*** Men in Black: International ***

mibi kritik

Autor: Walter Hummer
 
Bei Fortsetzungen von Blockbustern stellt sich doch hoffentlich schon lange niemand mehr ernsthaft die Frage, ob man sich den aktuellen Film ansehen kann, wenn man die Vorgängerfilme nicht gesehen hat?
 
There’s no business like franchise
 
Die kleine Molly wird Zeuge eines Einsatzes der „Men in Black“. Das Gedächtnis ihrer Eltern wird „neuralisiert“, aber Molly entgeht der Gedächtnislöschung. Als Erwachsene versucht sie alles, diese geheime Schutztruppe aufzuspüren um auch eine Agentin zu werden. Nachdem sie das endlich geschafft hat, muss sie zu ihrem ersten Auftrag in die Außenstelle nach London. Dort trifft die frischgebackene „Agent M“ auf den erfahrenen „Agent H“. Zusammen müssen die beiden die Erde retten …
 
Ein Franchise ist ein Franchise ist ein Franchise, … Hollywood liebt diese Filmserien, die über Jahre und Jahrzehnte laufen. Man kann Fortsetzung um Fortsetzung drehen. Dazwischen bringt man mal ein Spin-off heraus. Oder eine Solo-Geschichte einer der Figuren. Dann dreht man wieder mal ein Prequel. Oder produziert eine Fernsehserie, real oder animiert. Und dann darf man die Lizenzprodukte nicht vergessen: Computerspiele, Spielzeug aber auch Bücher zum Film. Ach, so ein Franchise ist schon was Feines.
 

 
Das haben sich wohl auch die Herrschaften bei Columbia Pictures gedacht. Gut, dort hat man jetzt keine Rechte an Superheldencomics, weder von Marvel noch von DC. Man hat auch keinen Krieg der Sterne. Aber vor mehr als Zwanzig Jahren hat Barry Sonnenfeld mit „Men in Black“ einen ganz witzigen und damals recht originellen Film über eine Geheimorganisation zur Überwachung außerirdischer Aktivitäten gedreht. Ein paar Jahre später kam Teil Zwei, der auch noch ganz unterhaltsam war. Teil Drei war 2012 zwar nicht mehr der ganz große Wurf, hat damals aber einen recht ordentlichen Gewinn eingespielt. Also war es nur eine Frage der Zeit bis Teil Vier in die Kinos kommen sollte.
 
An diesem neuen Film ist zwar keiner der ursprünglichen Darsteller beteiligt. Auch der ursprüngliche Autor und Regisseur Barry Sonnenfeld ist nur noch dem Namen nach als „Executive Producer“ beteiligt (das bedeutet, er bekommt Geld dafür, nicht über den neuen Film meckern zu dürfen). Und der neue Film widerspricht inhaltlich den früheren Filmen. Aber was soll’s? Solange das Ergebnis passt, soll es uns recht sein. Leider passt das Ergebnis nicht.
 
Ein Franchise ist nicht einfach nur eine Geldmaschine. Ein Franchise bedeutet für das Studio auch Verantwortung. Die Verantwortung entweder etwas Neues innerhalb des alten Musters zu schaffen (wie z.B. bei den „Spider-Man“-Filmen mit Tom Holland) oder das alte Muster zu verlassen um etwas ganz neues Eigenes zu schaffen (wie etwa bei „Logan – The Wolverine“). Wenn man weder das eine noch das andere schafft, bekommt man einen nichtssagenden Film wie zuletzt „X-Men: Dark Phoenix“. Oder eben nun bei „Men in Black: International“.
 
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Paris, London, Marrakesch, Neapel, …
 
An dem Film ist nichts wirklich schlecht. Es ist aber auch nichts wirklich gut. Und noch schlimmer: es ist rein gar nichts originell oder cool. Die Bezüge zu den früheren Filmen sind zu wenige und zu langweilig. Ja, der sprechende Mops ist kurz wieder zu sehen. Ja, es gibt wieder eine Montage, in der die neue Agentin ihre schwarzen Klamotten und ihre Ausrüstung bekommt. Die Agenten „J“ und „K“ sind kurz auf einem Bild zu sehen. Ach ja, Emma Thompson erscheint kurz in ihrer Rolle aus Teil Drei. Aber das war es dann auch schon.
 
Das Fehlen der Bezüge zu den früheren Filmen wäre halb so schlimm, wenn die Drehbuchautoren Matt Holloway und Art Marcum („Iron Man“ und „Transformers: The Last Knight“) genug eigenständige Ideen gehabt hätten. Aber die ganze Story um eine undichte Stelle bei den „Men in Black“ ist einfach lahm. Es gibt recht bald nur zwei Möglichkeiten, wer der Verräter sein könnte. Und der eine kann es nicht sein, weil das zu offensichtlich wäre. Da hilft es auch nicht, wenn man die Handlung rund um die Welt spielen lässt. Das macht man bei James Bond, aber bei „MiB“ braucht das niemand.
 
Die meisten Gags funktionieren einfach nicht richtig. Tessa Thompson (keine Verwandtschaft zu Emma) wirkt als frischgebackene Agentin sympathisch. Aber ihr Staunen und ihre Tollpatschigkeit in der Londoner Außenstelle ergeben keinen Sinn nachdem sie in New York bereits ihre Ausbildung hinter sich gebracht hat. Ein Gag mit einem Außerirdischen mit falschem Bart ist im Vergleich zu Tony Shalhoubs nachwachsendem Kopf bestenfalls halblustig. Eine Szene in der Agent H seine Kollegin einem außerirdischen Gast anpreist ist komplett daneben.
 
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Die Action funktioniert gar nicht. Eine Schießerei in London zeigt wie viele Schusswaffen in einen alten Jaguar passen. Dieser visuelle Gag ist aber bald erschöpft. Bei einer Verfolgungsjagd mit einem fliegenden Motorrad lässt Regisseur F. Gary Gray („The Italian Job“) keinerlei Spannung aufkommen. Der Endkampf ist eine Enttäuschung für jeden der sich an den Kampf gegen die Schabe am Ende von Teil Eins erinnert. Damals sah man einen originellen Gegner, der auf ungewöhnliche Art besiegt wurde. Hier sehen wir etwas, das an den Endgegner aus einem mittelmäßigen PC-Spiel erinnert. Und der wird bloß besiegt, weil die Guten die größere Kanone haben.
 
Men and Women in Black
 
Tessa Thompson konnte in “Thor: Ragnarok” nicht wirklich überzeugen. Und in den beiden „Creed“-Filmen gab ihr ihre Rolle nicht viel zu tun. Hier wirkt sie sympathisch, aber verloren.
 
Chris Hemsworth hat nicht nur als „Thor“ oft genug gezeigt, was er kann. Hier schafft er es in einer furchtbar schlecht geschriebenen Rolle nicht furchtbar schlecht zu spielen. Das ist eine beachtliche Leistung.
 
Rebecca Ferguson gibt nach den beiden letzten „Mission: Impossible“-Teilen und „Wenn Du König wärst“ wieder die geheimnisvolle, gefährliche Schöne. Sie macht das ganz gut. Trotzdem hätte man gerne Eva Green in dieser Rolle gesehen. Naja, vielleicht geht das nur mir so …
 
Fazit
 
Wer den vierten Teil von „Men in Black“ sieht, ohne die ersten drei Teile gesehen zu haben, kann sich über einen mittelmäßig gemachten Blockbuster amüsieren, um ihn fünf Minuten nach dem Abspann getrost wieder zu vergessen. Wer die früheren Filme kennt, wird jede Menge Vergleiche anstellen. Und keiner davon fällt günstig für den neuen Film aus.
 
 
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