In diesem dummen, anstrengenden, aber leider vor allem dummen Film ist die gesamte Bevölkerung von Berlin dumm. Strohdumm. Ach was sag ich, scheißdämlich sind sämtliche Figuren dieses Films. Und sie geben in jeder Situation nur die dämlichsten Dialoge von sich, während sie dämlich agieren und reagieren, wie es kein Mensch jemals tun würde.
Der Mensch ist so ein fucking Raubtier, ich schwör!
Eine der Figuren im Film meint an einer Stelle, „Irgendwas muss passieren“. Und dieser Satz war wohl eine Art Motto der sechs Autor*innen. Ach, hätte ihnen doch bloß jemand erklärt, dass in einem Film nicht einfach nur „irgendwas“ passieren muss, sondern tatsächlich irgendwas Sinnvolles. Und im Idealfall irgendwas Unterhaltsames. Einfach nur „irgendwas“ reicht leider nicht.
Irgendwas passiert, wenn sich eine der Figuren auf den Gecko seiner Tochter setzt. Dann passiert irgendwas, wenn ein Drogendealer beim Versuch, ein Paket mit Kokain aus einem Bienenstock zu holen, vom Balkon eines Hochhauses fällt. Es passiert auch irgendwas, wenn die Verkäuferin eines Bioladens beim Anblick einiger türkischer Kunden sofort die Polizei ruft und diese mit Überfallkommando anrückt. Und es passiert definitiv irgendwas, wenn ein Callboy dafür bezahlt wird, einem anderen Callboy seine Handprothese in den Po zu stecken. Dann passiert irgendwas, wenn ein Klan-Chef und Drogenhändler seine Protzkarre durch eine Rikscha ersetzt. All das und noch vieles mehr passiert in diesem Film. Und nichts davon ergibt Sinn, ist lustig oder auf irgendeine andere Art und Weise unterhaltsam.
Alles was in diesem Film passiert und gesagt wird, ist so dumm und anstrengend, andere Elemente des Films wirken verglichen mit all dem gar nicht mehr so schlimm. Dass Katharina Thalbach immer wieder gereimte Kommentare aus dem Off in den Film quatscht, sodass Feuilleton-Leser an einen antiken griechischen Chor erinnert werden, ist nicht das Schlimmste. Das klingt dann zwar jedes Mal wie eine Episode von „Der kleine Rabe Socke“ oder eines der vielen von Frau Thalbach eingesprochenen Hörbücher, aber was soll’s?
Auch die zum Teil wirklich furchtbaren darstellerischen Leistungen sind nicht das Schlimmste am Film. Frederick Lau kann hier, nach seiner eindringlichen Darstellung eines dämlichen Proleten in „Wuff“, seiner Glanzleistung als dämlicher Prolet in „Das perfekte Geheimnis“ und seiner berührenden Verkörperung eines dämlichen Proleten in „Nightlife“ in einer ungewohnten Rolle als dämlicher Prolet leider nicht überzeugen. Milan Peschel, der bereits in der Hälfte aller Til-Schweiger-Filme und einem großen Teil sämtlicher in den letzten Jahren in Deutschland produzierter Kinderfilme einen schrägen, kleinen Verlierer dargestellt hat, scheitert hier an der Darstellung eines schrägen, kleinen Verlierers.
Alexander Schubert sehen wir in einer Rolle, die vielleicht sogar noch dümmer und leider noch viel klischeehafter ist, als die Figuren die er in „Sketch History“ und der unsäglichen „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ darstellen musste. Die von Yasin El Harrouk, Narges Rashidi und Amer El-Erwadi dargestellten Figuren sind solche fremdenfeindlichen Klischees, man müsste sich schlecht fühlen, würde man über sie lachen. Zum Glück besteht diese Gefahr gar nicht. Ein Schauspieler namens Robert Lohr zeigt etwas, das man beim besten Willen nicht „Darstellung“ und auch nicht „Parodie“ einer Figur nennen kann. Tatsächlich lässt das, was er hier zeigt, die Grenzen von Begriffen wie „Klischee“ oder sogar „Schmiere“ weit hinter sich.
Jule Böwe hat unter anderem am Theater und in Filmen wie „Katze im Sack“ gezeigt, was sie kann. Jella Haase hat das Kunststück fertiggebracht, in dem fast völlig unsympathischen Film „Das perfekte Geheimnis“ wirklich sympathisch zu wirken und hat „Chantal im Märchenland“ vor völliger Mittelmäßigkeit bewahrt. Die beiden Damen müssen nach ihrem Engagement in diesem Film dringend mal ein ernstes Wort mit ihren Agenten wechseln.