***Schrotten!***

schrotten kritik
 
Autorin: Simone Michel
 
Regisseur Max Zähle begibt sich mit seiner Komödie „Schrotten!“ in die Provinz Norddeutschlands, wo es auf einem Schrottplatz zwischen zwei Brüdern ordentlich um das Erbe ihres Vaters kracht.
 
Mirko Talhammer (Lucas Gregorowicz) hat sich von seinen Wurzeln als Schrotthändler schon lange distanziert. Vor 15 Jahren ist er aus der tiefsten Provinz Norddeutschlands abgehauen, um ein neues, zivilisiertes Leben als Versicherungsmakler in Hamburg zu führen. Dumm nur, dass er es sich dort mit seinem Chef verscherzt, der nun Zweihunderttausend Euro von ihm verlangt. Ohne länger über sein weiteres Handeln nachdenken zu können, wird er auch schon von zwei Gestalten aus seiner alten Heimat bewusstlos geschlagen und direkt aus der Firma entführt.
 
Als Mirko wieder zu Bewusstsein kommt, findet er sich auf dem Schrottplatz wieder, auf welchem er aufgewachsen ist. Mit einer freundlichen Begrüßung seines Bruders Letscho (Frederick Lau) kann der Schlipsträger allerdings nicht rechnen. Seine Entführer, Träumchen (Lars Rudolph) und Schmied (Heiko Pinkowski), klären ihn zu allem Überfluss auch noch über den Grund seiner erforderten Wiederkehr auf: Fiete Talhammer, Mirkos Vater und Besitzer des Schrottplatzes, ist verstorben und er und sein Bruder sollen sich das Erbe teilen. Insgeheim haben beide jedoch sehr unterschiedliche Pläne was sie mit dem heruntergekommenen Schrottplatz anstellen.
 
Während Letscho ein leidenschaftlicher Schrotti ist und das Unternehmen mit Stolz weiterführen will, plant Mirko bereits den Verkauf seines Anteils an Schrotthändler Kercher (Jan-Gregor Kemp), den größten Konkurrenten der Talhammers. Als Mirko von dem perfiden Plan erfährt, den sein Bruder und die anderen Schrotthändler im Verborgenen schmieden, bleibt ihm nichts Anderes übrig als vorerst zu bleiben.
 
 
Zwei Brüder
 
In „Schrotten!“ stehen insbesondere zwei Charaktere im Vordergrund: Mirko Talhammer, gespielt von Lucas Gregorowicz, und sein Bruder Letscho Talhammer, welcher von dem talentierten Frederick Lau verkörpert wird. Während Lucas den meisten aus Filmen wie „Lammbock“ (2001) und „Soul Kitchen“ (2009) bekannt ist, kennen Kinofans Frederick vor allem aus „Türkisch für Anfänger“ (2012) und „Victoria“ (2015).
 
Beide Schauspieler passen perfekt auf die Rollen der zwei doch sehr unterschiedlichen Brüder und ihre schauspielerische Leistung kann durchaus überzeugen. Vor allem Frederick Lau ist die Rolle des verschrobenen Schrotthändlers wie auf den Leib geschrieben. Schön wäre es jedoch, wenn beiden Charakteren mehr Freiraum geboten werde würde, was die eher einfache Story von „Schrotten!“ leider kaum leisten kann.
 
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Schrottige Story?
 
Drehbuchautor und Regisseur Max Zähle war 2012 in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ mit seinem Werk „Raju“ für einen Oskar nominiert. Nun wagt er mit „Schrotten!“ sein Spielfilmdebüt. Darin stellt er zwei Parteien einander gegenüber: den intelligenten, versnobten Versicherungsvertreter und die eher ungebildeten, aber liebenswerten Schrotthändler, die es mit dem Gesetz nicht ganz so genau nehmen. Konflikt zwischen den zwei so grundsätzlich unterschiedlichen Seiten ist da natürlich von vornherein vorprogrammiert. Aber wie ja jeder weiß: Gegensätze ziehen sich an.
 
Dabei kann die Handlung allerdings leider kaum überraschen, ohne an dieser Stelle zu viel von der eigentlichen Story zu verraten. Eines wird bei der Komödie aber recht deutlich, was sich angesichts der Koproduktionspartner NDR, HR und Arte vermuten lässt: „Schrotten!“ bewegt sich auf der Ebene von Fernsehfilmen öffentlich-rechtlicher Sender. Der Film bietet zwar eine solide, unterhaltsame Geschichte, aber eben auch nicht viel mehr als das. Für das große Kino eignet sich der Film wohl weniger, auch wenn die Figuren vom Schrottplatz eine charmante Gruppe bilden.
 
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Ludolfs go nordish
 
Dass Schrotthändler im TV funktionieren, wissen wir spätestens seit den Ludolfs. Max Zähle traut sich mit „Schrotten!“ nun auch auf der Kinoleinwand an das Thema heran. Auch er kreiert den Schrottplatz als Familienbetrieb und füllt diesen mit verschrobenen, aber sympathischen Schrottis aus dem hohen Norden, die sich ihr Altmetall auf allen erdenklichen Wegen besorgen und zu einer kleinen Schlägerei nicht nein sagen. Eigentlich eine nette Idee. Schade nur, dass es der Geschichte etwas an Spannung mangelt. Die Schauspieler machen ihre Sache in jedem Fall gut, auch wenn man die ungewöhnliche Sprache Provinzler manchmal so gar nicht verstehen kann.
 
Insgesamt ist „Schrotten!“ ein netter Film für einen Fernsehabend auf der Couch. Ins Kino wird der Film aber vermutlich weniger Zuschauer locken können.