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Kritik: Dune: Part Two

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Autor: Christopher Diekhaus
 
Wegen des Hollywood-Streiks etwas verzögert kommt nun endlich die Fortsetzung zu Denis Villeneuves Science-Fiction-Kracher „Dune“ in die Kinos. Einmal mehr gelingt es dem Frankokanadier dabei, Spektakel und inhaltliche Substanz souverän auszutarieren – meistens zumindest.
 
Kurzer Rückblick
 
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Vorgängers, der den ersten Teil von Frank Herberts Romanklassiker „Der Wüstenplanet“ (im Original: „Dune“) umfasst, stand noch nicht fest, ob Villeneuve ein Sequel würde drehen dürfen. Die guten Einspielergebnisse machten es den Entscheidern auf Studioseite dann allerdings relativ leicht. Ein Glück, denn zu schade wäre es gewesen, wenn Paul Atreides (Timothée Chalamet) seine epische Reise einfach hätte abbrechen müssen.
 
„Dune: Part Two“ dampft nun den zweiten Teil von Herberts Vorlage zusammen und beginnt genau dort, wo der Erstling zu seinem Ende kam. Bevor wir uns dem weiteren Verlauf widmen, wollen wir die bisherigen Ereignisse noch einmal rekapitulieren: Im Jahr 10191 übertrug der das Universum beherrschende Imperator Shaddam IV. die Aufsicht über den kargen Wüstenplaneten Arrakis von Baron Harkonnen (Stellan Skarsgârd) auf Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac), der zusammen mit seiner Konkubine Jessica (Rebecca Ferguson) und seinem Sohn Paul auf den fremden Himmelskörper umsiedelte. Sein Auftrag, die Superdroge Spice in großen Mengen abzubauen, wurde jedoch durch Sabotagemaßnahmen des vorherigen Lehnsherrn erschwert.
 
 
Mehr noch: Harkonnen paktierte heimlich mit dem Imperator, überfiel Arrakis mit einer gewaltigen Streitmacht und löschte fast den gesamten Atreides-Hofstaat aus. Während Leto den Tod fand, konnten Paul und Jessica auf Umwegen in die Wüste fliehen und trafen dort auf eine von Stilgar (Javier Bardem) angeführte Gruppe der Fremen genannten Einheimischen.
 
Paul hadert weiter Am Ende des ersten Films entschloss sich Paul, auf Arrakis zu bleiben und Terrorregent Harkonnen zu bekämpfen. Das ständige Grübeln des jungen Mannes, der immer wieder von seltsamen Träumen und beunruhigenden Kriegsvisionen heimgesucht wird, ist damit aber nicht beendet. Schließlich konkretisiert sich in „Dune: Part Two“ das, was bereits früher anklang: Paul könnte der Messias sein, der laut einer Prophezeiung die Fremen aus ihrer Unterjochung retten soll.
 
Ein weißer Heilsbringer, der ein indigenes Volk von seinem Leid befreit – schon oft hat Hollywood dieses reaktionäre, kolonialistische Motiv bedient. Hier liegt der Fall allerdings ein bisschen anders. Nicht nur, weil er selbst die Rolle des Erlösers zunächst vehement von sich weist. Paul will den Ureinwohnern auf Augenhöhe begegnen, mit ihnen kämpfen, nicht an ihrer Spitze.
 
Die Gefahr, in billige White-Savior-Muster zu verfallen, unterläuft der Film ferner, indem er mit der Arrakis-Bewohnerin Chani (Zendaya), die vormals bloß durch die Träume des Atreides-Sohnes geisterte, eine kritische Stimme starkmacht. Einerseits verliebt sie sich nach dem Kennenlernen in Paul. Andererseits steht sie dem Messias-Gerede skeptisch gegenüber, weist mehrfach darauf hin, dass die angebliche Prophezeiung eine geschickt unters Volk gebrachte Geschichte der Bene-Gesserit-Schwesternschaft sei, jener seit Jahrhunderten im Hintergrund Strippen ziehenden Gemeinschaft, der auch Pauls Mutter Jessica angehört. Auch sie schlägt in „Dune: Part Two“ als schwangere, mit ihrer ungeborenen Tochter Zwiesprache haltende und zu einer Autorität der Fremen avancierende Missionarin eine aufregende, durchaus düstere Richtung ein.
 
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Fest für die Augen
 
Reizvoll ist die Beziehung von Paul und Chani besonders ab dem Punkt, an dem ein Sinneswandel ihrer Liebe in die Quere kommt. Die Ureinwohnerin wird zu einer Stellvertreterin der Zuschauer, die genau wie sie ihre Einstellung zum Protagonisten überdenken müssen. Erfrischend, dass Chani im zweiten Kapitel mehr Raum bekommt, wir an ihrer Zerrissenheit teilhaben dürfen – sehr schön kondensiert im letzten Bild, einer Großaufnahme ihres Gesichts, das nach einem dritten Teil verlangt. Gleichzeitig wird man aber das Gefühl nicht los, dass ihre Rolle noch ein Tick größer hätte sein können.
 
Wie man es von Villeneuves bisherigen Blockbustern kennt, setzt der Frankokanadier nicht bloß auf eindrucksvoll fotografiertes Spektakel. Wichtig sind in seinem Kino auch Ruhephasen, Momente der Einkehr, die das innere Ringen der Charaktere und thematische Ideen zu Tage treten lassen. Was „Dune: Part Two“ noch deutlicher zeigt als der Vorgänger: Herberts Romanstoff, der immerhin rund 60 Jahre auf dem Buckel hat, ist brandaktuell.
 
Kapitalistische Ausbeutung, imperialistisches Gebaren, ökologische Probleme, religiöser Eifer und die Sehnsucht nach einem starken Anführer, einem Erlöser – all das sind Aspekte, die unsere krisengeschüttelte, stark polarisierte Gegenwart prägen und die sich auch in Pauls Reise niederschlagen. Villeneuve und Ko-Drehbuchautor Jon Spaihts („Die Mumie“) fällt es hin und wieder schwer, die Fülle an Gedanken unter einen Hut zu bringen. Und doch haben wir es hier mit einer Big-Budget-Epos zu tun, bei dem man den Kopf nicht einfach abschalten kann. Dass manche Figuren, etwa der als neuer Gegenspieler in Stellung gebrachte Feyd-Rautha Harkonnen (Austin Butler), recht abrupt eingeführt werden und einige eigentlich aufwühlende Offenbarungen im Vorbeigehen erfolgen, muss man allerdings in Kauf nehmen.
 
Einmal mehr überschreitet der Regisseur gelegentlich die Grenze zum audiovisuellen Overkill. Eine Gladiatorensequenz beispielsweise wirkt in ihren Proportionen grotesk übersteigert. Und Hans Zimmers bombastischer Score dröhnt natürlich, was das Zeug hält. Insgesamt beweist Villeneuve jedoch erneut, dass derzeit in Hollywood nur wenige Filmemacher ähnlich wuchtige Kinoerlebnisse entfesseln können.
 
„Dune: Part Two“ liefert imposante Bilder im Überfluss – unter anderem beim Ritt auf den gigantischen Sandwürmen oder im hochelektrisierenden Einstieg in glutrotem Wüstenlicht. Ganz wichtig dabei: Trotz vieler digitaler Effekte hat der Film eine physische Qualität, wirkt nicht wie ein Computerspiel. Der Dreh an Originalschauplätzen und einige kernig arrangierte Nahkampfszenen zahlen sich hier definitiv aus!
 
Fazit
 
Atemberaubend bebildertes, sporadisch in Größenwahn abdriftendes Science-Fiction-Kino, das den ersten Teil um neue Perspektiven ergänzt. Obwohl der Film erzählerisch nicht ganz rund daherkommt, darf man sich auf Blockbuster-Unterhaltung mit Substanz freuen. Ein Erfolg an den Kinokassen dürfte ein drittes Kapitel ermöglichen, für das angeblich schon ein Drehbuch auf Grundlage von Frank Herberts Fortsetzung zu „Der Wüstenplanet“ vorliegt.
 
 
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