*** Mein Name ist Somebody ***

 
mnis kritik
 
Autor: Walter Hummer
         
Terence Hill hat mit seinem neuen Film offensichtlich ein persönliches Herzensprojekt verwirklicht. Aber was einem selbst am Herzen liegt, muss für andere nicht immer ebenso interessant sein.
 
Was ist ein Name?
 
Ein älterer Herr bricht mit seiner überaus gepflegten Harley-Davidson zu einer Reise auf. Er will in der Wüste ein Buch lesen. Für diese Reise bekommt er in einem nahen Kloster noch den Namen Thomas verliehen. An einer Tankstelle lernt er die junge Anhalterin Lucia kennen. Die ist fest entschlossen, mit Thomas gemeinsam nach Spanien zu reisen. Diese Lucia ist schon ein ganz spezieller Fall. Einerseits hat sie einen Motorradhelm beim Trampen dabei. Andererseits stiehlt, lügt und betrügt sie. Und so wird Thomas‘ spirituelle Reise schnell sehr viel komplizierter als er das geplant hatte.
 
Wie viele Männer meines Alters, bin ich mit Terence Hill und seinen Filmen aufgewachsen. „Das Krokodil und sein Nilpferd“, meinen ersten Nicht-Kinderfilm, habe ich bei der Erstaufführung gesehen. Eine Wiederaufführung von „Freibeuter der Meere“ war mein erster Film ohne erwachsene Begleitung. Zu „Miami Cops“ konnte ich 1986 sogar ein Mädchen aus der Parallelklasse überreden, … ich meine „einladen“. „Renegade“ von 1987 musste ich mir dann wieder alleine ansehen. Keine Ahnung, warum junge Frauen diese Art von Filmen nicht gutfanden. Muss an dem ganzen Haarspray damals gelegen haben. Mit seinem eigenen Ozonloch am Kopf kann man sich ja nicht amüsieren …
 
 
Auch wenn ich als Kritiker jedem Film erstmal positiv gegenüberstehe, kann ich gerne zugeben, dass ich Hills erstem Kinofilm seit mehr als zwanzig Jahren mit mehr als bloß professioneller Vorfreude entgegengesehen habe. Nun ja, … was soll ich noch lang drum rumreden? „Mein Name ist Somebody“ funktioniert einfach nicht.
 
Film-Klischees für Anfänger
 
Schon die Geschichte des Films funktioniert nicht. Wir bekommen in der Exposition erklärt, dass Thomas seine spirituelle Reise wohl mit vier Jahren Verspätung antritt. Aber den Grund für die Reise oder für die Verspätung erfahren wir nie. Wir erfahren im Laufe des Films überhaupt nichts mehr über Thomas. Außer, dass er sehr geduldig im Umgang mit Lucida ist.
 
Lucia hätte in einem anderen Film ein interessanter Charakter werden können. In diesem Film ist sie eine nervtötende Ansammlung von Klischees. Nichts was sie tut ergibt irgendwelchen Sinn. Ihre Aussagen und Aktionen dienen nur dazu, den Verlauf der Handlung weiterzutreiben. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft sie sich von Thomas verabschiedet oder wie oft sie davonläuft, nur um dann sofort wiederaufzutauchen.
 
An einer Stelle behauptet Lucia tatsächlich „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen“ und dann sogar „Ich verspreche, dass ich keine Dummheiten mache“. Jeder Mensch, der in seinem Leben mehr als zehn Filme gesehen hat, weiß was das zu bedeuten hat. Genauso wie uns doch allen klar ist, was mit der Figur passieren wird, von der wir mittendrin erfahren, dass sie einen Herzfehler hat. So jemand hat doch die gleiche Lebenserwartung wie ein älterer Cop, der am Anfang eines Actionfilms jedem erzählt, er hätte nur noch drei Tage bis zu seiner Rente.
 
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Wüste, Tiere, ein Buch und Prügel …
 
Schlimmer als das Drehbuch, an dem Terence Hill mitgeschrieben hat, ist bloß die Regie. Und für die ist der Held meiner Kindheit ganz alleine verantwortlich. Wäre „Mein Name ist Somebody“ ein Fernsehfilm von 1986, … wäre er immer noch sehr mittelmäßig. Aber 2018 im Kino funktionieren die unbeholfene Montage und die altmodische Kameraführung einfach nicht mehr. Die Filmmusik ist furchtbar. Sie klingt nicht bloß furchtbar, sie klingt furchtbar altmodisch und wird furchtbar eingesetzt.
 
Furchtbar ungeschickt wirken auch die vielen Szenen mit Tieren. Die laufen jedes Mal gleich ab: Irgendwas passiert, Handlung findet statt. Und dann bekommen wir ein Tier gezeigt. Und zwar immer so als hätte das Erscheinen dieses Tiers irgendeine tiefere Bedeutung. Aber das Tier tut dann genau gar nichts macht und erscheint auch für den Rest des Films nie wieder. Ein Wildpferd kreuzt den Weg des Motorradfahrers, der daraufhin umkehrt. Ein Fuchs taucht auf und macht nichts. Ein Stier wird gezeigt, aber nur kurz. Ein Skorpion taucht in zwei Szenen auf. Ein andermal sieht eine Eule zu. Dann flattert ein bunter kleiner Vogel durch die Nacht und die ganze Zeit fragt man sich; und? Was soll das?
 
Über das Buch, das Thomas in der Wüste lesen soll, erfahren wir praktisch nichts. Selbst in der Wüste beschäftigt sich der Film keine zwei Minuten damit.
 
Wirklich unangenehm ist eine Szene mit einer Prügelei in einer Bar geraten. Vermutlich war diese als Reminiszenz an alte Erfolge gedacht. Aber die unschuldig dummen Schlägereien aus den vor Jahrzehnten entstandenen Filmen konnte man doch nie wirklich ernst nehmen. Die Prügelei hier wirkt einfach nur unpassend, brutal und vor allem komplett unnötig.
 
Alter Mann und junge Frau …
 
Terence Hill war während der 70er und frühen 80er Jahre einer der erfolgreichsten Filmstars Europas. Und obwohl er heute wohl nur noch für seine Prügelkomödien mit oder ohne Bud Spencer bekannt sein dürfte, hat er im Laufe seiner langen Karriere viele verschiedene Filme gemacht. Er hat in österreichischen Heimatfilmen mitgewirkt und mit Luchino Visconti gearbeitet. Er hat in Karl-May-Verfilmungen mitgespielt und durfte in „Die Nibelungen“ den Giselher verkörpern. Später hat er unter eigener Regie den „Don Camillo“ gespielt. In den letzten Jahren arbeitete vor allem für das italienische Fernsehen. Dabei war er nie ein ganz großer Schauspieler, hat aber immer eine gewisse „Wirkung“ gezeigt. In diesem Film wirkt Hill vor allem überfordert.
 
Veronica Bitto hat bisher nur in drei weiteren Produktionen als Schauspielerin mitgewirkt. Vermutlich hätte auch eine kompetente Darstellerin aus der Rolle der Lucia keine echte Person entstehen lassen können. Dazu ist die Rolle einfach zu schlecht geschrieben. Aber geholfen hat die junge Signorina Bitto dem Film mit ihrer Darstellung nun wirklich nicht.
 
Fazit
 
Obwohl uns der deutsche Verleihtitel gleich doppelt auf die falsche Fährte locken will, hat dieser Film nichts mit Hills früheren Erfolgen zu tun. Die waren alle nämlich wenigstens teilweise gut gemacht und unterhaltsam.
 
 
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