*** Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween ***

ghaut2 kritik
 
Autor: Walter Hummer
      
In der bekannten Reihe „Fortsetzungen, auf die niemand gewartet hat“ präsentiert Hollywood nun den zweiten Teil von „Gänsehaut“ aus dem Jahr 2015. Und wie so oft, ist das Ganze weniger eine Fortsetzung, als eher eine Variation des ersten Films.
 
Angst
 
Sarah ist in ihrem letzten Jahr an der High-School. Um an der Columbia-Universität angenommen zu werden, muss sie einen Aufsatz über ein Erlebnis schreiben, bei dem sie Angst hatte. Aber erst wird sie von ihrem Boyfriend bei der Arbeit unterbrochen. Und dann muss sie noch auf ihren kleinen Bruder Sonny und seinen Freund Sam aufpassen, weil ihre Mutter zu Halloween eine Doppelschicht als Krankenschwester schiebt. Sonny und Sam wollen Geld verdienen, indem sie für andere Leute deren Keller und Häuser entrümpeln. Gleich bei ihrem ersten Einsatz finden sie ein altes Buch und eine Bauchrednerpuppe. Nachdem die Puppe mit Namen Slappy lebendig wird, wird schnell klar, dass Slappy nichts Gutes im Schilde führt. Erst sabotiert er Sams Wissenschaftsprojekt für die Schule, dann verletzt er Sarahs untreuen Freund. Zu Halloween erweckt er alle Halloween-Dekorationen und Kostüme zum Leben, um sich eine große „Familie“ aus Monstern zu schaffen …
 
Vor weniger als 3 Jahren lief „Gänsehaut“ in unseren Kinos. Dieser Gruselfilm für Kinder, entstanden nach der bekannten Gruselbuchreihe für Kinder, hat keinen großen Eindruck hinterlassen. Aber er hat damals sein moderates Budget wieder eingespielt und dem Studio sogar einen Gewinn beschert. Zurzeit sind alle Filmstudios ganz scharf auf Franchises, also Filmserien, die man auch auf andere Art als bloß an den Kinokassen vermarkten kann. Da reicht ein passabler Gewinn bei überschaubarem Budget schon, damit die Fortsetzung grünes Licht bekommt.
 
Wer nun Angst hat, ihm oder seinen Kindern würde sich die Handlung der Fortsetzung ohne Kenntnis des ersten Teils nicht erschließen, kann unbesorgt sein. Eine beiläufige Erwähnung der Geschehnisse von vor drei Jahren, bleibt der einzige Bezug zum ersten Film. Und die Handlung des neuen Films bleibt auch in jeder anderen Hinsicht sehr übersichtlich.
 
 
Slappy Halloween
 
„Gänsehaut 2“ ist ganz nett gemacht. Der Film ist halbwegs witzig, ohne dass dafür gleich der größte Teil der handelnden Figuren strohdumm sein müssten. Das Ganze ist natürlich für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren gemacht. Aber trotzdem ist die Mutter keine schrille Schreckschraube und auch die ältere Schwester ist keine kreischende Nervensäge. Und es gibt einige Lacher für die Altersgruppe. Einer der nettesten visuellen Gags ist der Skeletthund (oder das Hundeskelett), das gegen einen Baum pinkelt.
 
Die Dialoge sind nicht ganz so lustig. Ein schräger Flirt zwischen der Mutter und einem Supermarktkassierer funktioniert nur wegen der beiden Darsteller einigermaßen. Die Wortspiele der bösen Bauchrednerpuppe sind kein bisschen komisch. Und wenn R.L.Stine im Film meint, er hätte die Idee zu dem roten Luftballon aus „Es“ zuerst gehabt, ergibt der Gag einfach keinen Sinn.
 
Die Handlung ist ziemlicher Unsinn. Das Alter von Sonny und seinem Freund Sam wird nie erwähnt. Aber einerseits muss die große Schwester die beiden babysitten, andererseits gehen die Freunde wohl zur High-School, die in den USA erst mit der siebten Klasse beginnt. Die Krankenschwester kauft Pflegebedarf für ihre Arbeitsstelle in einem normalen Supermarkt ein und findet nichts dabei, wenn ihr Sohn gruselige Puppen von seinem Entrümpelungsjob mitbringt. Sarahs untreuer Freund wird groß eingeführt, um dann nach zwanzig Minuten aus dem Film zu verschwinden.
 
Bauchrednerpuppen und andere Monster
 
Das Beste am Film sind noch die Effekte. Natürlich spielt der Film visuell nicht in der Liga von „Star Wars“ oder „Avatar“. Aber die computergenerierten Bilder sind gemessen am Budget sehr gut gelungen. Einige der CGI-Szenen und -Geschöpfe sind auch durchaus originell gestaltet. Eine riesige Ballonspinne klettert eindrucksvoll am Turm eines Kraftwerks hoch. Eine Szene, in der den Halloween-Masken Körper wachsen, hat man so auch noch nicht gesehen. In der stärksten Szene des Films werden aber Gummibärchen lebendig und gehen zum Angriff über. Mehr schräge Einfälle wie dieser, hätten dem Film gutgetan.
 
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Die Musik fällt nicht unangenehm auf, sie trägt aber auch nichts zur Stimmung bei. Und ganz sicher bleibt sie einem nicht im Gedächtnis. Den alten Grusel-Hit „Monster Mash“ in einem Halloween-Film erklingen zu lassen, ist auch nicht eben einfallsreich.
 
Halloween
 
Eine echte Stärke des Films ist die Besetzung. Madison Iseman („Jumanji – Willkommen im Dschungel“) spielt Sarah mit einer reifen Ernsthaftigkeit, die genau zu ihrer Rolle passt.
 
Jeremy Ray Taylor hat bereits in “Es“ gezeigt, was er kann. Dieser kräftige junge Mann gibt auch hier niemals den „lustigen Dicken“. Er spielt Sarahs Bruder Sonny mit einer Aufrichtigkeit, die an Kinderdarsteller vergangener Epochen, wie Roddy McDowall in „Heimweh“ oder Brandon De Wilde in „Shane“, erinnert. Er und Caleel Harris als Sam bilden ein glaubhaftes Freundespaar.
 
Wendi McLendon-Covey hatte bereits in ihrer kleinen Rolle in “Brautalarm“ die größten Lacher. Ihre Darstellung der Alleinerziehenden Mutter ist zu gut für diesen Film.
 
Ken Jeong lebt seit Jahren von seinen schrägen Nebenrollen. Seinen besten Auftritt hatte er in „Vorbilder?!“, seinen bekanntesten in „Hangover“ und den furchtbarsten in „Transformers 3“. Hier hat er kaum etwas zu tun. Das gilt auch für Jack Black, der in diesem Film nur einen kurzen Gastauftritt hat. Seine Rolle trägt nichts zur Handlung bei und hätte durchaus noch kleiner ausfallen können.
 
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Fazit
 
„Gänsehaut 2“ ist eine passable Gruselkomödie für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren. Einige nette kleine Ideen und eine gute Besetzung können aber das unoriginelle Drehbuch nicht komplett ausgleichen.
 
 
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