Israel Elejalde ist außerhalb Spaniens nur wenig bekannt. Er spielt die undankbare Rolle von Janis‘ Liebhaber als intelligenten Menschen mit echten Sorgen und Problemen. Eine heikle Szene, in der seine Figur Zweifel aussprechen muss, hätte mit einem anderen Darsteller leicht schief gehen können. Elejaldes Darstellung lässt uns echte Bedenken erkennen und Sympathie für die Figur empfinden, wo wir einen geringeren Schauspieler vermutlich abgelehnt hätten.
Aitana Sánchez-Gijón („Dem Himmel so nah“) spielt eine auf den ersten Blick kaltherzige, egozentrische Person. Wenn ihre Figur furchtbar unsensible Dinge tut oder sagt, wenn sie ihre Tochter immer wieder verletzt, lässt Sánchez-Gijón doch immer wieder eine selbst zutiefst verletzte Frau erkennen, sodass wir ihre Handlungen bald nachvollziehen können.
Die noch recht unbekannte Schauspielerin Milena Smit zeigt in diesem Film eine beachtliche Leistung. In der Szene, in der die junge Ana ihr Kind zur Welt bringt vermittelt sie uns innerhalb weniger Sekunden eine Entwicklung von tiefster Verzweiflung zu reiner Freude. Im Verlauf des Films lässt Smit ihre Figur von einem verängstigten Mädchen zu einer erwachsenen Frau wachsen. Wir sehen hier nicht einfach eine Figur in einem Film agieren, wir werden hier Zeuge wie ein Mensch emotional reift.
Aber Milena Smits beeindruckende Leistung verblasst neben dem, was vermutlich immer eine der größten Leistung in Penélope Cruz‘ Karriere und sicher eine der größten darstellerischen Leistungen dieses Jahres weltweit bleiben wird. Auch hier muss man wieder daran denken, was dieser Film NICHT ist. Cruz hat ihren Oscar 2009 für ihre Tour-de-Force als emotional instabile Künstlerin in „Vicky Cristina Barcelona“ bekommen. Und auch wenn wir ihr diese Auszeichnung vom Herzen gönnen, müssen wir doch feststellen, wie viel subtiler, wie viel mutiger, wie viel reifer und anspruchsvoller, wie viel homogener und realistischer ihr Darstellung der Janis hier ist.
Cruz spielt ihre Figur nicht einfach. Cruz IST Janis. Sie IST eine professionelle Fotografin. Sie IST eine hingebungsvolle Mutter. Sie IST eine leidenschaftliche Liebhaberin. Sie IST eine starke, alleinstehende Frau. Cruz IST ängstlich, sie IST verzweifelt, sie IST traurig. Sie FÜHLT all diese Emotionen und wir fühlen diese Emotionen mit ihr.
Wenn sie ihren Liebhaber von sich stößt, ist das nicht logisch aber emotional stimmig. Wenn sie die junge Ana in ihr Haus aufnimmt, ergibt das für sie Sinn. Und wenn sich ihre Beziehung zu Ana verändert, können wir diese Veränderung jederzeit nachvollziehen. Man muss diesen Film zweimal sehen. Einmal um Penélope Cruz‘ Darstellung auf sich wirken und sich davon mitreißen zu lassen. Und ein zweites Mal, um würdigen zu können, wie subtil und doch großartig Cruz hier arbeitet. Penélope Cruz zeigt hier eine durch und durch beeindruckende Leistung.