Is it worth fighting for it or not?
Aber „Karate Kid: Legends“ spielt nicht in der realen Welt. Nicht einmal in einer Welt, die irgendwo in der Nachbarschaft der realen Welt liegt. Dieser Film spielt in einem eigenen Filmklischee-Universum. Also ist New York City ein Dorf, in dem man zu den Klängen des furchtbarsten Rap-Songs aller Zeiten in die Pizzeria um die Ecke geht, dort gleich eine warmherzige Ersatzfamilie und eine neue Liebe findet und in dem jeder jedem immer wieder über den Weg läuft. Hier gewinnt man auch bei einem lokalen Wettkampf für Jugendliche mal eben 50.000,- Dollar, damit mit dem Sieg im Finale aber auch wirklich jedes einzelne Problem sämtlicher Protagonisten gleichzeitig gelöst ist.
Es sind dann vor allem die Dialoge, die einem jede Filmklischee-Bingokarte in Rekordzeit füllen helfen. Wir hören allgemeine Klassiker wie „You know, you don’t have to fight.” „Yes, I do.” oder “Remember what you’re fighting for.” aber auch Evergreens der Serie wie “Everything is Kung Fu” oder eben “Everything is Karate”. Meine absolute Lieblingsdialogstelle, wird aber von einer Figur ausgesprochen, die von Peking (mehr als 20 Millionen Einwohner) nach New York City (knapp 9 Millionen Einwohner und damit nicht einmal halb so groß) zu Besuch kommt: “So this is life in the big city.”
All diese Klischees wären halb so wild, wenn wenigstens die Kampfszenen spannend oder interessant wären. Sind sie aber leider nicht. Regisseur Jonathan Entwistle hat bisher vor allem für das Fernsehen gearbeitet. Und leider erkennt man das immer wieder deutlich. Eine frühe Kampfszene in einer engen Gasse hätte eine nette Reminiszenz an Jackie Chans akrobatischen Kampfstil darstellen können, wenn die Sequenz einfach mit mehr Einfallsreichtum und Liebe zum Detail gestaltet worden wäre. Die Kämpfe im Wettbewerb bleiben leider absolut generisch. Der Tradition entsprechend wird der entscheidende Kick im Finalkampf während des ganzen Films immer wieder angekündigt und zur Sicherheit nochmal eine halbe Stunde lang erklärt.
Im Gegensatz zum Helden gibt es für die Darsteller des Films nichts zu gewinnen. Ben Wang als neuer „Kid“ zeigt beachtlichen körperlichen Einsatz und wirkt recht sympathisch. Mehr aber auch nicht. Recht sympathisch wirken auch Sadie Stanley als Girlfriend und Wyatt Oleff als Best Friend des Helden. Wer Oleffs Arbeit in „Es“ oder „I’m not okay with this“ gesehen hat, darf davon ausgehen, dass es nicht an den jungen Talenten liegt, wenn sie in diesem Film alle keine rechte Wirkung erzielen.
Jackie Chan macht, was er in den letzte Jahren immer macht. Und wir gönnen auch Ralph Macchio den Zahltag, müssen uns aber fragen, ob er mit seiner Leistung in diesem Film wirklich zufrieden sein kann. Ming-Na Wen und Joshua Jackson spielen keine Figuren sondern nette Klischees. Und mit den Darstellern der bösen Klischees, Aramis Knight und Tim Rozon, kann man nur Mitleid haben. Verglichen mit ihren Auftritten hier hätten William Zabka und Martin Kove 1985 beide einen Oscar verdient.