Lauries besondere Aufmerksamkeit gilt ihrer durch die Geschehnisse ebenfalls traumatisierten Enkelin Allyson (Andi Matichak), mit der sie inzwischen zusammenwohnt. Um das Liebesleben der jungen Krankenschwester in Schwung zu bringen, fädelt Oma Strode eine Begegnung mit dem ähnlich schwer gezeichneten Haddonfield-Außenseiter Corey Cunningham (Rohan Campbell) ein, der in einem auf den Punkt inszenierten Prolog in einen schrecklichen Unfall verwickelt wird und danach als Psycho gilt. Michael Myers, dessen Schatten überall zu spüren ist, hat sich – Pennywise aus Stephen Kings Horrorroman „Es“ lässt grüßen – derweil in das Kanalsystem zurückgezogen und streckt von dort seine mörderischen Hände aus.
Mutig, aber nicht mutig genug
Das, was der einmal mehr auch am Drehbuch mitwirkende Regisseur und seine kreativen Partner in „Halloween Ends“ versuchen, ist durchaus wagemutig, eröffnet aber interessante neue Blickwinkel. Die ursprüngliche Schreckgestalt, eine Genreikone, eine ganze Weile an den Rand zu stellen und stattdessen davon zu erzählen, wie das Böse womöglich in uns allen schlummert, hat zweifelsohne seinen Reiz. Oder müsste man „hätte“ sagen? Unter dem Strich beschreitet der Film den neuen Weg nämlich nur halbherzig.
Problematisch ist bereits, dass die für das Konzept enorm wichtige Romanze der verletzten Seelen Allyson und Corey quasi auf Knopfdruck herbeigeführt wird. Ihre Beziehung ließe sich in eine aufregende Richtung lenken. Vor dem ganz großen Umbruch schrecken die Macher allerdings zurück. Verbunden ist damit auch der nur zur Hälfte ausgereizte Konflikt zwischen Laurie und ihrer Enkeltochter, die mehr und mehr erkennt, dass sie aus ihrem alten Leben ausbrechen muss.
„Halloween Ends“ setzt die in Greens erstem Teil auf den Weg gebrachte Diskussion um Trauma und Verarbeitung fort, rutscht aber immer dann ins unfreiwillig Komische ab, wenn es tiefgründig und philosophisch werden soll. Lacher produziert der Film, wie in der Kölner Pressevorführung zu hören war, in ähnlichem Umfang wie sein direkter Vorgänger.
Ein ums andere Mal wird es dabei absurd im negativen Sinne. Dass das Geschehen zuweilen parodistisch anmutet, liegt vor allem an einigen völlig überzeichneten Nebencharakteren. Coreys Mutter behandelt ihren erwachsenen Sohn wie einen Dreijährigen, hat – hallo Norma Bates – ein ungesundes Verhältnis zu ihm. Vier Jugendliche sind allein optisch als Klischee-Asis markiert.
Und Allysons Kollegin ist als dümmliche, dampfplaudernde Arztaufreißerin nicht weniger stereotyp. Sinnvoll wäre es wahrscheinlich gewesen, den neuen großen Handlungsschlenker früher einzuführen bzw. anzudeuten. Statt die Protagonistinnen im zweiten Teil phasenweise zu Statistinnen zu machen, hätte man konsequente Vorarbeit für das Finale leisten können.
Während der Film zum Ende hin noch einmal Gas gibt und den Härtegrad steigert, fehlt es zwischendurch immer wieder an Spannung und echten Gänsehautmomenten. Von John Carpenters gnadenlos präzise getimter Eskalationsdramaturgie aus „Halloween – Die Nacht des Grauens“ ist Greens Reihenabschluss mehr als ein bisschen entfernt.