***Kritik: Insurgent***

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Autor: Jonas Sticherling
 
Shailene Woodley kehrt in „Die Bestimmung: Insurgent“, dem zweiten Teil der erfolgreichen Jugendbuchserie, als Beatrice „Tris“ Prior zurück und sieht sich nach den Ereignissen traumatisiert in einem Konflikt zwischen den Fraktionen gefangen, der kurz davor steht in einen ausgewachsenen Bürgerkrieg auszubrechen, der das Zusammenleben in den Überresten des Chicagos der Zukunft für immer verändern könnte.
 
„Insurgent“ beginnt einige Tage nach dem Ende des ersten Teils „Divergent“, in dem Tris (Shailene Woodley) und Ihr Freund Four (Theo James) im letzten Moment den Genozid an der Fraktion der Altruan verhindern konnten. Obwohl dies erfolgreich geschehen ist, kann sie ihren Sieg allerdings nicht feiern. Denn bei dem Kampf gegen die per Gedankenkontrolle manipulierten Ferox-Soldaten kamen Ihre Eltern ums Leben und Tris musste in Notwehr ihren Freund Will, der ebenfalls unter Gedankenkontrolle stand, töten.
 
Durch diese Erlebnissen traumatisiert und gelähmt, muss Sie sich jetzt fragen, was die böse Anführerin der Ken, Jeanine, als nächstes plant. Denn von eben dieser werden Tris und Ihre Freunde als Feinde des Ken-Regimes, als Divergents, also Unbestimmbare, gejagt.
 
Tris findet jedoch schon bald heraus, dass Jeanine bereits einen neuen Plan hat, in dem die "Divergents" eine entscheidende Rolle spielen und das sie vor keiner Grausamkeit zurückschreckt um ihr Ziel zu erreichen. Gejagt von Jeanine und den Ken ist sie plötzlich in dem eskalierenden Konflikt der Fraktionen um die Macht in Chicago gefangen.
 
 
Nach dem weltweiten Erfolg der Buchreihe und dem dadurch mitbedingten Erfolg des ersten Films „Die Bestimmung: Divergent“ wurde schnellstmöglich ein zweiter Teil produziert. Dies dient wohl dazu, sowohl den Hype der Fans rechtzeitig zu bedienen, als auch in dem mittlerweile gut gefüllten Markt von Jugendbuchverfilmungen nicht unterzugehen. Der genannte Markt scheint beinahe unerschöpflich und die Hollywoodstudios haben es bisher sehr erfolgreich geschafft die profitablen Franchises, basierend auf Teenie-Buchreihen, immer wieder mit neuen Verfilmungen zu erweitern.
 
So folgten seit "Harry Potter" beispielsweise "Twilight", "City of Bones" oder eben der oft mit „Die Bestimmung“ verglichene „Hunger Games" - Franchise. Während jetzt vermutlich viele Fans von Veronica Roths „Die Bestimmung“ auf die Barrikaden gehen und aufzählen wie gravierend sich die Buchreihen unterscheiden, werde ich hier nur kurz darauf hinweisen, dass der folgende Vergleich für den durchschnittlichen Kinogänger und nicht den eingeschworenen Fan ist.
 
Veronica Roths Buchreihe etabliert eine dystopische, zerstörte Welt in der Zukunft, in der ein rücksichtsloses Regime herrscht und eine junge Heldin wider Willen durch Ihre Handlungen zum Symbol des Widerstands wird und in den Wirren des Bürgerkriegs eine entscheidende Rolle spielen soll. Bis hierher ist die Handlung unbestreitbar identisch. Und genau das ist das Problem des Franchise bisher gegen den großen „Bruder“ namens „Hunger Games“.
 
Durch das kurzzeitige Vakuum an Jugendfilmen und den Hype um die Buchreihe überzeugte „The Hunger Games“ dabei vor allem durch das teilweise heftig diskutierte Prinzip der blutigen Arenakämpfe mit Kindern. An den Kinokassen und in Kritiken wurde der Film für sein Drama und seine gesellschaftskritischen Fragen dadurch gut angenommen. Auch setzte "Hunger Games" die Gesellschaftskritik und den Regimekampf bereits im ersten Film als tragendes Motiv für die Filmreihe fest.
 
„Die Bestimmung“ konnte dagegen jedoch mit seinem komplexen Fraktionssystem, basierend auf grundlegenden Eigenschaften der menschlichen Psyche und den hyperrealistischen Traumwelten der SIMs außer den eingeschworenen Fans bisher nur wenige Gelegenheitskinogänger anlocken.
 
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Die sehr in den Vordergrund gerrückte Liebesgeschichte zwischen Tris und ihrem älteren Ausbilder Four lockte dabei vor allem ein Teenie-Publikum in die Kinos. Trotz oder gerade wegen der deutlich in den Vordergrund gerückten Regimekritik tut sich „Die Bestimmung: Insurgent“ deshalb wohl schwer sich aus dem Schatten der „Hunger Games“-Franchise zu stellen.
 
Auch die Tatsache, dass der Film im Frühling kommt, tut hierzu sein übriges und zeigt, dass ein direkter Schlagabtausch von den Studios und dem Verleiher Concorde nicht angedacht ist. Der Winter gehört eben den Oscar-Anwärtern und dem umsatzstarken „Hunger Games“-Franchise. „Die Bestimmung“ muss sich da eben mit dem eher schwächeren Frühling abfinden, bevor im Sommer die Hollywood-Action-Blockbuster die Kinosäle füllen.
 
Doch zurück zum Inhalt des Films. "Insurgent" nimmt sich diesmal wesentlich mehr Zeit für die inneren Konflikte von Tris und ihrem Umfeld und dem Kampf gegen das System als für, wie im ersten Teil, langwierige Trainingsphasen und die Liebesgeschichte. Dabei wird natürlich auch weiterhin deutlich das Bild der starken, selbstbewussten, aber auch zeitweise verletzlichen Tris und Ihrer Beziehung zu Four gezeichnet.
 
Der Film profitiert diesmal auch deutlich von der größer erzählten Welt. Während in Teil 1 bis auf die zwei Fraktionen der Altruan und der Ferox, der komplexe Handlungsschauplatz meist nur ein hören-sagen bleibt, wird er in Teil 2 mit den übrigen Fraktionen und der Welt in Form des zerstörten Chicagos und der angedeuteten Welt hinter dem Schutzzaun geradezu belebt.
 
Vor allem die charakteristischen und teilweise gewaltigen Sets der einzelnen Fraktion helfen dabei dies glaubhaft und fesselnd zu erzählen.
 
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Ein großes Lob muss man dem Film aber vor allem dafür aussprechen, dass er sich nicht zu sehr bemüht, den ersten Teil zusammenzufassen. Auch wenn dadurch der Zuschauer mit der doch teils sehr komplexen Hintergrundgeschichte vertraut sein muss.
 
Das Tempo wirkt zudem gut abgestimmt und das Schauspiel von Shailene Woodley als Tris überzeugt. Durch die deutlich emotionaleren Szenen gewinnt der Film an Tiefe und Woodley schafft es diese Szenen teils ganz alleine zu tragen. Miles Teller als Peter liefert ebenfalls eine spannende Performance ab.
 
Leider bietet der Rest des doch sehr ansehnlichen Casts nur mittelmäßige und manchmal etwas unglaubwürdige Auftritte. Maggie Q und auch die sonst interessante Octavia Spencer wirken in den wenigen Szenen abwesend und weniger glaubhaft. Auch der große Kritikpunkt aus dem ersten Teil der zu einseitigen, „bösen“ Kate Winslet als Jeanine hat sich im zweiten Teil nicht deutlich gebessert.
 
Wenn man „Die Bestimmung: Insurgent“ schaut, hat man manchmal auch das Gefühl, dass der Film gar nicht genau weiß was er uns bieten will. Einige sehr spannende Storyaspekte und interessante Figuren des Buches sind beispielsweise gar nicht nicht im Film zu finden.
 
Der Spagat zwischen Liebesgeschichte, Drama um jugendliche Revolutionärin und spannungsreichen Sci-Fi-Actionfilm, ist deshalb erneut nur halb gelungen.
 
Dennoch vermag der Film nicht zuletzt durch seine nun lebendiger Welt und die gute Schauspielleistung von Shailene Woodley zu überzeugen.
 
Für die Fans der Buchreihe ist "Die Bestimmung: Insurgent" auf jeden Fall ein Muss. Für den normalen Kinogänger aber nur dann wenn er den ersten Teil bereits gesehen hat und diesen interessant fand.