Captain Exposition
Die meisten Superheldenfilme bieten keine echten Überraschungen. Aber „Shazam!“ ist tatsächlich ein komplett spannungsfreier Film. Jede einzelne Entwicklung der Geschichte ist absolut vorhersehbar. Und als wäre das nicht schlimm genug, wird auch noch alles immer und immer wieder erklärt. Der arme Mark Strong hat als Dr. Sivana in einer Szene seine ganze Motivation vor einer Nebenfigur auszubreiten, die nur zu dem Zweck in dem Film ist damit der Schurke ihr erklären kann was er vorhat und warum. Anschließend bekommen wir zu sehen, was er zwei Minuten vorher angekündigt hat und er erklärt einer anderen Figur nochmal, warum er tut was er tut.
Captain FSK
Richtig Mühe haben sich die Macher dieses Films nur in einer Hinsicht gegeben. „Shazam!“ ist sicher der familienfreundlichste Superheldenfilm seit „Captain Unterhose“. Ein Teenager kritisiert den anderen dafür, die Schule zu schwänzen. Billy benutzt seinen erwachsenen Heldenkörper um Bier zu kaufen, spuckt das Teufelszeug nach dem ersten Schluck aber gleich wieder aus und hat so seine Lektion gelernt. Die Harmonie in der Pflegefamilie lässt im Vergleich dazu den Haushalt der Waltons wie ein Bootcamp für minderjährige Schwerverbrecher wirken. Der Stripclub ist natürlich nur von außen zu sehen. Und wenn Billy selbst sagt, dass er sich die eine der sieben Todsünden irgendwie heißer vorgestellt hätte, dann kommentiert er damit auch eine der größten Schwächen dieses Films.
Der Superschurke Dr, Sivana erhält seine Macht von den sieben Todsünden. Die sehen kein bisschen so aus, wie man sie sich vorgestellt hätte sondern eher wie Wasserspeier auf einer neogotischen Provinzkirche. Mit den Todsünden haben sieinhaltlich rein gar nichts zu tun. Dazu sind sie noch so mies computeranimiert, dass man sich fragt, ob da nicht doch Schauspieler in billigen Latexanzügen stecken. Wenn diese Monster dann beim Sprechen nicht einmal die Münder bewegen, wirken sie nicht ganz so real und bedrohlich wie das Krokodil im Kasperltheater. Das kann nämlich beim Sprechen sein Maul bewegen.
Aber auch die menschlichen Figuren wirken nicht realistischer. Mark Strong muss als Schurke Hemden mit Stehkragen wie Dr. No. tragen, dazu einen Samtsmoking und darüber einen Ledermantel mit Pelzkragen. Dieser Kostümoverkill erinnert an miese Comedians, die ihre mittelmäßigen Witze durch schrille Bühnenklamotten aufzupeppen versuchen.
Und weil wir gerade von Bühnenklamotten sprechen: Zachary Levi (bekannt aus der Serie „Chuck“) hat für seine Rolle als Superheld sicher trainiert. Der größte Teil der Muskeln die im Film zu sehen sind gehören aber ganz offensichtlich zu seinem Kostüm. So natürlich und überzeugend wie seine Muskeln wirkt auch Levis Darstellung.
Jack Dylan Glazer hat bereits in „Es“ für sein Alter enormes darstellerisches Können gezeigt. Hier zeigt er auch noch großes komödiantisches Talent. Asher Angels Darstellung des Billy Batson wirkt daneben eher blass.
Die gerade mal zehnjährige Faithe Hermann wirkt einfach bezaubernd als überanhängliches Pflegekind. Die anderen jugendlichen und erwachsenen Schauspieler haben kaum eine Chance gegen ihre klischeehaften Rollen anzuspielen.
Fazit
Vor Zwanzig oder Fünfundzwanzig Jahren wäre „Shazam!“ ein leidlich unterhaltsamer, wenn auch etwas kindlicher Blockbuster gewesen. Damals wären auch die Tricks und Effekte des Films nicht weiter unangenehm aufgefallen. Aber leider haben wir im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte eine ganze Reihe witziger Superheldenfilme zu sehen bekommen. Und jeder einzelne war besser gemacht als dieser hier.