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Kritik: Challengers: Rivalen

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Autor: Peter Osteried
 
Der Film hätte die Filmfestspiele von Venedig Ende letzten Jahres eröffnen sollen, dazu kam es nicht, weil aufgrund des Schauspielerstreiks keine Stars hätten dabei sein können, womit dem danach startenden Film der nötige Publicity-Push gefehlt hätte – dachte das Studio Warner Bros. Also wurde CHALLENGERS verlegt und debütiert nun im April 2024. Wie eigentlich immer bei Regisseur Luca Guadagnino ist auch dieser Film ein Gedicht.
 
Tennis als Metapher
 
Der Profi-Tennisspieler Art hat nach einer Verletzung nicht zu alter Form zurückgefunden. Seine Frau Tashi findet ihm darum ein Turnier, bei dem er fast automatisch gewinnen muss. Aber dort spielt auch Patrick, ein Freund aus alten Zeiten, der einst mi Tashi zusammen war. In dem Spiel geht es schon bald um mehr als nur ums Gewinnen eines Matchs.
 
Immer wieder unterbrochen wird das Spiel durch Ereignisse, die zwei Wochen zuvor beginnen und zur Mitternacht vor Spieltag kulminieren. Außerdem wird erzählt, wie Art und Patrick vor 13 Jahren Tashi kennen lernten und sich beide in sie verliebten. Eine Konstellation, die niemals gut enden kann.
 
 
Technisch imposant
 
Dies ist Guadagninos zweiter rein amerikanischer Film. Für die Rolle von Art hatte er an Timotheé Chalamet gedacht, mit dem er BONES AND ALL gedreht hatte. Terminliche Probleme verhinderten dies. Auch Austin Butler wurde in Betracht gezogen, es wurde schließlich Mike Faist. Zendaya war von Anfang an gesetzt. Sie produziert auch und hat im Vorfeld drei Monate Tennis-Unterricht bei einem Profi genommen, der nach der aktiven Karriere zum Coach wurde. Auf dem Court sieht sie absolut überzeugend aus, was auch für ihre Kollegen Faist und Josh O’Connor (bekannt als Prinz Charles in THE CROWN) gilt.
 
Überhaupt die Inszenierung: Mag Tennis im Fernsehen auch reichlich langweilig aussehen, im Film ist es hochdynamisch, weil Guadagnino zusammen mit Kameramann Sayombhu Mukdeeprom sehr ungewöhnliche Winkel wählt. Das wird dann im Finale noch übertroffen, wenn die Kamera praktisch am Ball klebt und man in irritierend schneller Geschwindigkeit und aus dem Blickwinkel des Balls heraus inmitten des entscheidenden Satzes ist.
 
Noch mitreißender wird das, weil die hämmernde und pochende Musik von Trent Reznor und Atticus Ross den Puls beschleunigt.
 
01 ©2024 Warner Bros Pictures02 ©2024 Warner Bros Pictures03 ©2024 Warner Bros Pictures04 ©2024 Warner Bros Pictures
 
Tennis ist wie eine Beziehung
 
Als die Hauptfiguren noch jung sind, sprechen sie darüber, was Tennis ist. Tashi beschreibt das Spiel als eine Beziehung, die beide Spieler miteinander haben. Sie spricht von den perfekten Momenten, die dann in einem Höhepunkt kulminieren – zur Freude des einen, zum Verdruss des anderen.
 
Daran muss man dann auch im Finalspiel denken, denn Art und Patrick sind fast so etwas wie Brüder. Sie waren beste Freunde und wurden dann beste Feinde. Wie sie gegeneinander antreten, ist das fast wie ein Liebesspiel. Auf jeden Fall ist es verlorene Liebe – eine, die einst da war, platonisch oder nicht, und die dann entzweit wurde. Weil professionelle Tennisspieler auch im Konkurrenzdenken leben, und das bei Art und Patrick noch potenziert wurde, weil beide um dieselbe Frau warben.
 
Tashi ist das Objekt der Begierde. Sie spielt mit beiden, aber sie ist eine tragische Figur. Ein extremes Tennis-Talent, das durch einen Unfall ausgebremst wird. So geht es im Film auch um die Frage, was man mit seinem Leben anfängt, wenn der Traum geplatzt ist – und das in jungen Jahren. Tashi lebt durch ihren Mann, aber er enttäuscht sie im Tennis so sehr, dass sich das auf ihrer beider Leben auswirkt. Weil es letztlich nichts anderes als Tennis gibt, das sie verbindet.
 
Die beiden Männerfiguren sind nicht minder tragisch. Der Eine spielt auf Weltklasse-Niveau, hat aber den Biss verloren, der andere ist weit abgeschlagen in der Rangliste und träumt von einer letzten Möglichkeit, vorhandenes, aber nie abgerufenes Potenzial zu verwirklichen. Sie alle kreisen umeinander, und das gipfelt in einem finalen Moment, der so konsequent wie ambivalent ist.
 
Fazit
 
CHALLENGERS ist ein herausragendes Drama, toll gefilmt, großartig gespielt, mit starken Bildern und brachialer Musik. Ein Meisterwerk, wie man es von Luca Guadagnino erwarten kann und darf.
 
 
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