*** Meine teuflisch gute Freundin ***

 
mtgf kritik
 
Autor: Walter Hummer
         
Ein deutscher Film für Kinder und Jugendliche, in dem sich die Figuren durchaus realistisch verhalten? Wo gibt es denn so etwas? Und dann ist das Ganze noch witzig? Das muss doch mit dem Teufel zugehen …
 
Nachwuchs aus der Hölle
 
Viele Teenager haben etwas Teuflisches an sich. Aber bei Lilith gibt es dafür einen guten Grund: Sie ist tatsächlich die Tochter des Leibhaftigen. Und die Geschäfte des Teufels gehen gut. Sogar sehr gut. Daher will das frühreife Töchterchen nun endlich ins Familiengeschäft einsteigen. Aber Luzifer ist eben auch bloß so ein langweiliger, spießiger, alter Erziehungsberechtigter und möchte, dass seine Tochter erst etwas lernt, bevor er sie in die Welt hinauslässt. Wie jeder Teenager weiß auch Lilith, sie bräuchte bloß eine Chance zu beweisen, wie böse sie sein kann. Der Teufel wäre nicht der Teufel, wenn er sich nicht gerne auf einen Handel einließe.
 
In einer kleinen Stadt im ländlichen Niedersachsen lebt die kreuzbrave Greta. Ihre Hobbies sind tatsächlich singen, lesen und Hausaufgaben. Wenn Lilith es schaffen sollte, die herzensgute Greta innerhalb einer Woche etwas richtig Böses tun zu lassen, dann dürfte sie endlich hinaus in die große Welt ziehen um dort Teufels Werk zu vollbringen. Wenn nicht, erwartet sie ein Schicksal schlimmer als der Tod: die Arbeit in der Buchhaltung …
 
 
Schon die ersten Szenen lassen erkennen; wir haben es hier nicht mit einem der üblichen Kinder- und Jugendfilme deutscher Machart zu tun. Hier ist nicht alles eitel Sonnenschein, hier gibt es auch Schatten und Finsternis. Dieser Film ist nicht glattgebügelt, er hat echte Ecken und Kanten. Und dieser Film ist wirklich witzig. Spätestens wenn der Teufel seiner Tochter aufträgt, den Sterblichen zu sagen, sie käme aus Saarlouis, weil die Herkunft aus dem Saarland eventuelle Auffälligkeiten ihres Verhaltens erklären würde, ist klar: wir sind hier nicht in Lummerland.
 
Und auch wenn die Geschichte um die Tochter des Teufels natürlich fantastisch ist, spielt das Ganze doch in der Realität. In anderen Kinderfilmen müssen sich Mobbingopfer bloß mit den Tätern anfreunden, und schon sehen diese ihre Fehler auch gleich ein. In diesem Film gibt Lilith dem Schulrüpel einfach ein paar Dosen seiner eigenen Medizin zu schlucken. Auch der bornierte Rektor der Schule wird nicht rechtzeitig zum Finale plötzlich lieb und nett. Wenn dann noch gezeigt wird, wie die fürsorgliche Mutter der Bilderbuchfamilie ihre Tochter lange Zeit zwar sanft aber doch bestimmt manipuliert hat, lässt der Film das übliche Niveau solcher Geschichten weit hinter sich.
 
The Devil in disguise
 
Am interessantesten ist der Film aber dort, wo er die erste Liebe junger Menschen (oder eben Teufel) beschreibt. Die Zuneigung zu ihrem Mitschüler Carlo ist es, die die bisher so zurückhaltende Greta aus sich herausgehen lässt. Und wenn Lilith wegen ihrer Gefühle für den Klassenkameraden Samuel verwirrt ist, dann ist da nichts mehr fantastisch. Ganz realistisch zeigt der Film, wie junge Menschen mit Gefühlen zurechtkommen müssen, die sie zum ersten Mal fühlen. Und wie im realen Leben auch, sind die Eltern – sowohl die menschlichen als auch die teuflischen – keine echte Hilfe für die Mädchen.
 
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Der Teufel steckt im Detail Aber nicht nur die Geschichte hinterlässt einen guten Eindruck. Der ganze Film ist überaus kompetent gemacht. Die Regie macht nichts falsch und fast alles richtig. Kamera, Ton und Schnitt dieses Kinderfilms wirken absolut erwachsen. Kostüme und Ausstattung tragen zum realistischen Look des Films bei. Die Schule, das Haus von Liliths Gastfamilie, der Kiosk am Hauptplatz der Kleinstadt, .. all diese Orte wirken überaus real und gar nicht wie die typischen Hintergründe für einen Kinderfilm.
 
Es liegt in der Familie …
 
Lilith, die Tochter des Teufels, wird gespielt von Emma Bading („Weiter als der Ozean“). Vor allem ihr ist es zu verdanken, wenn Kinder, Jugendliche und hoffentlich auch deren Eltern, die Entwicklung der Hauptperson nachvollziehen können.
 
Janina Fautz hat mit ihren dreiundzwanzig Jahren bereits in mehreren „Tatort“-Filmen und verschiedenen Teilen der „Wilden Kerle“ mitgewirkt. Trotzdem spielt sie die unerfahrene, junge Greta absolut glaubwürdig.
 
Ludwig Simon, der Sohn von Maria Simon und Devid Striesow, ist ebenfalls ein erfahrener Schauspieler. Seine Darstellung des Samuel wird vor allem die jungen Damen ansprechen.
 
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Erst vor kurzem hat Samuel Finzi in „Der Hauptmann“ wieder gezeigt, dass er viel mehr kann, als bloß Til Schweiger die Stichworte zu liefern. Den Leibhaftigen spiel er gewohnt souverän.
 
Fazit
 
„Meine teuflisch gute Freundin“ ist kein bloßer Kinderfilm oder bloß ein Film für Jugendliche. Er ist ein Familienfilm im besten Sinne des Wortes, weil er es schafft, die ganze Familie anspruchsvoll zu unterhalten.
 
 
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