Inszeniert wurde das Ganze von Peter Hutchings. Mir sagte der Name auch nichts. Bisher hat Hutchings bloß drei Filme inszeniert. Aber so wie man nicht viel Erfahrung braucht, um winzige Renault-Motoren mit hässlichen Karosserien zu verkleiden, braucht es wohl auch nicht viel, um attraktive Menschen durch eine strohdumme Handlung stolpern zu lassen.
Die Regie dieses Films ist so uninspiriert, wir sehen hier sogar einen Manager in seinem Büro Golf spielen. Ich weiß nicht, wie oft ich diese lächerliches Bild bereits im Film gesehen habe und wann zum ersten Mal. Die Figur, der alles so egal ist, dass sie in ihrem Büro Golf spielt, war bereits in „Avatar“ abgeschmackt. Hier haben wir auch einen Vater, der Arzt ist und seinem Sohn vorwirft, nichts aus seinem Leben zu machen obwohl der in Harvard Wirtschaft studiert hat. In einem Film uraltbekannte Muster wie diese zu zeigen, entspricht dem Einbau von antiquierten Trommelbremsen in neuen PKWs.
Why won’t you release me?
Die Menschen die Dacias auf den Markt bringen, müssen theoretisch Ahnung vom Autobau haben. Sie entscheiden sich trotzdem, etwas zu verkaufen, das man nur mit sehr viel gutem Willen als Auto bezeichnen kann. Lucy Hale hat in den USA eine Casting-Show gewonnen, wurde mit der Serie „Pretty Little Liars“ bekannt und hatte ihre erste Film-Hauptrolle in „Wahrheit oder Pflicht“. 2020 durften wir sie bereits in „Brave Mädchen tun das nicht“ bewundern, einer romantischen Komödie, die auch schon weder romantisch noch lustig war.
Vielleicht meint Lucy Hale, ihr Genre gefunden zu haben. Denn sie geht auch diesmal wieder genauso vor wie bei „Brave Mädchen tun das nicht“. Sie spielt tapfer gegen das unsinnige Drehbuch an und verlässt sich darauf, dass ihr Aussehen und ihr Charme über die neurotischen Aktionen und Reaktionen ihrer Figur hinwegtäuschen.
Allerdings ist Lucy Hale bei „Küss mich, Mistkerl“ nun nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch „Executive Producer“. Das bedeutet, sie hatte bei bestimmten Entscheidungen zur Produktion zumindest Mitspracherecht. Warum hat sie sich dann nicht gegen die Besetzung von Austin Stowell gewehrt? Hale und Stowell haben bereits bei „Fantasy Island“ miteinander gearbeitet. Sie hätte also wissen müssen, dass Stowell einfach nicht genug Ausstrahlung für eine Hauptrolle hat.
Austin Stowell hat so wenig Charisma, ich musste erst recherchieren, dass ich bereits mehrere Filme mit ihm gesehen (u.a. „Bridge of Spies“, „Whiplash“ und „Battle of the Sexes“) und trotzdem keine Erinnerung an ihn hatte. Der Mann sieht sehr gut aus. Aber bloß so, wie auch alle Nebendarsteller in jeder Variante von „C.S.I.“ gut aussehen. Stowell entfaltet auf der Leinwand trotz seines Aussehens kaum Wirkung.
In den Nebenrollen machen die Nebendarsteller nichts verkehrt. Corbin Bernsen darf wieder mal seine Paraderolle als Drecksack spielen. Anders als vor mehr als dreißig Jahren in „Die Indianer von Cleveland“ oder vor mehr als fünfzehn Jahren in „Kiss Kiss, Bang Bang“ tut er das aber diesmal langweilig.