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Kritik: Trolls: Gemeinsam stark

sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
„Trolls“ hat vor einigen Jahren mehr als 300 Millionen Dollar eingespielt. Der zweite Teil kam mitten in der Corona-Krise heraus, hat aber trotzdem irgendwie Geld gebracht. Dass Dreamworks nun einen dritten Teil herausbringt, ist nicht das einzige an dem Film, das kein bisschen überraschend ist ...
 
Sweet dreams are made of this
 
In einem Prolog erfahren wir, dass Branch früher mit seinen Brüdern in einer erfolgreichen Boyband gesungen hat. Dann trennte sich die Band und die Brüder gingen getrennte Wege. In der Gegenwart sind Poppy und Branch ein Pärchen. Irgendwelche zwei Nebenfiguren aus den früheren Filmen heiraten, der nervigste von Branchs Brüdern taucht auf, gemeinsam macht man sich auf die Suche nach den anderen Brüdern und nach ungefähr acht Minuten ist der Film schon uninteressant geworden.
 
Nichts an „Trolls - Gemeinsam stark“ ist wirklich schlecht. Aber leider ist auch nichts an diesem Film wirklich gut. Treue Leser*innen wissen, wie gerne ich große Geister zitiere. Folgendes habe ich letztes Jahr über „Bullet Train“ geschrieben: „Dieser Film existiert irgendwie auf einer Ebene kompetenter Mittelmäßigkeit, die einfach nur langweilig ist.“ Exakt das Gleiche gilt für den dritten Einsatz der Trolle.
 
 
Und das ist wirklich schade. Zum einen hat der Film eine neunstellige Summe gekostet. Dafür hätte man einen wirklich großartigen Animationsfilm drehen können. Ich will gar keine Beispiele von Disney oder Pixar aufführen. Aber Dreamworks selbst hat im Laufe der letzten Jahrzehnte mit „Madagascar“, „Kung Fu Panda“ oder „Drachenzähmen leicht gemacht“ unterhaltsame, spannende Animationsfilme für die ganze Familie produziert, deren Fortsetzungen alle ihre Berechtigungen hatten. Mit „Shrek“ hat man sogar einmal ein echtes Meisterwerk geschaffen, dessen Fortsetzung noch besser war als der erste Film.
 
An „Trolls - Gemeinsam stark“ ist nicht viel unterhaltsam. Die Scherzchen sind passabel, aber nichts in diesem Film lässt einen laut auflachen. Die Drehbuchautoren Jonathan Aibel und Glenn Berger haben früher für die großartige Serie „MADtv“ geschrieben, bevor sie u.a. an den Drehbüchern für die „Kung Fu Panda“-Reihe mitgearbeitet haben. Die dritte Autorin Elizabeth Tippet hatte vor allem Drehbücher für Sitcoms verfasst, bevor sie bei „Trolls 2“ zum ersten Mal an einem Kinofilm mitgearbeitet hat.
 
Diesen drei Profis hätte doch ein bisschen mehr einfallen müssen als launige Wortspielchen mit den Namen von Boybands. Natürlich ist mir klar, dass das Zielpublikum von „Trolls - Gemeinsam stark“ noch in die Grundschule geht. Aber das war bei „Madagascar“, „Kung Fu Panda“ und „Drachenzähmen leicht gemacht“ ebenso. Trotzdem konnten über diese Filme auch Jugendliche und Erwachsene lachen. Und „Shrek“ und vor allem die Fortsetzung enthielten einige Gags, für die sogar ausgewachsene Filmfans die Filme ein zweites und drittes Mal sehen mussten.
 
Es ist auch rein gar nichts spannend an diesem neuen Film aus der Welt der Trolle. Jedem und jeder Erstklässler*in ist nicht nur der Ausgang des Films sondern jeder einzelnen Sequenz zu jedem Zeitpunkt während der 92 Minuten Laufzeit absolut klar. Die Konflikte mit Brüdern, Schwestern und anderen Wesen sind lächerlich und trotzdem immer schnell geklärt. Man fragt sich, wozu Dreamworks für einige halblustige Gags und eine dahinplätschernde Handlung drei Drehbuchautoren beschäftigen musste.
 
01 ©2023 Universal Pictures02 ©2023 Universal Pictures03 ©2023 Universal Pictures04 ©2023 Universal Pictures
 
Fame – I’m gonna live forever
 
Der Look des Films ist wieder bunt, grell, glitzernd, bunt, grell und bunt und grell. In einzelnen Szenen wirkt der Film kurz etwas düsterer, schafft es aber trotzdem gleichzeitig bunt und grell zu bleiben. Aber diese Szenen sind bald vorbei und dann wird der Film schnell wieder bunt und grell, bevor das Finale dann vor allem bunt und grell gerät.
 
Das viele Bunte, aber auch das Grelle lenkt das Publikum davon ab, dass der Film nicht besonders hochwertig animiert ist. Auch hier ist der Film sicher nicht misslungen. Aber die Gesichter von Trollen und anderen Wesen wirken nie auch nur annährend so ausdrucksstark, wie wir es von Animationsfilmen großer Studios seit Jahrzehnten gewohnt sind. Manche Figuren bewegen sich auch nicht besonders gelenkig und die Hintergründe wirken oft statisch. Dafür sind sie aber immer bunt und grell gestaltet.
 
Dazu passt auch die Musik im Film. „Trolls - Gemeinsam stark“ wurde der Presse in der deutschen Synchronfassung vorgeführt. Warum in der deutschen Sprachversion manche Lieder auf Englisch zu hören sind, andere aber auf Deutsch, hat sich mir nicht erschlossen. Ich glaube, dass es unter Siebenjährigen ebenso wenige Fans von Anna Kendrick und Justin Timberlake wie von Lena Meyer-Landrut und Mark Forster gibt. Und den gelangweilten Eltern wird es so oder so gleichgültig sein, ob da nun die Dame aus „Pitch Perfect“ singt, oder die ESC-Gewinnerin. Sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch klingen die Songs so wie der Rest des Films aussieht: weder gut noch schlecht und irgendwie bunt und grell.
 
Fazit
 
Dieser Film ist weder gut noch schlecht, sondern vor allem bunt und grell. Wenn man an einem verregneten Herbstsonntagnachmittag mit seinen Kindern vor der Kasse des Multiplex steht und der Nachwuchs alles andere mit passender Altersfreigabe bereits gesehen hat, kann man Tickets für diesen Film kaufen. Man kann aber auch heimfahren und mit den Kindern nochmal „Shrek 2“ ansehen.
 
 
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