Wenn der Film keinerlei Interesse an den Töchtern zeigt, so kann man an den Ehefrauen keinerlei Interesse haben, weil sie bloß nervige Klischees sind. Arthurs Frau will die Stimmung beim ersten gemeinsamen Essen mit dem „Kommunisten“ auflockern, in dem sie darüber spricht, wie gut ihr die Maispoularde gelungen ist. Kalles Frau schleppt ihn zu einer Vernissage und erwähnt nicht, dass sämtliche ausgestellten Aktfotografien ihre Tochter zeigen. Und Yussufs Frau ist mal gegen, dann wieder für den neuen Freund und verlangt von ihrem Mann erst energisches Durchgreifen, um ihm dann für alles die Schuld zu geben.
Dazwischen schicken die Frauen in diesem Film ihre Männer auch schon mal „an die frische Luft“, weil diese „genug Computer gespielt“ haben. Die Männer bekommen auch schon mal aufgetragen, „Ihr denkt in Ruhe darüber nach, was ihr angerichtet habt.“ Oder müssen bis Zehn zählen, um sich zu beruhigen. Nachdem an einer Stelle erst seine Tochter und dann seine Frau aus dem Raum gestürmt sind, schaut Yussuf den Rektor seiner Tochter an, zuckt mit den Schultern und meint lapidar „Familie!“. Das sagt er aber bloß weil den Filmemachern noch rechtzeitig eingefallen ist, welches Jahr wir haben. Was er wirklich sagen wollte, war „Weiber!“.
Die englische Sprache kennt das schöne Wort „cringeworthy“. „to cringe“ heißt so viel wie „zusammenzucken“ oder „schaudern“. Und „zusammenzuckenswert“ ist so einiges an diesem Film. Zum Beispiel, wenn Yussuf den Filmabend mit seiner Tochter wie ein Date inszeniert und vorbereitet. Oder wenn die Väter eine Prostituierte engagieren wollen, um sie auf den Partner einer der Töchter anzusetzen. Als die Dame davon erfährt, fragt sie, „Also zieh ich mich jetzt nicht aus?“ und einer der Väter antwortet darauf geil grinsend „Doch, doch, doch“.
Das alles hat nicht nur keinerlei Stil. Es ist auch kein bisschen lustig. Und es ist nicht gut gemacht. In einem Berliner Club feiern keine zehn Statisten. In der ersten Reihe einer Demo kann man sich unterhalten. Und auf einer Autobahn fahren minutenlang keine Autos, damit wir das bekommen, was die Macher dieses Films für ein romantisches Finale halten. Ich würde gerne sagen, das Beste an dem Film ist, dass er bloß 90 Minuten dauert. Aber diese 90 Minuten kommen einem viel länger vor. Sehr viel länger.