Trey Edward Shults, der in der Festivalszene schon mit seinem Debüt „Krisha“ aufgefallen ist, hat sich auch mit „It Comes at Night“ einer Geschichte angenommen, die nicht wirklich Horror ist. Aber sie wird mit den Mechanismen des Genres erzählt. So gestaltet Shults ein paar intensiv-spannende Szenen im dunklen Haus der Familie, aber auch im taghellen Wald. Eine Bedrohung von außen wird jedoch nur angedeutet, nie jedoch konkretisiert.
Das ist für diese Geschichte auch nicht nötig. Was Shults nämlich bietet, ist psychologischer Horror, der davon lebt, dass er zwei sehr unterschiedliche Familien aufeinanderprallen lässt. Auf der einen Seite angeführt von Paul, einem Geschichtslehrer, der für seine Familie alles tun würde und auch zum Töten bereit ist, auf der anderen Will, ein New Yorker Freigeist, der für seine Familie auch alles tun würde, aber versucht, sich dem nahenden Konflikt zu entziehen. Er ist, wenn man so sagen will, der vernünftige in diesem kammerspielartigen Drama.
Die Gefahr geht von Paul aus, der als Patriarch im Haus herrscht, der seinem Sohn nicht zeigen kann, dass er ihn liebt, der von Angst erfüllt ist. Es ist diese Angst, die letzten Endes fatal für ihn ist. Wenn es ein Monster in diesem Film gibt, dann ist er es, ohne dass er es merkt, weil die Umstände, in denen er lebt, für eine Entmenschlichung gesorgt haben, die der zivilisierte Mann wohl nie für möglich gehalten hätte.
Sie kommen in der Nacht
Das einzige, was nachts kommt, sind die Albträume. Sie lassen Travis nicht schlafen, sie sorgen auch dafür, dass er durch das Haus wandert. Damit setzt er letzten Endes auch die Ereignisse in Gang, die zur Katastrophe führen.
Er ist die interessanteste Figur dieser Geschichte. Ein junger Mann, der einerseits neidisch darauf blickt, wie liebevoll Will und seine Frau ihrem Sohn begegnen, der andererseits von seinem Vater ein Männlichkeitsbildnis zu sehen bekommt, das nicht unbedingt das Seine ist. Er findet seinen Platz in dieser aus den Angeln gehobenen Welt nicht.
Fazit
„It Comes at Night“ ist ein bemerkenswerter, weil stiller Film, der die Konventionen des Genres umschifft und aus einer vom Publikum vermuteten externen Bedrohung eine interne macht, dabei aber noch sehr viel weitergeht, als einfach die Konflikte zwischen den Familien anzuschüren.
Denn noch intimer ist die Angst des von Joel Edgerton gespielten Patriarchen, die schon paranoide Züge annimmt. Daraus bezieht der Film seine nicht unwesentliche Spannung und sorgt zugleich dafür, dass der Zuschauer, der vielleicht einen „normalen“ Monsterfilm erwartet hat, nicht enttäuscht wird. Denn Trey Edward Shults trifft hier psychologisch und entfaltet so einen Horror, der weit über alle Monster hinausgeht.