***Batman V Superman*** (2)

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Autor: Alexander Friedrich
 
Achtung, Spoiler: Ein Beispiel ist da die im Trailer gezeigte Wüsten-Szene, in der Batman sich mit Schießeisen gegen dutzende Söldner mit dem El-Wappen (oder auch Superman-Logo) wehrt. Im Film erleben wir nun diese mehrere Minuten umfassende Sequenz, die mit all ihrer surrealen wie brachialen Darstellung zwar zunächst interessant ist, in der Auflösung aber all ihre Wirkung verliert. Das Wayne nur geträumt hat, war im Vorfeld zwar schon zu erahnen, doch machte es Spaß, darüber nachzudenken, in welchem Zusammenhang diese Szene steht. Wie auch alle anderen Traumsequenzen im Film (warum träumen überhaupt alle Figuren so viel?) gibt es jedoch keine intelligente Resolution, nein, diese Szenen dienen tatsächlich nur als Füllmaterial oder zur zwischenzeitlichen Unterhaltung.
 
Und ist „Dawn of Justice“ nun eine freie Adaption von „The Dark Knight Returns“? Nein, jedoch war das auch nicht zu erwarten oder war der Anspruch des Films, doch eigenständig funktioniert der Film leider auch nicht. Zu uninspiriert ist der Plot, der immer wieder die Bremse zieht, um den Zuschauer nochmal kurz zu erklären, um was es gerade geht, falls er doch tatsächlich den 0815-Ablauf noch nicht verstanden hat. Ein kleines Highlight und die vielleicht einzige Überraschung im Film ist da ein diabolischer Akt von Lex Luthor, um den Zorn der Bevölkerung auf Superman zu lenken. Eine im Trailer gezeigte Szene nimmt somit tatsächlich mal unerwartete Rolle ein.
 
Im Verlauf des Films verliert der eigentliche Antagonist jedoch mehr und mehr an Präsenz, da Eisenberg es letztendlich doch nicht schafft, die Größe des Films zu stemmen, was aber auch einfach daran liegt, dass Lex Luthor nur wenig Überraschendes parat hat. Nebenfiguren haben in „Batman v Superman“ ohnehin keinen guten Stand. Kaum ein Charakter kommt über ein profilloses Abziehbild hinaus. Eine der wenigen Ausnahmen ist da Jeremy Irons als Waynes Butler Alfred, der immer wieder ein paar nette Zeilen zum Schmunzeln liefert.
 
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Poesie mit einem Hauch Esotherik
 
Sonst gibt es wenig zu lachen. „Batman v Superman“ ist nicht nur extrem ernst sondern auch düsterer als je eine Comic-Verfilmung zuvor. Selbst Christopher Nolans „The Dark Knight“ – Trilogie wirkt dagegen vergleichsweise „hell“ und die Leichtigkeit der früheren „Superman“-Filme fehlt hier gleich komplett. Zack Snyders Welt ist erwachsen und brutal. Das wird vor allem in den Kämpfen deutlich, in denen es sehr rabiat zur Sache geht. Auch wenn die Altersfreigabe bei 12 Jahren liegt, merkt man dem Film deutlich an, dass auch bald für die Heimkinos eine R-Rated-Fassung folgen soll. Doch genau diese Kampfszenen markieren die Höhepunkte im Film. In einer Szene etwa heizt Batman mehreren Ganoven ordentlich ein und das nur mit seinen Fäusten. Der gezeigte Kampf ist im Vergleich zur Zerstörungswut im Finale geradezu mickrig aber unterhält viel mehr, da er so brachial, handgemacht und erwachsen daherkommt wie noch keine Batman-Prügelei zuvor.
 
Überhaupt schafft es Batman, den Film immer wieder auf den Beinen zu halten, damit dieser nicht komplett abstürzt. Sobald Ben Affleck auftaucht, ob als finsterer Bruce Wayne oder beinharter Batman, steigt die Qualität. Trotzdem kaschiert das nie die stellenweise dämlichen Szenen, in denen wir die Vorgehensweise der Figuren nur schwer nachvollziehen können.
 
Achtung, Spoiler: Denn natürlich arbeiten am Ende beide Superhelden zusammen, um die wahre und ebenfalls im Trailer schon gezeigte Bedrohung, aufzuhalten. Doch der Grund, weshalb beide Figuren nach einem brutalen Kampf um Leben und Tod wie aus dem Nichts plötzlich beste Freunde werden, ist haarsträubend und peinlich. Zumindest hätte es diese Wendung gemildert, würde der vorangegangene Konflikt um die beiden Helden noch einmal aufgegriffen werden, doch dazu kommt es nicht.
 
Leider kommt der Film nach dem gelungenen Anfang nicht mehr von seinem falschen Weg ab. Mehr und mehr begreifen wir als Zuschauer, das hinter all dem großen Ganzen nur ganz wenig steckt. Die Autoren Goyer und Terrio machen es sich aber auch leider viel zu einfach, um dem Spektakel seinen dramaturgischen Rahmen zu geben. Um Batman etwa überhaupt eine Chance im Kampf gegen Superman zu geben, hat man sich mal wieder am für Superman tödlichen Kryptonit bedient.
 
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Der heiß erwartete Fight der beiden Helden fällt dann auch entsprechend ernüchternd aus, wenn man bedenkt wie er zustandekommt. Mehr soll hier nicht verraten werden, doch so viel sei gesagt: Zack Snyders Film erreicht nie auch nur ansatzweise die Tiefe, Greifbarkeit und Ambivalenz seiner meisterhaften Comic-Verfilmung „Watchmen“. „Batman v Superman“ ist unglaublich einfach gestrickt, versucht aber ständig, den Plot kompliziert aussehen zu lassen, in dem es die erwähnten Traumsequenzen einbaut oder das Gezeigte mit einer religiös anmutenden Bild-und Musikgestaltung verziert.
 
Snyder füllt seine Welt mit Poesie und sogar einem Hauch Esoterik, doch Sinn macht diese Pseudo-Kunst nie. Hinter den bezaubernd schön eingefangenen Bildern, so viel muss man dem Film lassen, und den plastischen rabiaten Kämpfen kommt leider nie wirklich Substanz zum Vorschein, denn die Geschichte ist so vorhersehbar geraten, dass man jeden Schritt schon erahnen kann. Und wer nach den Trailern gehofft hat, dass die ganz großen Überraschungen erst noch kommen, guckt ebenfalls ins Leere. „Dawn of Justice“ liefert leider nie auch nur einen Hauch mehr, als was man ohnehin schon vorher gesehen hat oder schon erwarten konnte.
 
Ben Affleck, der schon vorab als Fehlbesetzung kritisiert wurde, ist dabei gar nicht das Problem. Im Gegenteil. Affleck verleiht seiner Rolle als gealterten Bruce eine Menge Leben. Zwar meistert der einst für seine Daredevil-Performance verspotteten Affleck jede Kampfszene als Batman mit Bravour, doch speziell die Szenen ohne Maske, in denen Affleck nur mit wenigen Blicken all den Schmerz der vergangenen Jahre im Kampf um Gotham hervorbringt, machen Eindruck. Als Regisseur längst etabliert, ist Affleck nun auch schauspielerisch endlich mit den ganz Großen gleichzusetzen. Leider reicht das nicht, um so einen großen Film zu stemmen. Denn „Batman v Superman“ will ja schließlich viel mehr sein als nur ein Batman-Film. Dafür fehlt es allerdings einfach an Seele und Struktur, die im Explosions- und Effekte überladenen Finale endgültig verloren geht. War bereits „Man of Steel“ nur eine Action-Orgie ohne wirklich viel Handlung, ist „Dawn of Justice“ nun einfach das Gleiche, nur mit viel mehr Gerede dazwischen, ohne das es dadurch spannender werden würde.
 
Fazit
 
Optisch kommt „Dawn of Justice“ in einem tollen Look daher. Im Design und gerade in Batmans Kostüm hat man den Mythos Batman und Superman wie auch literarische Meisterwerke wie „The Dark Knight Returns“ sehr respektvoll und würdig umgesetzt. Es ist auch erfreulich, dass wieder mehr Zack Snyder zu finden ist. Mehr Brutalität, mehr Bildgewalt. Das neue DC Universe hat rein von seiner Atmosphäre her viel Potenzial und macht Lust auf den im August kommenden „Suicide Squad“ und einen Batman-Solo-Film, was auch der gelungenen Performance von Ben Affleck zu verdanken ist. All die Diskussionen im Vorfeld waren zumindest in dieser Hinsicht unberechtigt.
 
Doch „Batman v Superman“ ist nun mal viel mehr als das oder will es zumindest sein. Das Epos verliert mit zunehmender Laufzeit völlig den Faden und kommt mit einer erschreckend schwachen Geschichte daher. Natürlich ist es nicht einfach, zwei völlig ungleiche Helden aufeinander loszulassen. Doch so einfach, wie es sich die Autoren hier machen, ist erschreckend. „Dawn of Justice“ ist naiv, flach und erlaubt sich lauter Logiklöcher wie fragwürdige Momente. Snyder verpackt das sehr schwache Drehbuch schließlich in eine extrem dick aufgetragene Material-Schlacht, die nie mehr über stinknormales Action-Mittelmaß hinauskommt, sich aber als große Kunst präsentiert. So ist „Batman v Superman: Dawn of Justice“ die wohl filmisch größte Enttäuschung seit „Star Wars: Episode 1“.