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Kritik: Night Swim

sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Das noch recht junge Unternehmen Blumhouse produziert hauptsächlich Horrorfilme und Thriller recht unterschiedlicher Qualität. Wie ist wohl das neueste Produkt aus dem Hause Blum ausgefallen?
 
Oh my God, the house looks great!
 
Die Familie Waller (Vater Ray, Mutter Eve, Teenager-Tochter Izzy und der zwölfjährige Elliott) braucht ein neues Zuhause. Das Haus, das sie gefunden haben verfügt sogar über einen Swimmingpool. Das trifft sich hervorragend. Ray, der seine Karriere als Baseballprofi wegen eines degenerativen Leidens beenden musste, möchte diesen Pool für seine Reha nutzen. Aber der Pool hat eine finstere Geschichte und bald bedroht das Loch im Garten die ganze Familie …
 
Ein böser Swimmingpool? Ernsthaft? Sind wir zurück in den Achtzigern, als nach dem Erfolg von „Christine“ plötzlich jede Menge unbelebte Alltagsobjekte vom Bösen besessen waren und uns umbringen wollten? Bulldozer, eine Bügelmaschine, ein „Fahrstuhl des Grauens“, ja sogar Grundnahrungsmittel („Angriff der Killertomaten“) und vieles mehr trachtete uns damals im Film nach dem Leben. Und jetzt soll das Ganze mit einem mörderischen Swimmingpool wieder anfangen?
 
 
Ja, warum denn nicht? Ich möchte hier Harry Rowohlt zitieren: „Wenn sowas gut gemacht ist, …“. „Christine“ war einer der besten Filme von John Carpenter und hat nicht umsonst damals eine Welle von Nachahmern losgetreten. Und in Stanley Kubrick’s „The Shining“ war zuvor bereits ein ganzes Hotel böse. Wenn ich so drüber nachdenke hat Stephen King nicht nur die Vorlagen zu „The Shining“ und „Christine“ sondern auch zu „Maximum Overdrive“ (jede Menge böse Autos) und „The Mangler“ (die böse Bügelmaschine) verfasst. Der Mann will uns ja wirklich vor allem Angst machen …
 
Zurück zum Thema … „Night Swim“ ist weder mit „The Shining“ noch mit „Christine“ vergleichbar. Aber besser als „Fahrstuhl des Grauens“ ist der neue Film aus dem Hause Blum allemal. Tatsächlich haben sich die beiden Autoren Bryce McGuire und Rod Blackhurst eine Story ausgedacht, die nicht nur zum großen Teil in sich stimmig ist, sondern auch echte Charaktere mit echten Problemen enthält. Diese Figuren agieren und reagieren alle sehr realistisch. Das kann man nur von wenigen Unterhaltungsfilmen behaupten und nur von den allerwenigsten Horrorfilmen.
 
Regisseur Bryce McGuire hat das Ganze dann auch noch sehr kompetent und auch durchaus einfallsreich inszeniert. Ja, natürlich gibt es die Figur der Maklerin, die Exposition im Dialog zu vermitteln hat. Aber die entsprechende Szene ist kurz und sinnvoll gestaltet. Bryce verzichtet auf viele der üblichen Genre-Klischees. Die „jump scares“ halten sich in Grenzen. Und es muss nicht erst zu einer ganzen Reihe von Todesfällen kommen, bis der erste Protagonist schön langsam anfängt, sich vielleicht Gedanken zu machen.
 
Tatsächlich schaffen es Regisseur McGuire und sein Kameramann Charlie Sarroff („Smile“) ganz hervorragend schon in frühen Phasen des Films eine unheimliche Stimmung nur mit Bildern zu erzeugen. Der Pool ist nicht einfach im Bild zu sehen, er scheint tatsächlich zu lauern. Nicht nur in den nächtlichen Szenen sondern auch im hellen Tageslicht wirkt der Pool bereits bedrohlich noch bevor es zu den ersten Zwischenfällen mit den neuen Eigentümern kommt. Das schafft eine wunderbar gruselige Atmosphäre. In einer Szene in der Mitte des Films erfüllt uns bereits der Anblick einer Wassermelone mit Unbehagen.
 
In dieser gruseligen Atmosphäre lässt Bryce McGuire seine Figuren sinnvoll agieren. Natürlich bleibt den Protagonisten die Bedrohung zunächst verborgen. Aber sie sind niemals nur unbedarfte Opfer. Und später hat der Vater seine eigenen, verständlichen Gründe, warum er die Bedrohung nicht wahrnehmen will, während seine Frau diese bereits erkannt hat. Jede der Hauptfiguren reagiert nachvollziehbar auf die Wendungen der Geschichte.
 
01 ©2024 Universal Pictures02 ©2024 Universal Pictures03 ©2024 Universal Pictures04 ©2024 Universal Pictures
 
Natürlich ist „Night Swim“ nicht perfekt. Die Auflösung oder Pointe gegen Ende des Films kam mir bereits nach ungefähr 5 Minuten in den Sinn, ich habe sie aber gleich wieder als lächerlich verworfen. Als sie dann 75 Minuten später präsentiert wurde, war diese Entwicklung einfach nur noch bescheuert. Und wenn man dann akzeptiert, wie der Fluch des Pools funktioniert, muss man sich erst recht fragen, warum das Schwimmbecken sich mit seinem Vorhaben so lange Zeit gelassen hat und so umständlich vorgegangen ist. Es gibt James-Bond-Bösewichte, die nicht so viel Aufwand treiben.
 
It’s like trying to conquer death
 
Aber diese Schwächen des Films werden von der wirklich sehr guten Besetzung beinahe überspielt. Wyatt Russel („The Falcon and the Winter Soldier“) hat die Ausstrahlung seines Vaters geerbt, die uns Kurt Russel in praktisch jeder seiner Rollen erstmal sympathisch finden lässt. Sohn Wyatt spielt hier sehr un-theatralisch einen Mann, der zwar dankbar ist für das was er hat, aber doch auch unglücklich über das was er verloren hat.
 
Kerry Condon war bereits das emotionale und rationale Zentrum von „The Banshees of Inisherin“ und hätte den Oscar, für den sie nominiert war, sicher verdient. In „Night Swim“ muss ihre Figur von Anfang an stark sein und sich gegen Ende dem Schlimmsten stellen. Condon bleibt in jeder Szene glaubhaft und nahbar.
 
Gavin Warren war in „Aufbruch zum Mond“ der Sohn von Ryan Gosling. In „Night Swim“ spielt er das jüngste Familienmitglied nie nur als verschrecktes Kind, sondern als jungen Mann mit eigenen Problemen. Amélie Hoeferle („Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes”) ist nie die typische nervige Teenie-Göre, die wir aus so vielen Horrorfilmen kennen.
 
Fazit
 
Mit seinem zum größten Teil intelligenten Drehbuch, der kompetenten Regie und der sehr guten Besetzung, ist „Night Swim“ den meisten typischen Blumhouse-Produktionen, wie „Paranormal Activity 27“ oder dem dreiundvierzigsten „Insidious“-spin-off, weit überlegen. Eine lächerliche Auflösung gegen Ende verdirbt den sehr guten Gesamteindruck leider etwas.
 
 
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