***Kritik: Project Almanac***

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Autor: Alexander Friedrich
 
Found Footage trifft auf Zeitreisen-Abenteuer! Fertig wäre das Rezept von Project Almanac, welcher sich für den Kinostart kurzfristig ebenfalls noch einen Zeitsprung zum 5. März genehmigen lies. Macht der Mix aus Science-Fiction und Teenie-Komödie nun auch inhaltlich einen Sprung nach vorne?
 
Eigentlich ist der jugendliche David Raskin (Jonny Weston) ein gewöhnlicher Nerd, der mit seinen Freunden unter ständiger filmischer Dokumentation seiner Schwester Christine (Virginia Gardner) wissenschaftliche Experimente anstellt.
 
So erfolgreich, dass sogar das MIT bereit ist, ihn aufzunehmen, wären die Studiengebühren nur nicht so verdammt hoch, ein Stipendium bekommt David trotz aller Talente nämlich nicht. Beim Stöbern nach neuen Möglichkeiten für eine Erfindung finden er und seine Schwester schließlich eine alte Videokamera mit Aufnahmen von Davids siebtem Geburtstag. Das Verblüffende: Für einen kurzen Moment kann man im Hintergrund David selbst erkennen, den heutigen wohlgemerkt!
 
Auf der Suche nach einer Erklärung für dieses Phänomen findet David im Keller eine seltsame Maschine seines Vaters, welcher ihn an jenem Geburtstag verlassen hat. Aufgrund der Bauart und der Pläne wird klar, dass es sich um eine Zeitmaschine handelt.
 
 
Die „Zeitreisen-Thematik“ ist wahrlich nicht neu im Kino und wird immer wieder durch Kult-Streifen wie Zurück in die Zukunft oder Butterfly Effect neu belebt. Spätestens seit der Serie Doctor Who erfreut sich das Austricksen der vierten Dimension nun größter Beliebtheit. Produzent Michael Bay war also nicht abgeneigt, mit Regisseur Dean Israelite den Stoff auch wieder auf die Leinwand zu bringen.
 
Ebenfalls nicht neu und leider immer noch nicht tot, ist der Found Footage-Look, mit dem Project Almanac versetzt wurde. So bekommen wir fast den kompletten Film aus der Sicht einer Handkamera mit, meistens in der Hand von Davids Schwester oder auch gerne Mal durch ein paar GoPro Kameras, die an den Rucksäcken der Protagonisten befestigt sind. Found Footage mag zwar durchaus seinen Reiz haben, in Project Almanac stechen sich jedoch erneut nur die negativen Aspekte dieser Stilrichtung heraus, was in der Praxis unübersichtliche hektische Bewegungen und einen nicht vorhandenen dramaturgischen Sinn für das ständige Filmen der Geschehnisse bedeuten. Das liegt vor allen daran, dass die Bildgestaltung deutlich zu cineastisch geraten ist und so nie wie eine Amateuraufnahme wirken kann.
 
Unterhaltsamer ist dagegen, was die Teenager mit der Maschine von Davids Vater so alles anstellen. Denn statt wirklich wichtige Dinge für die Welt zu tun, nutzt die Clique ihr machtvolles Instrument zum eigenen Vergnügen. Zunächst sind das nur das Wiederholen von gescheiterten Schultests oder Streiche mit verhassten Highschool-Mitschülern, später jedoch wird unter anderem mit Lotto-Betrug ordentlich Geld gescheffelt. So wenig ruhmreich die Handlungen der Akteure sind, so nachvollziehbar sind sie dann eigentlich, denn Hand aufs Herz: Würden wir nicht genau das auch mit einer Zeitmaschine machen? Die Konsequenzen lassen natürlich nicht lange auf sich warten und die haben es in sich…
 
02 ©2015 Paramount Pictures03 ©2015 Paramount Pictures04 ©2015 Paramount Pictures05 ©2015 Paramount Pictures
 
Leider verschenkt Project Almanac eine Menge Potenzial mit seiner eigentlich vielversprechenden Prämisse. Das größte Problem ist dabei die mit knapp zwei Stunden deutlich zu lang geratene Laufzeit. Der eigentlich lockere Film ist folglich ständig sehr zäh und fährt sich immer wieder mit uninteressanten Handlungen fest.
 
Da wäre etwa das Beziehungs-Scharmützel zwischen David und seiner Flamme Jessie (Sofia Black-D’Elia), welches mitten im Film der Handlung jedes Tempo herausnimmt. Bis überhaupt die Technologie der Zeitmaschine entdeckt wird, vergeht einfach zu viel Zeit. Positiv überzeugen kann dafür Hauptdarsteller Jonny Weston, welcher dem Charakter Davids Sympathie und Glaubwürdigkeit verleiht. So kann man ihm jederzeit seine Rolle abnehmen.
 
Fazit: Project Almanac klingt erst mal wie ein kurzweiliger und ebenso innovativer Unterhaltungsfilm, stolpert aber über seinen zähen Aufbau seiner Handlung und bremst sich immer wieder gerne mal aus. Den Found-Footage-look hätte man auch gerne weglassen können, dann wären die guten Ansätze des Films auch mehr zur Entfaltung gekommen.