Cooper weiß fast immer, wie viel Horror er an den richtigen Stellen zeigen muss und kann. Und das ist teilweise eine ganze Menge. Trotzdem wird der Film nie zum Splatter-Movie. Cooper baut nicht nur die Geschichte, sondern auch die Spannung allmählich auf. Das Grauen wird erst kaum, dann zunächst in seiner menschlichen Gestalt und erst am Ende in der Totalen gezeigt. Ein Tod am Ende des Films ist gar nicht im Bild zu sehen und verliert dadurch trotzdem nichts von seiner furchtbaren Wirkung.
But they had each other …
„Antlers“ wirkt aber auch deshalb reifer und erwachsener als andere Horrorfilme der letzten Zeit, weil hier echte, zum großen Teil erfahrene Schauspieler zu sehen sind und keine Modells die Text vortragen.
Keri Russel wurde vor mehr als zwanzig Jahren mit der Serie „Felicity“ bekannt. Seitdem war diese verlässliche Darstellerin u.a. in „Jennas Kuchen“, „Planet der Affen: Revolution“ und zuletzt in „Star Wars: The Rise of Skywalker“ zu sehen. Hier schafft sie es großartig, eine erfahrene Frau zu spielen, die ihre traumatische Familiengeschichte bewältigen und gleichzeitig ihrem Schüler helfen will.
Jesse Plemons hat es immer wieder geschafft, selbst in kleinen Nebenrollen in Produktionen wie „Breaking Bad“, „The Homesman“ und „Vice“ authentische, realistische Charaktere darzustellen. Und auch hier ist seine Figur des Sheriffs kein bloßes Handlungselement sondern eine vollständige Person.
Graham Greene hätte für seine Darstellung des „Kicking Bird“ in „Der mit dem Wolf tanzt“ den Oscar verdient. Hier hat er nur wenige Szenen, in denen er wieder den weisen Ureinwohner gibt.
Amy Madigan war in den Achtzigerjahren eine vielseitige, vielbeschäftigte Charakterschauspielerin in Filmen wie „Straßen in Flammen“ oder „Feld der Träume“ bevor sie neben ihrem Mann Ed Harris in „Pollock“ die Rolle der Peggy Guggenheim übernahm. Seither ist sie leider nur selten im Kino zu sehen gewesen. Sie ist mit der kleinen Rolle der Schuldirektorin natürlich unterfordert.
Der junge Jeremy T. Thomas schafft es, uns in der Rolle des Lucas das ganze Grauen seiner schrecklichen Situation zu vermitteln.