Intimes Drama statt Glamour und Stadionauftritte. Nach Filmen wie BOHEMIAN RHAPSODY, ROCKETMAN und ELVIS folgt nun mit BACK TO BLACK von Regisseurin Sam Taylor-Johnson das nächste Biopic über eine Musik-Künstlerin.
Eine Abwärtsspirale
Marisa Abela spielt niemand geringeren als Amy Whinehouse und muss somit hohe Erwartungen erfüllen. Die Story behandelt ihr Leben, ihren Aufsteig und ihre Abwärtsspirale bis zum Tot. Neben musikalischen Auftritten handelt die Geschichte vor allem um ihr Privatleben. Die Bindung zu ihrer Familie, ihre große Liebe und ihre Suchtprobleme stehen vor allem in Vordergrund. Wir begleiten Whinehouse bei ihren Bar-Besuchen, dem Moment in dem sie sich verliebt und ihren Konzertauftritten.
Die Geschichte eines Weltstars
Den Song „Back to Black“ kennt wohl jeder, der schon mal Radio gehört hat, aber wer kennt schon die Lebensgeschichte der Sängerin Amy Whinehouse im Detail? Ich kannte sie zumindest nicht. Mit diesem Film sollte sich das nun ändern, aber spiegelt die Darstellung wirklich die Gsschichte der Sängerin wieder? Wenn man den ein oder anderen Artikel über ihr Leben liest, stellt sich schnell heraus, dass einige wichtige Aspekte von Amys Charakter, wie ihre Zeit als Journalistin und ihre Charity Aktivitäten fehlen und von der toxischen Liebesbeziehung komplett verdrängt werden. Auch der eigentliche wichtigste Part, ihre Musik, wird eher zur Nebengeschichte. Negative Apekte, wie ihre Essstörung und ihre Selbstverletzungen wurden wenig bis gar nicht erwähnt und somit ihre Sucht und ihr mentaler Zustand sehr vereinfacht.
Der Film wirkt jedoch erstmal plausibel wenn man nichts über Amy Whinehouse weiß, aber wenn man sich etwas auskennt oder einarbeitet, passt das Verhalten nicht mehr ganz. Die Songs wirkten zwar authetisch von Marisa Abela gesungen, aber die echten Whinehouse Fans erkennen wahrscheinlich sofort die Unterschiede. Das Aussehen von Abela ist auf jeden Fall ähnlich zum Original und auch das Schauspiel ist überzeugend, jedoch wirkt es teilweise etwas überzogen und zeigt weniger die schüchterne Seite von Amy auf.
Die Frage des Sinnes
Im Film wurde definitv deutlich, dass sie ihre Musik nicht für Geld machte und von diesem kaum etwas sehen wollte, aber jetzt wird durch den Film ihr Leben für Geld zur schau gestellt und skandalisiert. Ob Amy selbst also den Film gut fände? Vermutlich nicht.
Das Ende des Filmes ist natürlich klar, der Tod von Amy, aber wie man es darstellt ist flexibel und hier wurde meiner Meinung nicht der richtige Weg ausgesucht. Eine drogenfreie Amy schaut sich in einem lichtdurchfluteten weißen Raum alte Sachen an und schwilgt in Erinnerung. Dann die Infotafel, dass sie doch an ihrer Sucht gestorben ist. Es fehlt etwas. Man geht als unwissende Person davon aus, dass es jetzt bergauf geht und dann - Ende. Was ist hier die Message? Nach den Film hat man das Gefühl man hat den Film nicht zuende gesehen.
Romantik oder Gift
Der Film zeigt viele Drogen und eine extrem toxische Beziehung, welche eher glorifiziert scheint, als kritisch hinterfragt und in einen Kontext gestellt. Die Geschichte handelt nunmal von ihrem Leben, aber man kann entscheiden wieviel und wie man was zeigt. Die Bindung und „Liebe“ zu Blake (Jack O'Connell) wirkt echt. Die Romantik als die beiden sich kennenlernen und bevor alles ins Chaos versinkt ist ziemlich ansteckend und hat viel Atmosphäre. Amy besteht jedoch bald nur noch aus dem Fakt, dass sie Blake liebt und der Film konzentriert sich komplett auf diesen Aspekt, obwohl Winehouse mehr als das war.
Das Äußere zählt
Frisur und Makeup sitzt. Vom Äußeren wirkt die Whinshouse Immitation von Abela überzeugt und der Eyeliner passt. In ihren betrunkenen Szenen wirkt sie jedoch immer zu gewollt und zu hübsch für die Lage. In der Realität sah sie nach all dem Drogenmissbrauch wesentlich herunter gekommener aus und nicht wie frisch geschminkt. Das Aussehen von Jack O'Connell gleicht außerdem kaum dem echten Blake, abgesehen vom Hut. Mehr gibt das Outfit nicht her.
Regisseurin Sam Taylor-Johnson hat bereits das John Lennon Biopic "Nowhere Boy" kreiiert. Aber auch "Fifty Shades of Grey" und diesen Einfluss merkt man dann doch fast mehr. Biopics bekommen wir momentan von der Filmbranche hinterher geworfen, aber BACK TO BLACK macht doch noch irgendwie etwas anders. Es geht hier viel mehr um Drama und Intimität zur Sängerin als um Glamour und Action und das kann man dem Film positiv oder negativ anrechnen. Wer große Show erwartet, sollte sich jedoch zweimal überlegen ins Kino zu gehen.
Fazit
Auf jeden Fall gibt es insgesamt viel gute Musik zu hören und auch die Szenografie ist gut. Whinehouse Fans könnten bzw. werden enttäuscht sein, aber genau die sollten ja eigentlich dafür ins Kino gehen. Welche Gruppe gleichzeitig nichts über Whinshouse weiß und trotzdem ins Kino geht, eine schwierige Frage. Ansonsten bleibt BACK TO BLACK leider konsequent mittelmäßig.