Udo Lindenberg hat immer sein Ding gemacht. Selbst als er noch nicht der bekannteste Hutträger Deutschlands war. Die Geschichte dieser frühen Jahre kommt jetzt ins Kino.
Bei Onkel Pö spielt ’ne Rentnerband …
Der kleine Udo wächst in der westfälischen Provinz auf. Der Vater säuft, die Mutter fügt sich drein, eine typische Mittelklassefamilie der Wirtschaftswunderjahre eben. Aber Udo will mehr. Er will die Welt sehen und Schlagzeug spielen. Eine Kellnerlehre wird bald abgebrochen und Udo treibt sich rum. Irgendwann in den frühen 70ern landet Udo in Hamburg. Als Trommler in einem Stripschuppen und für Film- und Werbemusik verdient er sich seine Brötchen, seine Schnäpse und seine Biere. Das erste Album auf Englisch floppt. Aber mit dem zweiten Album kommt der ganz große Erfolg. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte …
Jedermann kennt Udo Lindenberg, auch wenn kaum jemand tatsächlich eine Platte von ihm zuhause hat. Und weil nach „Bohemian Rhapsody“ und „Rocketman“ Biografien von Musikern aus den 70ern international gerade hoch im Kurs stehen, … naja, … deutsche Filmstudios möchten eben auch mit den ganz Großen mitspielen. Aber ähnlich wie Udo Lindenberg, der vor allem gemessen am Standard der Bundesrepublik in den spießigen 70ern „cool“ und außerhalb Deutschlands nie erfolgreich war, möchte auch der Film über sein frühen Jahre zwar „cool“ und wild rüberkommen, kann aber seine biedere Herkunft nie abschütteln.
... seit zwanzig Jahren Dixieland
Regisseurin Hermine Huntgeburth hat bisher Filme wie „Bibi Blocksberg“, „Die weiße Massai“ und „Effi Briest“ inszeniert. Für das Fernsehen hat sie unter anderem zwei „Tatort“-Folgen gedreht. Für Filmfans die mit der Reihe nicht vertraut sind: „Tatort“ das sind Fernsehkrimis für Leute, die eigentlich keine Krimis mögen. Und auch wenn die Regie sich redlich Mühe gibt und sogar einmal ganz crazy in der Zeit herumspringt (auf „Gronau 1951“ folgt „Hamburg 1971“ und dann doch wieder „Gronau 1959“, also aufpassen!), fällt die Regie dieser „wilden Jahre“ doch leider allzu brav aus. Eine Episode aus dem Leben des Meisters folgt auf die andere. Der Reihe nach werden die Udo-Anekdoten abgehakt. Legenden, Mythen und Erfindung werden zu einem gefälligen Ganzen kombiniert. Das Ergebnis überrascht niemanden und bietet keine echten Höhepunkte.
Dabei bekommt die Regie auch keine Hilfe vom Drehbuch. Alexander Rümelin hat bisher vor allem für mittelmäßige Fernsehserien wie „Die Cleveren“ und „Notruf Hafenkante“ geschrieben. Sebastian Wehling hat die Drehbücher zu 4 Filmen der „Fünf Freunde“ geschrieben und zusammen mit dem dritten Co-Autor Christian Lyra das Drehbuch zur vernachlässigbaren Matthias-Schweighöfer- Komödie „Vaterfreuden“ verfasst. Wie man auf die Idee kommen konnte, diese drei Autoren und diese Regisseurin könnten zusammen eine wilde Story voll Sex, Drugs and Rock’n’Roll erzählen, wird wohl ein ungelöstes Rätsel bleiben.
´n Groupie haben die auch, die heißt Rosa oder so
So wie bei Udo nicht die Musik im Mittelpunkt seiner Berühmtheit steht, sondern seine Persönlichkeit, so ist es bei diesem Film nicht die vorhersehbare Story, sondern die Besetzung die seinen Reiz ausmacht.
Der noch recht unbekannte junge Darsteller Jan Bülow („Dogs of Berlin“) macht in seiner Rolle als Udo alles richtig. Er sieht dem jungen Lindenberg gar nicht besonders ähnlich (der Haaransatz ist viel zu weit vorne) und spricht – zum Glück – nicht annährend so undeutlich. Aber Bülow bietet uns seine eigene Interpretation des Portraits des Künstlers als junger Mann an. Und diese Interpretation funktioniert. Sie gefällt. Sie ist schlüssig. Bülow nimmt diese von den Drehbuchautoren nur halb ausgearbeitete Rolle eines ziemlich einfältigen und nicht besonders sympathischen jungen Mannes der einfach Glück hat und macht daraus einen charmanten Peter Pan, der nicht erwachsen aber ein Star werden will. Hoffentlich kann Bülow seinen natürlichen Charme bald auch in besseren Filmen einsetzen.
Charly Hübner („Das Leben der Anderen“) spielt nicht nur Udos Vater, sondern die ganze Verzweiflung und Depression des unzufriedenen Spießers in der Bundesrepublik. Julia Jentsch („Sophie Scholl – Die letzten Tage“) bildet als Udos Mutter in ihren wenigen Szenen das emotionale Zentrum des Films. Detlev Buck spielt das Klischee eines Musikproduzenten genauso wie man ein Klischee spielen muss, nämlich lächerlich überzogen.
Ruby O. Fee („Als wir träumten“) ist eine durchgeknallte Naturgewalt als „Paula, die sich immer auszieht“. Ella Rumpf („Tiger Girl“) ist ganz bezaubernd in ihrer Rolle als Inspiration für „Cello“. Saskia Rosendahl („Werk ohne Autor“) berührt uns als „Mädchen aus Ostberlin“.
Fazit
Udo Lindenberg hat immer sein Ding gemacht. Und es war immer ein cooles Ding. Im Film über sein Leben machen die Darsteller ihr Ding. Und das ist auch ein cooles Ding. Hätten Drehbuch und Regie auch noch jeweils ein cooles Ding gemacht, wäre der ganze Film ein noch viel cooleres Ding.