Die Figuren in BLACK BAG sprechen immer von eben jener „Black Bag“. Das ist ein Code für einen Auftrag, von dem der andere aus Freigabegründen nichts wissen darf. Er existiert nicht, Autor David Koepp hat ihn erfunden, weil er den Klang des Begriffs mag.
Im Vorfeld des Schreibens des Skripts traf sich Koepp mit einigen aktiven und ehemaligen Agenten. Er wollte ein Gefühl für diese Welt bekommen. Was er vor allem mitnahm: Diese Leute sind exzellent im Lügen, aber wenn alles immer eine Lüge sein kann, wie kann man dann die Wahrheit überhaupt noch erkennen?
Geheime unter sich
George Woodhouse (Michael Fassbender) und seine Frau Kathryn (Cate Blanchett) sind legendäre Geheimagenten, doch es wird schwierig für beide, als es heißt, dass sie des Landesverrats schuldig ist. Es geht um eine geheime Software, deren Code weitergegeben wurde. Eine mögliche Täterin ist Kathryn. Das ist für George herausfordernd, denn seine Loyalität wird auf die Probe gestellt – zwischen seiner Frau und seinem Land.
Er sucht nach den wahren Schuldigen, lädt zu einer Dinner-Party ein und versucht herauszufinden, wie der Verdacht auf seien Frau fallen konnte. Aber er muss sich auch die Frage stellen: Ist Kathryn am Ende sogar schuldig?
Ein kalter Film
Steven Soderbergh sprach die Geschichte sofort an. Man könnte sogar sagen: Sie ist perfekt für ihn. Denn seine Filme zeichnen sich immer durch eine gewisse Gefühlskälte, ja sogar eine spürbare Leblosigkeit aus, als ob sie in einem Zehrfeld der Realität existieren würden. Hier ist das nicht anders, hier passt es angesichts von Figuren, die (fast immer) lügen, aber auch hervorragend.
Das Problem ist nur, dass der Film trotz kurzer Laufzeit sehr langatmig erzählt ist. Cate Blanchett nahm die Rolle an, ohne das Drehbuch zu kennen. Ihr reichte zu wissen, dass sie mit Steven Soderbergh arbeiten würde. Das mag ein Plus für sie gewesen sein, schauspielerisch ist ihr hier aber nicht viel geboten, was auch fürs übrige Ensemble gilt.
Besonders unterkühlt ist Michael Fassbender, der kaum eine Gesichtsregung offenbart und ausgesprochen monoton spricht. Er passt sich damit der Kälte der Soderberghschen Erzählweise an, macht des dem Zuschauer aber auch nicht leichter.
Ein Flop
Der Film spielte in den USA nur 21 Millionen Dollar ein. Ein Hit ist das nicht. Die Schuld schob Soderbergh auf das Hollywood-System. Zu wenig Werbung und ein Publikum, das dazu erzogen wurde, in die großen, teuren Blockbuster zu strömen, aber die Mid-Range-Filme weitestgehend links liegen lässt. Weil ohne Schauwerte ein Film auch locker irgendwann im Streaming nachgeholt werden kann.
Eine schöne Erklärung, die aber auch nicht abdeckt, dass der Regisseur einfach einen enorm öden Film abgeliefert hat. Schöne Ausstattung, gediegene Stimmung, meisterliche Kameraarbeit und namhafte Stars können halt nicht darüber hinwegtäuschen, wenn es an der Geschichte hakt. Kurz gesagt: Uns als Zuschauer ist es völlig egal, ob Kathryn nun schuldig ist oder nicht. Der Film ist so unterkühlt und so emotionslos, dass er kaum erwarten kann, Gefühle beim Publikum auszulösen.
Wer bei Agenten Action erwartet oder zumindest Spannung, ist hier fehl am Platz. Im Grunde könnte man sagen: Realistisch ist das Ganze, denn das Geschäft der Geheimen läuft wohl eher so, als bei James Bond, Ethan Hunt, Jason Bourne und Konsorten ab. Aber diese Dreifaltigkeit der Spionage wartet halt auch mit kurzweiligen Filmen auf …
Fazit
BLACK BAG mag ein Agenten-Thriller sein, thrillend ist hier aber leider gar nichts. Im Gegenteil, es ist hart, die gerade mal gut 90 Minuten bei der Stange zu bleiben. Nur für ganz große Soderbergh-Enthusiasten, für alle anderen gilt: Weitergehen, hier gibt‘s nichts zu sehen.