Der Vorname: Tom von der Isar trifft: Florian David Fitz!

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Ich treffe mich mit Florian David Fitz für ein Interview zu seinem neuen Film 'Der Vorname'. Er spielt darin Thomas, den vermeintlichen Vater von einem Kind Namens Adolf in spe. Oha, heutzutage noch so einen Namen für sein Kind?
 
Bevor wir aber darüber sprechen, freut er sich, einen echten Münchner vor sich zu haben.
 
 
 
Florian: Du bist aus München und da redest Du so derb Bayerisch..?
 
Ich: Joa. Du bist doch auch in München aufgewachsen?
 
Florian: “Ja, aber ich musste Bayerisch tatsächlich erst später lernen. Dafür hör ich sofort aus welchem Stadtviertel jemand kommt, weil jeder eine andere Art Sprechgesang hat’.
 
Ah verstehe. Aber kommen wir gleich zum Film: Ihr habt ganz viel Chicken Curry Essen müssen…stimmt das?
 
"Mhm ja, durchaus!" (Florian lacht verschmitzt) ‘Hallo!'
 
Eine Kellnerin kommt herein geplatzt und bringt ihm Kaffee, Florian ruft dankbar “Ah wie geil!” Ich erinnere mich dabei sofort an die Filmvorführung vom Vormittag, denn ‘Geil' ist eines dieser Worte, die Christoph Maria Herbst in seiner Rolle als Professor Stephan Berger gar nicht gut findet.
 
'Zucker und Milch…' will die junge Kellnerin ansetzen, "Ne brauch ich nicht, ich trinke ihn einfach so.” Und da kommt sein Bayerisch dann doch durch. Er bedankt sich nämlich mit dem Wort 'Merce', also Bayerisch für ‘Dankeschön’.
 
Sein Hund, der mit im Raum ist und ihm auch immer sofort folgt, wenn er zwischen den Interviews den Raum verlässt und durch den Bayerischen Hof läuft, hatte gerade die Kellnerin kurz begrüßt und begleitet sie bis zur Türe hinaus.
 
Ich frage ihn: Wie heißt Dein Hund?
 
"Elmo. Die meisten hören immer Helmut."
 
Ich muss lachen, weil er das so trocken betont. Aber zurück zum Curry: "Das ist halt das ‘Problem' wenn man einen Film macht, der nur an einem Abend spielt, den man aber 25 Tage lang dreht. Da wiederholen sich nunmal bestimmte Dinge. Den Hauptgang haben wir beispielsweise 9 Tage lang gegessen.
 
Die ersten 6 Tage hat es einigermaßen geschmeckt, aber dann wurde es wirklich wirklich hart! Da hilft es auch nicht, wenn man wie Christoph ein Vegetarier ist.
 
Der grösste Witz aber war zur Halbzeit des Drehs. Da hat die Produktion zum Bergfest eingeladen und es gab wieder Chicken Curry.”
 
Er sagt das mit einem Lächeln auf den Lippen, aber man kann noch leicht an ganz kleinen Zuckungen ums Auge die Reaktion erkennen die er damals hatte.
 
“Da haben wir nur gedacht, wollt Ihr uns verarschen..?!”
 
Ist eine Story über den Namen Adolf eigentlich ein schwieriges Thema? Wie geht man als Schauspieler damit um?
 
“Nein, es ist ja jetzt kein Film über Holocaust und die Figur Adolf hat ja auch eine unglaubliche Lächerlichkeit. Das ist die alte Frage, ob man über die Nazis Witze machen kann, oder über Adolf? Das glaub ich sehr wohl und ich finde das auch einen guten Weg, mit dem 3. Reich klar zu kommen.
 
Das heisst aber nicht, dass man Witze über den Holocaust machen kann, denn da gibt es nicht wirklich was Witziges dran. Da gibts schon einen Unterschied. Es geht um unser Verhältnis zu diesem Namen. Der ist ja fast schon kein Name mehr sondern eine Marke. Egal was, mit Adolf drauf bekommt es Aufmerksamkeit.
 
Er verkauft sich also gut, Andererseits ist Adolf ist ja quasi der Antichrist. Da kann ja eigentlich der arme Name nichts dafür. Aber es ist schon erstaunlich, dass ein Name nicht aus Modeerscheinungen vom Erdboden verschwunden ist, sondern nur wegen einer Person.
 
Wir haben auf unserer Pressetour zum Kinofilm einen Jungen kennengelernt, der gesagt hat, einer in seiner Klasse heißt tatsächlich Adolf. Wir haben ihn gefragt, das kann doch nicht wahr sein, wie geht denn das? Darauf hat er erwidert: Naja vom Grossvater bis Vater hiessen alle Adolf und deswegen wurde das beibehalten. (Das ist übrigens der einzige Grund, warum man sein Kind so nennen darf, Anm. d. Red.)
 
Ich hab dann gefragt, wurde der verarscht bei Euch, hat der Ärger bekommen? Da meinte er, die sagen halt einfach Adi zu ihm und dann denkt keiner mehr dran, dass er Adolf heisst. Seine Eltern haben bei der Namensvergabe wohl nicht richtig überlegt oder sind sehr sehr traditionell.”
 
 
 
 
 
 
 
Wie wurdest du denn früher angesprochen, eher mit deinem Vornamen oder Nachnamen? Du mochtest angeblich deinen Namen nicht so, stimmts?
 
“Ne ich hatte kein Problem damit, aber Florian war 1974, als ich geboren wurde, das habe ich tatsächlich mal recherchiert, der häufigste Jungenname. Deswegen hatte wir auch drei Florians in der Klasse und Du wirst dann auch nicht Florian genannt, sondern jeder bekommt seinen Spitznamen, damit wir unterscheidbar sind. Und das war bei mir wiederum der Nachname, Fitzi.”
 
Wie führt Sönke Wortmann eigentlich Regie?
 
“Führt ist im Zusammenhang mit Adolf ein sehr ungünstiges Wort! Wie er Regie führt? Jedenfalls sehr entspannt. Ich glaube er ist der entspannteste Regisseur den ich kenne. Ein sehr ruhiger Typ und das ist so lustig, weil er ja für grosse Komödien bekannt ist, selber aber gar nicht so einer ist, der die ganze Zeit Schenkelklopfer raus haut oder wahnsinnig laut ist. Er ist sehr ruhig, konzentriert, fast gediegen. Es ist immer mega entspannt.
 
Das ist ihm auch wichtig. Und es wird nicht wahnsinnig lange gearbeitet. Er hat Arbeitszeiten, die es eigentlich in unserem Beruf gar nicht mehr gibt. Um 5 waren wir eigentlich immer fertig. Dafür hat er es nicht wahnsinnig gerne, wenn Fehler gemacht werden.
 
Wenn man einen Film dreht, hat man eigentlich durch viele Drehorte und Aufbau viele Pausen. Hier ier gab es aber nur das eine Haus, nur eine Wohnung, da gabs diese Pausen nicht. Darum haben wir realtiv schnell gedreht und waren schnell fertig, weil es eigentlich nur ums Schauspielen ging. Es war fast wie eine Theatersituation. Deswegen musstest Du auch sehr gut deinen Text können."
 
Janina Uhse meinte im Pressetext, dass sie es sehr toll fand, mit Euch “alten Hasen” zu arbeiten. Ihr habt alle den Text gekonnt, ihr wart nie unvorbereitet. Hat Sie Sich denn mal versprochen?
 
"Tatsächlich gab es nur eine Stelle, bei der sie einen freudschen Verdreher hatte. Den hat sie dreimal gemacht. Beim Namen der Kinder hatte sie Justus gesagt, weil Justus am Tisch saß. Das passiert einem ja manchmal, aber sie hat es einfach nicht gemerkt. Beim dritten mal gab es dann eine sehr klare Ansage und dann hat sie es nicht mehr gemacht.
 
Das war schon sehr lustig. Du bist ja auch selbst Regisseur und Filmemacher. Ist es deshalb schwieriger sich anleiten zu lassen?
 
"Nein, das ist eher eine Frage des Naturells. Ich hinterfrage als Regisseur generell sehr viel, das kann Leute auch nerven, aber letzendlich gehts immer um die Sache. Aber Sönke erzählt hier die Geschichte, er ist der Geschichtenerzähler und ich kann nur Fragen stellen oder Angebote machen und er muss Auswählen."
 
Die Figuren im Film haben oft Momente, in denen sie aus sich heraus gehen und alles los werden, das Ihnen schon länger auf der Seele brennt. Oder die Szenen in denen Christoph und Du Euch verbal an die Gurgel geht. Ist man danach auch selbst aufgewühlt?
 
"Nein du machst das ja so oft. Am Abend bist du dann einfach wohltuend erschöpft, wenn Du dich den ganzen Tag gestritten hast. Da streitest du danach selber nicht mehr."
 
Die Figuren necken sich auch gerne gegenseitig. Sollte man so nicht grundsätzlich miteinander umgehen?
 
"Absolut, es ist ja ein Gesellschaftsportrait. Also generell stört Humor nie, eine gewisse Distanz zu sich selber ist dabei glaub ich aber sehr hilfreich. Sonst wirds wirklich sehr Bierernst.
 
Der Film spielt ja mit unseren Unzulänglichkeiten. Keiner verträgt, wenn einem mal gesagt wird, was für ein Depp man manchmal eigentlich ist. Meist kann man nämlich erst mit der Distanz, also einen Tag danach, über sich selber Lachen."
 
Hast Du schon mal so einen derben Witz gemacht wie im Film, der nach hinten los ging?
 
"Ja, jeden Tag dreimal."
 
Ich muss wieder sehr lachen, da kommt auch schon die Pressedame herein und ich habe noch kurz Zeit Fotos mit Florian zu machen. Das Interview war sehr entspannt, mit einem sympatischen Florian David Fitz, der sich anscheinend viele Gedanken macht.
 
Auch ich hab mir nach dem Film noch Gedanken gemacht und finde vor allem Janina Uhse eine grosse Entdeckung für Hauptrollen. Denn sie spielt ihre Figur der schwangeren Freundin von Thomas Anna mit ganz eigenen tiefen Facetten und überzeugt durch ihr zurückhaltendes Spiel.
 
Generell sehen wir hier aber einen wirklich tollen vielseitiger Cast. Wer auf Streitgespräche steht, wird seine wahre Freude haben und wer noch an Menschen glaubt, wird zum Ende hin ebenso wenig enttäuscht werden.