Einzelne Szenen sind wirklich amüsant ausgefallen, etwa wenn ein ängstlicher Gorilla eine Tür öffnet oder wenn sich ein Strauß und ein Eisbär über Vogelsachen und Bärensachen unterhalten. Aber wenn ein Eichhörnchen auf Rache sinnt, ist das nur halbwitzig und dieser Running-Gag wird auch nicht konsequent genug umgesetzt. Ein Kampf mit einem Tiger, der sich wie ein Kätzchen ablenken lässt, ist zu unentschlossen gestaltet um witzig oder spannend zu sein. Die Verkleidungen der Helden und praktisch alles andere auf einer von Antonio Banderas regierten Insel reizen nicht einmal zum Schmunzeln.
Der ganze Film ist übel zerschnitten. Zu Beginn des Filmes sehen wir zwei Personen gemeinsam das Haus des Doktors betreten, nur damit in der nächsten Szene die eine mit dem Doktor spricht, während die andere verloren durchs Haus irrt. Wo und warum sie sich getrennt haben bekommen wir nie zu sehen. In Actionszenen befinden sich Protagonisten von Einstellung zu Einstellung urplötzlich in anderen Positionen an anderen Stellen der Szenerie. Gegen Ende fängt Doolittle ein kleines Tier mit seinem Hut auf, ohne dass wir je gesehen hätten, woher das Tier angeschossen kam. Wir sehen digitale Tiere in Aktion die echter als echt aussehen. An anderen Stellen wirken die Tiere wie aus einem passablen Computerspiel entliehen. Und dann sehen wir ein Kriegsschiff vor einer Insel vor Anker liegen, das so schlecht generiert ist dass es in den Augen wehtut. Gut ein halbes Dutzend Firmen haben die visuellen Effekte für diesen Film geliefert. Und nicht alle haben ordentliche Qualität geliefert.
Robert Downey Jr. spielt wieder einmal einen genialen Exzentriker. Nachdem er ähnliche Rollen in den beiden Sherlock-Holmes-Filmen und etlichen Marvel-Abenteuern verkörpert hat, weckt das beim Publikum natürlich eine gewisse Erwartungshaltung. Aber diesmal wirkt dieser sonst so selbstsichere, charismatische Darsteller seltsam verloren und langweilig wenn er immer nur einzelne Szenen spielt, aber es nie schafft, den Charakter oder die Entwicklung seiner Figur zu vermitteln.
Michael Sheen ist ein großartiger Charakterdarsteller. Das hat er bereits in Filmen wie „Frost/Nixon“ oder „Die Queen“ bewiesen. Seine Leistung als Schurke in diesem Film erinnert aber mehr an seine Darstellung eines hysterischen Vampirs in „Breaking Dawn – Bis(s) einer weint“.
Die Rollen der jungen Lady Rose und des Tommy Stubbins mögen in der früheren Fassung des Films Sinn ergeben haben. In der vorliegenden Version erfahren wir nie, warum Queen Victoria eine zwölfjährige Hofdame schickt oder warum Tommy bei seinem Onkel lebt oder warum er einfach ohne Abschied auf große Reise geht. Damit haben die jungen Darsteller Carmel Laniado und Harry Collett („Dunkirk“) nichts, womit sie ihre Rollen gestalten könnten. Wenn beide trotzdem sympathisch wirken spricht das für diese beiden jungen Talente.
Fazit
Irgendwie hat man hier Filmmaterial im Wert von knapp 200 Millionen Dollar zusammengestückelt. Einzelne Teile sind witzig, einzelne Teile sind nett anzusehen, andere Teile funktionieren nicht. Und diese Einzelteile summieren sich nicht zu einem guten Film. Sie summieren sich tatsächlich gar nicht und bleiben nur Einzelteile.