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Kritik: The Expendables 4

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Autor: Christopher Diekhaus
 
Mission gescheitert: Lange mussten wir ausharren bis zum vierten Teil der Actionsaga mit Sylvester Stallone und Jason Statham. Gelohnt hat sich das Warten jedoch nicht. Gut möglich, dass das Franchise nach diesem Kapitel tot ist.
 
Schleppende Entwicklungsphase
 
Vielleicht sollte es einfach nicht sein. Nach Veröffentlichung von „The Expendables 3“ im Jahr 2014 und überschaubarem Abschneiden an den Kinokassen liefen die Planungen für eine Fortsetzung der nostalgisch gefärbten Söldnerreihe alles andere als rund. Sylvester Stallone, immerhin Mitinitiator und Gesicht des Franchise, stieg wegen kreativer Differenzen zwischenzeitlich aus dem Projekt aus. Immer wieder wurden neue Drehbuchfassungen in Auftrag gegeben.
 
Und auch der Regiestuhl blieb von Umwälzungen nicht verschont. Hinzu kamen die unschönen Ereignisse rund um Terry Crews, der in allen vorherigen Teilen mitgewirkt hatte, in seine Rolle des Waffenspezialisten Hale Caesar aber nicht mehr zurückkehren wollte. Der Grund dafür: Angeblich drängte ihn Produzent Avi Lerner dazu, seine Anschuldigungen der sexuellen Belästigung gegen den Schauspielagenten Adam Venit zurückzuziehen. Nur dann könnte er seinen Platz in der Expendables-Saga behalten.
 
Während zwischen den ersten drei Filmen jeweils nur zwei Jahre lagen, brauchte es satte neun Jahre, um ein viertes Kapitel doch noch an den Start zu bringen. Da er seinen Ausstieg irgendwann wieder revidierte, ist Stallone ein letztes Mal mit von der Partie, allerdings „nur“ als Darsteller. Das Schreiben überließ er im vierten Reihenbeitrag anderen. Wenig verwunderlich tritt der Actionrecke, der im Sommer 2023 seinen 77. Geburtstag feierte, zudem altersbedingt spürbar kürzer. Krachende Stunts und wilde Verfolgungsjagden sind mittlerweile halt nicht mehr problemlos möglich. In die Bresche springen muss daher der 1967 geborene Jason Statham, der im Vergleich fast noch wie ein Jungspund wirkt.
 
 
Storytechnisch bleibt sich das Franchise treu. Will heißen: Die Handlung passt auf einen Bierdeckel, schlägt keine besonders cleveren Haken. Erneut soll Barney Ross (Stallone) mit seinem Kumpel Lee Christmas (Statham) und dem Rest seiner Söldnertruppe namens Expendables für die CIA einen hochbrisanten Auftrag ausführen. Kontaktperson beim US-Auslandsgeheimdienst ist nun ein gewisser Marsh (Andy Garcia), der zu jeder Lagebesprechung mit einem Zahnstocher im Mundwinkel aufkreuzt. Zu tun bekommen es Barney und Co schließlich mit dem Terroristen Rahmat (Martial-Arts-Experte Iko Uwais), den die mysteriöse Schattengestalt Ozelot mit dem Klau nuklearer Zünder aus einer ehemaligen Waffenfabrik Muammar al-Gaddafis betraut. Diese wiederum sind der Schlüssel, um einen dritten Weltkrieg anzuzetteln. So weit, so generisch.
 
Viel zu künstlich
 
Obwohl Regisseur Scott Waugh („Need for Speed“) und das aus Kurt Wimmer, Tad Daggerhart und Max Adams bestehende Drehbuchtrio ein paar Wendungen aufbieten, ist es verblüffend, wie wenig sie daran interessiert sind, die Twists auch nur im Ansatz mit Spannung aufzuladen. Die erste Volte, die sich nach einer halben Stunde vollzieht, soll wohl ein echter Kracher sein. Worauf sie hinausläuft, ist aber schmerzhaft deutlich. Kommt es am Ende zum erwarteten Dreh, spulen die Macher diesen unglaublich lustlos ab. Warum dann überhaupt diese Richtung einschlagen, wenn doch jeglicher Überraschungseffekt verpufft, fragt man sich da unweigerlich. Wirkliches Erstaunen ruft auch die Enttarnung von Ozelot nicht hervor. Zu deutlich weist der Film auf eine der beteiligten Personen hin.
 
Der Plot samt all seinen Beliebigkeiten und logischen Brüchen ist jedoch nur das kleinste Problem. Für weitaus mehr Frustration sorgt das platte, wenig aufregende Figurenensemble. Besonders die Neuzugänge Gina (arg aufgesetzt: Megan Fox), Easy Day (50 Cent), Lash (Levy Tran) und Galan (Jacob Scipio) machen dem Namen des Söldnerteams alle Ehre, sind im wahrsten Sinne des Wortes verzichtbar, überflüssig. Ihre individuellen Fähigkeiten werden, wenn überhaupt, nur rudimentär herausgearbeitet.
 
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Was ebenfalls zu konstatieren ist: Nach Galans lachhaftem Auftritt wünscht man sich dessen Vater Galgo zurück, den Antonio Banderas im Vorgängerteil als herrlich überdrehten Dampfplauderer spielte. Zu einem schlechten Witz verkommt in „The Expendables 4“ endgültig der von Dolph Lundgren verkörperte Gunner. Andauernd müssen dessen Frisur und fehlende Treffsicherheit für lahme Scherze herhalten.
 
Generell steht es um den Humor schlechter denn je. Hatten die Anfangskapitel der Reihe noch einige gezwungene, aber amüsante one-liner über das Image und die Karriere mancher Darsteller zu bieten, gibt es nun schlechte Sprüche in Serie. Kein Wunder, dass sich Arnold Schwarzenegger zu schade war, erneut am Schaulaufen der Haudrauf-Spezialisten teilzunehmen.
 
Wer es bis zu dieser Stelle der Kritik geschafft hat, muss ein letztes Mal ganz stark sein. Viele Wünsche bleiben nämlich auch in puncto Action, der Kernkompetenz der Reihe, offen. Sieht man von einigen dynamischen, dem Martial-Arts-Kino verpflichteten Nahkämpfen ab, entfacht der Film einfach nicht genügend Wumms. Warum das so ist? Ganz einfach: Statt vorrangig auf handgemachten Krawall zu setzen, bombardieren uns die Macher mit schwach getricksten digitalen Hintergründen und Explosionen. So künstlich, wie „The Expendables 4“ stellenweise aussieht, hat das Söldnerabenteuer nur noch wenig mit dem kernig-physischen Remmidemmi-Kino der 1980er Jahre gemein, dem das Franchise doch eigentlich huldigen möchte.
 
Fazit
 
Hohle Sprüche, austauschbare Nebenfiguren, dürftige Computereffekte und ein paar inhaltliche Überraschungen, die diesen Namen nicht verdienen – mit Stallones Abschiedsrunde ist die Reihe am kreativen Tiefpunkt angelangt.
 
 
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