*** The Death of Stalin ***

 
tdos kritik
 
Autor: Tim Prahle
         
Der Film entführt uns in eine nicht nachzuvollziehende Welt, in der wenige machtbesessene Menschen um die Herrschaft eines riesigen Reiches ringen. Satirisch, komisch und doch beängstigend. „The Death of Stalin“ ist eine Satire, bei dem sich einfach nicht das Gefühl einstellen will, dass die aufgezeigte Problematik lediglich vor über 60 Jahren und in der Sowjetunion aktuell war.
 
Im März 1953 steht die Sowjetunion vor einer Wende. Der langjährige faktische Alleinherrscher Josef Stalin liegt im Sterben und seine Stellvertreter ringen um die Nachfolge. Die personelle Umstrukturierung hat großen Einfluss auf die künftige Verfassung des Landes. Soll die bisherige Politik beibehalten, verschärft oder gemildert werden? Und: wer soll an der Spitze der einzigen Supermacht neben den USA stehen?
 
Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi), Lawrenti Beria (Simon Russel Beale), Georgi Melankow (Jefrey Tambor) und all die anderen politischen Köpfe (inklusive Stalins Kindern) agieren in irrwitziger Weise mal mehr, mal weniger strategisch und sind dabei doch gefangen in der eigenen Institution. So sitzen Chruschtschow und Beria sich in erzwungener Einheit gegenüber, während im Zentralkomitee über ganz alltägliche und nicht so alltägliche Dinge abgestimmt wird. Immer mit dem Zwang zur Einstimmigkeit.
 
 
Das Lachen bleibt im Halse stecken
 
Armando Ianucci hat mit „The Death of Stalin“ ein humoriges und tief satirisches Bild gezeichnet. Die Protagonisten irren in ihrem persönlichen Machtstreben durch den Film und führen die damaligen politischen Verhältnisse ad absurdum. Doch immer, wenn der Zuschauer sich dabei erwischt, eine Figur sympathisch zu finden oder Partei in dem Machtkampf zu ergreifen, wird ihm schonungslos die Brutalität und Grausamkeit vorgeführt, über das sich das damalige Regime die Macht sicherte. So bleiben bei aller Komik ein beklemmendes Gefühl und die Ahnung, wie wenige Personen auf dem Rücken eines riesigen Landes ihre Hahnenkämpfe ausfochten. Dabei streben die handelnden Personen kein Ideal oder höheres Ziel an. Dem Film verleiht das eine angenehme Kurzweiligkeit.
 
Die größte Stärke des Films ist neben dem Grundkonzept und den scharfen Dialogen, das Zusammenspiel der Schauspieler: Buscemi als intriganter Chruschtschow mit Gegenspieler Russel Beale. Tambor (Malenkow) als etwas naiver eigentlicher Nachfolgekandidat Stalins. Wassili und Swetlana Stalin (Rupert Friend und Andrea Riseborough) als Stalins komplett unterschiedliche Kinder, die um deren Aufmerksamkeit und Gunst die politischen Köpfe buhlen.
 
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Russland irritiert mit Film-Verbot
 
In Russland stieß der Film auf wenig Gegenliebe. Das Kultusministerium zog ein bereits erteiltes Verleihzertifikat wieder zurück. Jelena Drapeko, die Vorsitzende des Kulturkomitees der Duma sagte der Tageszeitung RBK: „Der Film verbreitet Extremismus.“ Sie habe noch nie so etwas Ekelhaftes gesehen. Die Vorsitzende des militärgeschichtlichen Vereinigung Russlands sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Es ist ein schlechter Film, ein langweiliger Film, und er ist niederträchtig, abstoßend und beleidigend." Es ist bedauerlich, dass derartige Meinungen das Bild in der russischen Öffentlichkeit prägen. The Death of Stalin ist allerdings nicht der erste Film, der in Russland von offizieller Stelle zensiert wird, ohne dabei auf besonders viel Verständnis im Ausland zu treffen.
 
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Fazit
 
Es bleibt zu hoffen, dass das Werk in der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu einem solch oberflächlichen Politikum verkommt. Denn das Problem einer Partei, einer Organisation oder eines Landes, bei dem nach dem Ableben oder Ausscheiden einer einzelnen tragenden Figur ein gefährliches intrigantes Machtvakuum entsteht, ist kein exklusives Merkmal der Sowjetunion in der „Post-Stalin-Zeit“.
 
 
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