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Kritik: Saw X

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Autor: Christopher Diekhaus
 
Warum aufhören, wenn immer noch Geld zu machen ist? Getreu diesem Motto läuten die Macher der „Saw“-Reihe die mittlerweile zehnte Runde ein – und überraschen dabei zunächst mit einem interessanten Ansatz. Irgendwann rattern sie aber natürlich wieder das bekannte Foltereinmaleins herunter.
 
Starker Tobin Bell
 
Zwei Männer, die in einem siffigen Badezimmer zu sich kommen, keine Ahnung haben, wie sie dort hingelangt sind, und plötzlich in ein perfides Spiel verwickelt werden – mit dieser knackigen Prämisse nahm 2004 eine der finanziell einträglichsten Horrorreihen ihren Anfang. „Saw“, geschrieben von Leigh Whannell und inszeniert von James Wan, entwickelte sich unerwartet zu einem Hit und zog diverse deutlich schwächere, oft einzig auf möglichst grafische Gewaltexzesse abhebende Fortsetzungen nach sich.
 
Der im ersten Teil eingeführte Antagonist John Kramer alias Jigsaw, ein sterbenskranker Serienmörder, der mit großer Freude moralisch korrumpierte Menschen durch Folterparcours hetzt, ist ein wichtiger Bestandteil des Franchise, stand aber bislang nie wirklich im Zentrum der Handlung. Mit „Saw X“ wird diese Lücke nun geschlossen.
 
Zeitlich zwischen dem Ursprungsfilm und dessen Sequel „Saw II“ angesiedelt, beobachten wir John Kramer (Tobin Bell) im neuen Kapitel dabei, wie er verzweifelt versucht, dem Tod von der Schippe zu springen. Die Ärzte rechnen ihm keine Chancen mehr aus und gehen nicht gerade empathisch mit ihm um.
 
 
Triste, graustichige Bilder spiegeln den Gemütszustand des Krebspatienten, bei dem nur in einem Augenblick sein Verlangen aufzuckt, andere für ihr rücksichtsloses Verhalten zu bestrafen. Als er eine Servicekraft im Krankenhaus bei einem Diebstahl erwischt, mal sich Kramer aus, wie er den Langfinger mit einer komplexen Apparatur quälen würde. Wer die Reihe kennt, weiß: Das geht nur blutig und deftig!
 
Abgesehen von diesem kleinen Abstecher in den Kopf des Protagonisten hält sich der mit dem Franchise vertraute Regisseur Kevin Greutert zurück. Im Fokus steht anfangs das Drama eines gebrochenen Mannes auf der Suche nach dem letzten Strohhalm, das spürbar von der Performance des Hauptdarstellers profitiert. Überzeugend bringt Tobin Bell die Erschöpfung Kramers rüber, lässt hier und da aber auch etwas Kampfgeist aufblitzen. Obwohl ihm jeder Schritt schwerfällt, jeder Tag eine Belastung ist, weigert er sich aufzugeben.
 
Vorsicht vor der Gigli-Säge!
 
 
Hoffnung keimt auf, als ihm Henry Kessler (Michael Beach), wie er Mitglied in einer Selbsthilfegruppe, von einer bahnbrechenden Behandlungsmethode erzählt, die offiziell noch nicht angeboten wird. Im Geheimen operiert bislang die auf den Spuren ihres Vaters wandelnde norwegische Medizinerin Cecilia Pederson. Doch der Erfolg, so Kessler, gibt ihr Recht. Kramer hinterlegt sein Interesse und erhält tatsächlich einen Platz in einer Klinik irgendwo außerhalb von Mexiko-Stadt.
 
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Die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ablaufende Anreise hätte ihn eigentlich schon stutzig machen können. Zu groß ist jedoch die Zuversicht, den Krebs endlich loszuwerden. Das Ende vom Lied: Irgendwann nach der angeblich geglückten Operation begreift John, dass er skrupellosen Betrügern auf den Leim gegangen ist.
 
Was folgt, dürfte klar sein: Zuverlässiger als alles andere bringt das Gefühl der Rache und die die Meinung, den Kriminellen eine Lektion erteilen zu müssen, Kramers Lebensgeister zurück. Scheint es gerade noch so, als schaffe er es, sein brutales Hobby hinter sich zu lassen, schaltet er unter dem Einfluss der Enttäuschung sofort in den unerbittlichen Planungsmodus. Glaubwürdigkeit hat dabei, wie in der Reihe generell, nicht viel zu melden. Die vorige Gebrechlichkeit? Rasch verflogen! Und wahrlich staunenswert, was John zusammen mit seiner Handlangerin Amanda Young (Shawnee Smith) logistisch bewerkstelligt, um Pederson und ihre Crew dranzukriegen.
 
Auch jetzt, wo das übliche Spiel beginnt, hat „Saw X“ noch ein paar spannende Ideen im Köcher. Zu nutzen wissen Greutert und die Drehbuchautoren Peter Goldfinger und Josh Stolberg sie aber nur bedingt. Den meisten Spaß haben sie offenkundig an den blutigen Gemeinheiten, von denen es einmal mehr einige durchzustehen gilt. Zimperlich sollte man vor allem dann nicht sein, wenn die fiese Gigli-Knochensäge zum Einsatz kommt.
 
Fleißig hakt der Film die reihentypischen Folterhäkchen ab, wechselt hier und da die Richtung, fühlt sich stellenweise aber dennoch monoton an. Nervig sind besonders Amandas platt aufgezogener Gewissenskonflikt und einige sich im Kreis drehende Diskussionen zwischen Kramer und Pederson. Von den zwei Stunden, die „Saw X“ in Anspruch nimmt, hätte man gut und gerne 15 Minuten weglassen können. Was Nostalgiker wiederum erfreuen dürfte: Gerade gegen Ende zitiert der zehnte Streich das einflussreiche Original mehrfach.
 
Fazit
 
Ein spannender, da ungewohnter Einstieg und ein überzeugender Hauptdarsteller wecken die Hoffnung auf einen unkonventionellen „Saw“-Beitrag. Spätestens ab der Mitte bewegt sich der Film jedoch wieder in bekannten Bahnen. Wäre ein konsequenterer Bruch mit den Erwartungen wirklich so schlimm gewesen?
 
 
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