Blumhouse presents …
Der Film lief gerade drei Minuten, als es mir auch schon gereicht hat. Wenn ich die Hauptfiguren nach so kurzer Zeit schon am liebsten anschreien möchte, läuft ein Film für mich doch irgendwie in die falsche Richtung. Aber relativ bald musste ich feststellen, was ich an dem Film auszusetzen hatte, war sein Inhalt. Und im Gegensatz zu anderen Leuten Mitte vierzig, habe ich nicht komplett vergessen, wie es war als ich selbst jung war. Damals haben sich fast nur Teenager Filme wie „Freitag der 13.“ oder „Nightmare on Elm Street“ angesehen. Das war auch absolut in Ordnung, weil diese Filme ja vor allem für Teenager gedacht waren. Und ebenso verhält es sich mit Filmen wie „Paranormal Activity“, „Happy Deathday“ oder nun „Wahrheit oder Pflicht“, alle von Jason Blums Produktionsgesellschaft „Blumhouse“ gedreht.
Natürlich ist es dumm, wenn die Freunde in diesem Film immer wieder ein anderes Mitglied der Gruppe allein lassen. Aber die jungen Leute in „Freitag der 13.“ sind auch immer in den Wald gegangen, obwohl jeder wusste, wie gefährlich das war (Gut, die wollten dort Sex haben. Dafür hätte ich damals die Möglichkeit zerstückelt zu werden auch in Kauf genommen.). So lange es Horrorfilme gibt, haben sich junge Leute in diesen Filmen dumm angestellt. Daran kann man nichts ändern. James Bond lässt sich auch immer von den Schurken gefangen nehmen. Und der war immerhin in Eton.
Abgesehen von der Handlung und dem unterirdischen IQ der handelnden Figuren ist an diesem Film nichts auszusetzen. Alles ist recht kompetent in Szene gesetzt. Der Look des Films wirkt sehr viel hochwertiger als der vieler Horrorklassiker von früher. Und auch die jungen Darsteller machen zum größten Teil nichts verkehrt. Dabei betrug das Budget dieses Films nur lächerliche 3,5 Millionen Dollar. „Shades of Grey – Befreite Lust“ hat fünfzehnmal mehr gekostet. Und die Figuren dort waren mindestens so dumm wie die jungen Leute in „Wahrheit oder Pflicht“.
Wir haben hier einen handwerklich gut gemachten, auf seine Art recht spannenden Thriller, der nun mal einfach nicht für Angehörige meiner Generation gemacht wurde. Das Zielpublikum ist fünfundzwanzig Jahre jünger als ich. Und diese jungen Leute stört es nicht, dass mir der Effekt mit den verfremdeten Gesichtern so bekannt vorkommt. Die waren doch alle noch gar nicht geboren, als Soundgarden „Black Hole Sun“ rausgebracht haben. Junge Leute wollen sich gruseln und unterhalten. Und beides bietet dieser Film. Was will man mehr?
Warnung:
Wer seine schmutzige Wäsche selbst wäscht, statt sie zur Mama zu bringen oder beim Geruch von Wodka mit Red Bull würgen muss oder vielleicht sogar schon mal ein Buch gelesen hat, ohne anschließend darüber eine Arbeit schreiben oder ein Referat halten zu müssen, sollte sich gut überlegen, ob er diesen Film sehen möchte. Menschen, mit Kindern im Alter der Protagonisten, sollten diesen Film unbedingt meiden. Sie würden während der ganzen Vorstellung bloß zornig die Figuren auf der Leinwand anschreien. Da hat niemand was davon.
Fazit
„Wahrheit oder Pflicht“ ist stellenweise tatsächlich komisch und auch ganz schön gruselig. Schlau ist dieser Film nicht. Ganz sicher nicht.