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Kritik: Superman

 
sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Und wieder heißt es "Up in the sky! Look! It's a bird! It's a plane! It's Superman!" Aber ist das 2025 überhaupt noch etwas Besonderes?
 
"Faster than a speeding bullet, …”
 
Die Handlung von „Superman“ ist schnell wiedergegeben: Superman ist super, Lex Luthor ist böse und sämtliche andere Bewohner der Erde sind Idioten. Ich habe schon oft den vom großen Roger Ebert geprägten Begriff des „idiot plot“ erwähnt, der eine Handlung beschreibt, die nur funktioniert, weil jede der handelnden Figuren ein Idiot ist. „Superman“ inszeniert und geschrieben von James Gunn spielt in einem „idiot universe“.
 
Bevor ich mehr über das von Gunn verfasste Drehbuch und damit die größte, aber nicht die einzige Schwäche dieses Films berichte, eines vorweg: ich beneide niemanden, der im Jahr 2025 einen neuen „Superman“-Film herausbringen muss. Nicht nur war einfach alles an Superhelden-Blockbustern schon da. Superman selbst war einfach schon zu oft da. Ich selbst habe als kleiner Bub den unvergessenen Christopher Reeve unter der Regie von Richard Donner in einem Film gesehen, an dem jahrelang alle anderen Superhelden-Filme (einschließlich der immer schlechteren Fortsetzungen) gemessen wurden.
 
Dann habe ich Brandon Routh unter der Regie von Bryan Singer scheitern gesehen. Kann sich noch jemand an die Zeit erinnern, als man meinte, Brian Singer könne nichts falsch machen und wäre das neue Wunderkind des Popcorn-Kinos? Das war vor gut 20 Jahren und damit ein paar Jahre bevor man dachte, Zack Snyder könne nichts falsch machen und wäre das neue Wunderkind des Popcorn-Kinos. Und zunächst schien ja mit Snyder und Henry Cavill als „Man of Steel“ alles halbwegs gut zu laufen …
 
 
Aber das ist alles Geschichte und nun darf James Gunn die Geschicke des Stählernen lenken Gunn hat uns mit „Guardians of the Galaxy“ gezeigt, wie witzig Marvel-Filme sein können. Und er hat erst kürzlich mit „The Suicide Squad“ gezeigt, wie witzig selbst DC-Filme sein können (WICHTIG: „The Suicide Squad“ ist keinesfall mit „Suicide Squad“ von David Ayer zu verwechseln, an dem rein gar nichts witzig war. Oder sonstwie unterhaltsam.). In den letzten Jahren entstand durchaus der Eindruck, James Gunn könne nichts falsch machen und wäre das neue Wunderkind des Popcorn-Kinos.
 
Und vielleicht ist das die Ursache eines der Hauptprobleme von „Superman“: vielleicht hat James Gunn im Laufe der letzten Jahre einfach zu oft gehört und gelesen, wie toll er ist und wie witzig sein ironischer Zugang zu Superhelden-Filmen ist, dass er vergessen hat, dass „Superman“ nicht „Starlord“ oder „Harley Quinn“ ist? Vielleicht ist Gunn in die eigene Ironie-Falle getappt?
 
Vermutlich hätte der Running-Gag mit den ständigen Selfies einer Nebenfigur in einem anderen Film durchaus funktioniert. Hier nervt er und seine Auflösung lässt einen nicht schmunzeln, sondern mit den Augen rollen. Vielleicht wäre der Gag mit dem Garagentor in einem anderen Film witzig gewesen? Wohl eher nicht. Das Timing stimmt überhaupt nicht. Ein extrem feindselig geführtes Interview zu Beginn des Films, hätte wohl auch in jedem anderen Film gestört, aber in keinem so sehr wie in diesem. Und eine Nebenhandlung um einen Nerd, der hihi kein Interesse an einer heißen Blondine hat, hätte in keinem Film funktioniert und uns in jedem anderen Film ebenso gestört.
 
Autor James Gunn kombiniert Teile des Drehbuchs, die zwar witzig gemeint aber nicht tatsächlich witzig sind, mit anderen Teilen, die wohl dramatisch gemeint aber arm an dramatischer Wirkung sind. Ja, ich verstehe, was mit der Flagge auf einem Schlachtfeld gemeint ist. Aber da diese Szene hat keine rechte Vorgeschichte und steht ziemlich isoliert da, was ihr kaum Wirkung verleiht. Wie soll sich das Publikum plötzlich um ein Alien-Baby sorgen, das davor gerade mal in zwei Einstellungen zu sehen war? Und was sollte die dramatische Wendung mit der Botschaft von Supermans Eltern? Die überzogene Reaktion sämtlicher Figuren im Film ist nachvollziehbar (siehe „idiot plot“). Aber was soll das Publikum damit anfangen?
 
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Das Drehbuch wirkt im Laufe des Films mehr und mehr überladen. Vor allem das Übermaß an „witzigen“ Elementen wirkt bald eher ermüdend. Ich kann mich an keinen vergleichbaren Film erinnern, der so viele ganz offensichtlich bloß als „comic relief“ gedachten Nebenfiguren enthält, die rein gar nichts zur Handlung beitragen. Am Ende sollen wir uns dann über das Überleben einer großen Anzahl von solchen Nebenfiguren freuen, die wir im Verlauf des Films alle nie kennengelernt haben und die man bis auf eine einzige samt und sonders besser ersatzlos aus dem Drehbuch gestrichen hätte.
 
“more powerful than a locomotive, …”
 
Das ganze Drehbuch funktioniert einfach an zu vielen Stellen nicht richtig. Und das ist ein Jammer, denn James Gunn liefert als Regisseur und Produzent eine sehr viel bessere Leistung ab, als der Drehbuchautor James Gunn. „Superman“ ist extrem hochwertig produziert und kann in fast jeder Szene visuell überzeugen. Gerade die Regie zeigt auch einige interessante, eigene Ideen.
 
Nicht jede dieser Ideen mag gefallen. Man kann zum Beispiel über den Look von Supermans Dress/Kostüm/Anzug geteilter Meinung sein. Ich persönlich bin kein Fan der roten Boxershorts. Und die Festung der Einsamkeit besteht irgendwie nur aus einem Raum, der wenig beeindruckt. Aber im Großen und Ganzen hat der Film einen wirklich ansprechenden Look. Viel wichtiger ist das allgemeine Tempo des Films. Der Film ist mit gerade mal 130 Minuten nicht zu lang geraten und zieht sich nicht annähernd so sehr wie andere Blockbuster der jüngsten Zeit (vgl.: Mission: Impossible – The Final Reckoning).
 
“able to leap tall buildings at a single bound!..."
Man hätte sich gewünscht, James Gunn hätte seiner Arbeit mit den Schauspieler*innen ebenso viel Zeit und Mühe gewidmet wie dem Look und dem Tempo des Films. Nicholas Hoult kann in der richtigen Rolle, unter der richtigen Regie durchaus überzeugen („Mad Max: Fury Road“, „Juror #2“). In der falschen Rolle, unter falscher Regie kann er grandios scheitern, wie zuletzt in „Nosferatu“. Hier sehen wir ihn in einer Chargenrolle, deren reales Vorbild viel zu offensichtlich ist. Am Ende fragt man sich, ob man Jesse Eisenberg vielleicht Unrecht getan hat.
 
Eine recht lange Liste von mehr oder weniger bekannten Vollprofis ist in Parts zu sehen, die man nicht einmal als Chargenrollen bezeichnen kann. María Gabriela de Faría, Isabela Merced, Edi Cathegi, Skyler Gisondo, Bradley Cooper (!) und viele andere Darsteller*innen sind als reine Sprechkompars*innen zu sehen. James Gunns langjähriger Weggefährte Nathan Fillion hilft mit seiner Darstellung, die bereits erwähnte Ironiefalle kräftig zuschnappen zu lassen.
 
Die noch recht unbekannte Rachel Brosnahan erinnert mit ihrem coolen Charme auf ermutigende Weise an die verstorbene Margot Kidder. Hoffentlich gibt sich der Drehbuchautor der unvermeidlichen Fortsetzung dann ein bisschen mehr Mühe mit dem Part der Lois Lane.
 
David Corenswet ist für mich der erste Superman-Darsteller, der als Clark Kent nicht nur überzeugender, sondern auch cooler wirkt als in seiner Rolle als Superman. Mit Überraschung habe ich Corenswets Körpergröße recherchiert. Er ist tatsächlich 193 cm groß und damit gleich groß wie der verstorbene Christopher Reeve und sogar noch etwas größer als Henry Cavill. In seinem Superman-Dress wirkt er nie wirklich eindrucksvoll. Das mag an dieser Version des Kostüms liegen oder am Drehbuch. Auch hier kann man nur auf Verbesserungen in der unvermeidlichen Fortsetzung hoffen.
 
Fazit
 
Natürlich ist es schwierig, im Jahr 2025 überhaupt noch einen weiteren „Superman“-Film herauszubringen. James Gunn tappt leider zu oft in die Ironiefalle und schafft es nie richtig, uns etwas Besonderes zu vermitteln. So bleibt ein kompetent gemachter, unterhaltsamer Superheldenfilm, wie wir ihn leider in letzter Zeit schon öfter gesehen haben.
 
 
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