… und Taten ...
Jedem der sich nur oberflächlich mit amerikanischer Politik beschäftigt, muss klar sein, dass Dick Cheney für alles steht, was in den USA in den letzten Jahrzehnten schiefgelaufen ist. Dieser Mann war maßgeblich für die Fehlinformationen vor und währendes gesamten Irakkriegs verantwortlich. Er hat seinem langjährigen Arbeitgeber Halliburton Regierungsaufträge in Milliardenhöhe verschafft. Und er hat sich niemals bei dem Mann entschuldigt, dem er bei einem Jagdausflug ins Gesicht geschossen hat. Wenn es um den ehemaligen Vizepräsidenten geht, braucht man mit Spott und Hohn nicht zu sparen. Aber der Humor in diesem Film erinnert leider allzu oft an McKays frühere Filme wie „Anchorman“ und „Ricky Bobby“.
Wenn Kellner Alfred Molina dem elitären Kreis von mächtigen Männern ein Menü von undemokratischen Kunstgriffen zum Ausbau ihrer Macht und ihres Reichtums empfiehlt, ist das ein launiger Gag der eher in eine mittelmäßige Satireshow passen würde. Die Nahaufnahmen der zitternden Füße des Präsidenten und eines Kriegsopfers in der Parallelmontage wirken ebenso plump wie die Montage und anschließende Demontage von Präsident Carters Solar-Paneelen. Ein Gag mit einem Löwen der eine Gazelle erlegt kommt direkt aus der Klamottenkiste. Der Abspann in der Mitte des Films und die Unterhaltung des Ehepaares im Stil eines Shakespeare-Dramas sind einfach nur Gags um der Gags willen und werten den Film nicht annähernd so auf wie McKay das wohl gerne hätte.
Wenn im Film die Zeit zwischen Bushs „Mission Accomplished“-Rede und dem Amtsantritt Barack Obamas dann in gerade mal 5 Minuten abgewickelt wird, fragt man sich ob McKay für die letzten fünf Jahre dieser Regierung keine Schenkelklopfer mehr einfallen wollten. Der Einsatz des Lieds „America“ aus dem Musical „West Side Story“ am Ende entlässt uns im gleichen wenig subtilen Stil, der den ganzen Film geprägt hat. Auch so etwas kennen wir von Michael Moores Dokumentationen.
... von Stupid White Men
Viel wurde über Christian Bales körperliche Verwandlung berichtet. Aber man fragt sich am Ende des Films, ob es die ganze Mühe und körperliche Belastung wirklich wert war. Christian Bale hat – im wahrsten Sinne des Wortes – viel auf sich genommen und erreicht damit nur wenig.
Dass Cheney ein skrupelloser Machtmensch war, wussten wir vorher. Über das warum, erfahren wir nur wenig. Wenn wir überhaupt etwas über den Antrieb von Dick Cheney erfahren, dann wegen Amy Adams („Arrival“) fantastischer Darstellung seiner Ehefrau Lynne. Adams spielt diese knallharte Person, die ihrer Zeit weit voraus und trotzdem so rückständig war, mit einer kompromisslosen Entschlossenheit. Man wünscht sich, der Film hätte sich mehr mit der Frau hinter dem zweiten Mann befasst.
Großartig ist auch die Leistung von Steve Carell („Foxcatcher“) als Donald Rumsfeld. Carell zeigt uns in wenigen Szenen kongenial einen mittelmäßigen Politiker und skrupellosen Opportunisten.
Sam Rockwell („Three Billboards“) liefert eine absolut authentische Darstellung von George W. Bush ab. Er gibt nicht nur die Unsicherheit und das Zögern des ehemaligen Präsidenten exakt wieder. Ebenso wie Carell als Rumsfeld sieht auch Rockwell seinem Vorbild viel ähnlicher, als Bale Cheney ähnelt.
Fazit
Mit enormem Aufwand hat Regisseur und Drehbuchautor Andrew McKay hier einen Film gemacht, der sicher gut gemeint, aber leider viel zu oft einfach nur plump gemacht ist, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ebenso wie damals bei „The Big Short“ wird über diesen Film in den nächsten Wochen viel gesprochen werden, bevor er dann bald wieder weitgehend vergessen sein wird.