären kann, warum sie vom Junggesellinnenabschied verschwinden musste, will Betsy Sam gar nicht mehr als Trauzeugin. Und nach einen Streit direkt vor der Zeremonie will Betsy Sam überhaupt nicht mehr bei der Hochzeit dabei haben. Die Hochzeitsgesellschaft wird aber von schwerbewaffneten Gangstern überfallen, die alle Gäste als Geiseln nehmen. Alle Gäste bis auf Sam, die tatsächlich eine Geheimagentin ist und sich zur Wehr setzen kann …
 
Das Hauptproblem vieler Filmkomödien besteht darin, dass die ursprünglich zugrundeliegende witzige Idee nicht richtig umgesetzt werden konnte. Eine Idee kann beim Pitch-Meeting noch so lustig klingen, diese dann auf gut anderthalb Stunden zu strecken und das Publikum bis zum Schluss zu unterhalten ist die hohe Kunst des Filmemachens, die in jeder Generation gerade mal eine Handvoll Leute wirklich beherrschen. Was wenn jedoch die Grundidee schon nicht wirklich witzig ist und ganz allgemein nicht viel Substanz bietet? Aus ohnehin schon dürftigem Ausgangsmaterial wird man kaum je eine unterhaltsame Komödie schaffen können.
 
Ich behaupte, die Grundidee von „Bride Hard“ bestand aus dem Titel und sonst erstmal nichts. Die beiden jungen, unbekannten Autorinnen Shaina Steinberg und Cece Pleasants waren von ihrem witzigen Wortspiel sicher hellauf begeistert und konnten diese Begeisterung offensichtlich auf ausreichend Entscheidungsträger bei nicht weniger als 4 beteiligten Produktionsgesellschaften übertragen („Sie kennen doch „Die Hard“, oder? Und sie kennen „Bridesmaids“. Der Film hat immerhin das Zehnfache seiner Kosten eingespielt. Das Zehnfache! Wir kombinieren beides und machen „Bride Hard“! „Bride Hard“, verstanden?! Das wird der Wahnsinn!“).
 
 
Nachdem ein ausreichendes Budget in Aussicht gestellt wurde, haben die beiden Autorinnen sich noch schnell etwas ausgedacht, das man nur mit viel gutem Willen als „Story“ bezeichnen kann. Um sich echte Gags auszudenken, waren sie dann schon zu erschöpft. Kurz bevor sie mit sich zufrieden ins Bett gehen wollten, fiel ihnen schnell noch ein, wie witzig es wohl wäre, wenn die am wenigsten geeignete, bekannte Schauspielerin in Hollywood die Rolle der Geheimagentin spielen würde. Am nächsten Tag erklärte ihnen dann einer der Produzenten, dass Melissa McCarthy a) zu teuer sei und b) schon mal eine Geheimagentin gespielt hatte. Zum Glück fiel jemanden ein, dass Rebel Wilson eine kleine Rolle in „Bridesmaids“ gehabt hatte und ihre Gage vielleicht gerade noch im Rahmen des Budgets liegen könnte.
 
An dieser Stelle möchte ich kurz abschweifen und einen Gedanken mit unseren Leser*innen teilen: Ich habe noch nie irgendetwas gesehen, dass die beiden Drehbuchautorinnen Shaina Steinberg und Cece Pleasants geschrieben hätten. Keinen Film. Keine Fernsehserie. Nix. Nothing. Nada. Niente. Nüschd. Rein gar nix. Die meisten der „Gags“ und auch die ganze „Story“ von „Bide Hard“ wirken auf mich kein bisschen so, als könnte daran tatsächlich eine Frau mitgeschrieben haben. Und klingen nicht schon die beiden Namen „Shaina Steinberg“ und „Cece Pleasants“ wie etwas, das sich alte, männliche Autoren ausgedacht haben würden? Ich werde hier sicher nicht behaupten, „Shaina Steinberg“ und „Cece Pleasants“ würden gar nicht wirklich existieren und diese Namen wären bloße Pseudonyme, weil man dachte, junge weibliche Autorinnen würden diesen Film verkäuflicher machen. Aber kann irgendjemand belegen, dass es nicht so ist?
 
„Bride Hard“ funktioniert als Komödie kaum. Die … ähm, … jungen weiblichen Autorinnen (*Zwinker) bemühen die üblichen ermüdenden Komödienklischees, wie zum Beispiel ältere Nebenfiguren die sinnlos derbe Vertraulichkeiten von sich geben (Hihihi, die alte Dame meint sie hätte, eine „Latexallergie“!), hysterische Zicken, die vor und vor allem bei Hochzeiten noch hysterischer und zickiger werden (Hohoho, die neue Trauzeugin befiehlt dem Vater, sich die Haare in Ohren und Nase zu schneiden!), kräftige schwarze Frauen mit jeder Menge Selbstwertgefühl (Hahaha, die Dicke baggert den Priester an!), hormonelle Schwangere, heiße Trauzeugen und Frauen, die ganz allgemein kein bisschen zusammenhalten und einander ständig anzicken.
 
Fire It Up
 
All diese wirklich lahmen Gags werden weitgehend ohne jedes Gefühl für Timing präsentiert. Noch schlechter fällt nur die Inszenierung der Action-Sequenzen aus. In den wenigen Szenen, die halbwegs Tempo aufweisen, ist das Gesicht von Rebel Wilson nie zu sehen, was vielleicht auch daran liegt, dass sie an diesen Stellen immer drei Perücken übereinander auf dem Kopf trägt. Dieser Look steht ihr aber ganz hervorragend, wirkt sie doch in diesen und nur in diesen Einstellungen immer 15 Kilogramm leichter und 10 cm größer als in jeder anderen Szene des Films.
 
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Nicht nur die Actionsequenzen, der ganze Film ist handwerklich misslungen. In der Vergangenheit meinte ich schon mehrfach über Filme mit schlechter Schnittarbeit, sie wären mit der Axt geschnitten worden. „Bride Hard“ erweckt den Eindruck, die Editors hätten den Film mit den Zähnen zerbissen und die Stücke mit Spucke zusammengeklebt. Ich glaube kaum, dass dieses Jahr ein Film mit mehr Anschlussfehlern in die Kinos kommen wird. Blutende Wunden einer Figur verschwinden von einer Einstellung zur nächsten. Ganze Szenen führen ins Nichts. Dafür passiert offensichtlich vieles auch außerhalb des Sichtbereichs der Kameras, etwa wenn die Heldin sich eine Wunde näht und wir nie zu sehen bekommen haben, wie sie zu dieser Verletzung gekommen ist.
 
Für die allgemeine, filmtechnische Schlampigkeit dieses Films kann man aber nicht die jungen weiblichen Autorinnen, …*hüstel*, … verantwortlich machen. Das geht alles auf das Konto von Regisseur Simon West. Der Mann hat während meiner fernen Jugend das Video zu „Never Gonna Give You up“ gedreht, das ich an dieser Stelle nur erwähne, um unsere Leser*innen zu „rickrollen“, und einige Jahre später „Con Air“, den ich hier erwähne, weil er der drittbeste Film der legendären „Beige Volvo Trilogy“ ist. In den letzten Jahren hat West vor allem schwache Actionfilme inszeniert, von denen nicht wenige nie im Kino liefen.
 
Warum nun ausgerechnet „Bride Hard“ im Kino laufen und ich darüber berichten muss, ist unklar. Denn neben der Arbeit der, … pfh, … jungen weiblichen Autorinnen und der Regie ist auch keine der darstellerischen Leistungen den Gegenwert einer Eintrittskarte wert. Anna Camp spielt eine Variation der Rolle, die sie bereits in „Pitch Perfect“ neben Rebel Wilson gespielt hat. Stephen Dorff, der seinen besten Film vor mehr als drei Jahrzehnten gedreht hat, markiert einen generischen Bösewicht. Anna Chlumsky war 1991 „My Girl“ und vierunddreißig Jahre später, ist sie die einzige, die sich bei der Arbeit an diesem Film so etwas wie erkennbare Mühe gibt. Man wünscht sich, sie bald in einem besseren Film wiederzusehen.
 
In einer Komödie kann man um des komischen Effekts willen Schauspieler*innen schon mal in Rollen besetzen, die nicht zu ihnen passen. So etwas gibt es, so etwas kann funktionieren. Und dann gibt es Fehlbesetzungen, die nicht funktionieren können. Rebel Wilson als Geheimagentin ist leider ein besonders drastisches Beispiel für eine Fehlbesetzung.
 
Ich schreibe ungern über die Figur oder andere körperliche Eigenschaften einer Darstellerin. Und gerade Rebel Wilson hat in letzter Zeit wirklich eine beachtliche Menge Gewicht verloren und sieht wirklich sehr gut aus (Ein gewisser Filmkritiker würde nur zu gerne halb so viel Gewicht verlieren. Er wäre dann zwar immer noch ein hässlicher alter Mann, aber eben ein sehr viel schlankerer). Aber Rebel Wilson sieht beim besten Willen noch immer nicht wie eine Superagentin aus. Sie bewegt sich nicht einmal so. Wilson hat eine ganz besondere Körperhaltung, bei der sie immer die Schultern nach oben zieht, die kein bisschen sportlich oder athletisch wirkt. Wenn sie läuft, wirkt es als wäre sie deutlich schwerer als sie tatsächlich ist. Weder sehen Agentinnen so aus, noch bewegen sie sich so.
 
Rebel Wilson ist leider einfach keine Hauptdarstellerin. Ich will nicht behaupten, sie selbst sei unsympathisch. Aber denken wir doch bitte alle mal ganz schnell an einen Film, in dem uns eine von Rebel Wilson dargestellte Figur sympathisch war. Bitte beachten, ich meine wirklich „sympathisch“, nicht „witzig“. Rebel Wilson hat eine Menge witzige Nebenfiguren gespielt. Aber welche ihrer Figuren wirkte denn je sympathisch? Genau! Gar keine.
 
Die Heldin eines Films muss uns aber sympathisch sein, sonst interessiert uns ihr Schicksal und damit der ganze Film leider einfach nicht. Rebel Wilson kann in der richtigen Nebenrolle im richtigen Film großartig sein. Vielleicht findet sie irgendwann mal ein Projekt, in dem sie auch in einer Hauptrolle die richtige Wirkung entfalten kann. „Bride Hard“ ist leider nicht dieses Projekt.
 
Fazit
 
Die Macher dieses Films haben gar nicht darauf geachtet, was ihnen für eine funktionierende Actionkomödie alles fehlt: Das Drehbuch bietet keine Lacher, die Action keinerlei Spannung und die Hauptdarstellerin keinerlei Heldenqualitäten. Ein Film wie eine von vorneherein zum Scheitern verurteilte Ehe: man fragt sich, wie es soweit kommen konnte und warum das alles sein musste.
 
 
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