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Kritik: Karate Kid: Legends

 
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Autor: Max Wrede
 
Filmserien, Remakes, Prequels, Sequels, In-Between-Quels, Spin-offs, ... und nun ein Film der sowohl ein Sequel zur Original-Filmserie als auch zum Remake ist. Grundsätzlich spricht nichts dagegen …
 
Two branches, one tree
 
Die letzten Jahrzehnte haben uns jede Menge Filmserien aber auch Remakes, Prequels, Sequels, In-Between-Quels, Spin-offs und weitere Zweit-, Dritt und Mehrfachverwertungen von erfolgreichen Filmen und Filmserien geboten. Von den vielen Prequel-Fernsehserien, Sequel-Fernsehserien, In-Between-Quel-Fernsehserien und Spin-off-Fernsehserien gar nicht zu reden. Und dabei haben wir die vielen Realfilmversionen von Animationsfilmen und aber auch Animationsversionen von Realfilmen noch gar nicht erwähnt. Hätte mir vor Jahrzehnten, als ich „Predator“ zum ersten Mal gesehen habe, jemand erklärt, dass ich mal eine Animations-Prequel-Anthologie rund um diese Gestalten sehen würde, hätte ich ihm einen Arzt gerufen.
 
Aber „tempora mutantur, nos et mutamur in illis“, wie der Lateiner sagt. All diese Zweit-, Dritt und Mehrfachverwertungen von erfolgreichen Filmen und Filmserien sind nichts Besonderes mehr. Und an keinem dieser Ansätze ist für sich genommen irgendetwas auszusetzen. Die Version von „True Grit“ mit Jeff Bridges ist dem alten Film mit John Wayne weit überlegen. „Rogue One“ war der erste „Star Wars“-Film für Erwachsene. „Better Call Saul“ hat uns gezeigt, was Bob Odenkirk alles kann und so weiter und so fort. Daher spricht grundsätzlich rein gar nichts gegen einen weiteren „Karate Kid-Film. Vor allem nicht, nachdem uns „Cobra Kai“ gezeigt hat, welche Möglichkeiten dieses Franchise bietet.
 
 
Und von all diesen Möglichkeiten nutzt „Karate Kid: Legends“ keine. Gar keine. Aber wirklich überhaupt gar keine. Dieser neue Film hätte in so viele Richtungen entwickelt werden können. Die Macher hätten neue Wege beschreiten und ihrem Film Ecken und Kanten und damit echtes Profil verpassen können. Dieser Film hätte dem Publikum wirklich etwas Neues bieten können. Stattdessen haben Drehbuchautor Rob Lieber („Gänsehaut 2“) und Regisseur Jonathan Entwistle einen generischen, einfallslosen weiteren Aufguss von Altbekanntem kreiert, der weder Fans der alten Filme noch neues Publikum richtig ansprechen kann.
 
Das einzig Neue an „Karate Kid: Legends“ ist eine neue Variante von Filmklischee-Bingo, mit der man sich während des Films die Zeit vertreiben kann. Hier kann man mit zwei verschiedenen Bingo-Karten spielen, um generische, allgemeine Filmklischees von speziellen Filmklischees zu unterscheiden, die aus den alten „Karate Kid“-Filmen stammen. Die Mutter, die strikt dagegen ist, dass der junge Held Kampfsport ausübt und ihn am Ende doch unterstützt, ist eher ein allgemeines Filmklischee. Genauso der tote Verwandte, die Wildfremden, die den Helden sofort in ihre Familie aufnehmen, der alte Boxer, der nochmal in den Ring steigt um finanzielle Probleme zu lösen, die taub-blinden Ringrichter und so weiter und so fort.
 
Ist das herzensgute, bildhübsche Mädchen, das mit einem Soziopathen zusammen ist/war, nun ein generisches Filmklischee oder eines, das dieser speziellen Filmreihe immanent ist? Mhm, .. schwer zu sagen. Aber dass der soziopathische Gegner natürlich in einem Dojo trainiert, das von einem Geisteskranken betrieben wird, entspricht ureigenster „Karate Kid“-Tradition. Und natürlich ist es ein wichtiger Teil dieser Tradition, sich kein bisschen um die Regeln und Grenzen des Kampfsports zu scheren. Ernsthaft, in diesem Film kommt nie ganz heraus, ob der am Ende zu gewinnende Wettkampf nun ein Karate- oder ein Kung-Fu-Wettbewerb ist. So oder so wären sowohl Gegner als auch Held in der realen Welt recht schnell disqualifiziert worden.
 
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Is it worth fighting for it or not?
 
Aber „Karate Kid: Legends“ spielt nicht in der realen Welt. Nicht einmal in einer Welt, die irgendwo in der Nachbarschaft der realen Welt liegt. Dieser Film spielt in einem eigenen Filmklischee-Universum. Also ist New York City ein Dorf, in dem man zu den Klängen des furchtbarsten Rap-Songs aller Zeiten in die Pizzeria um die Ecke geht, dort gleich eine warmherzige Ersatzfamilie und eine neue Liebe findet und in dem jeder jedem immer wieder über den Weg läuft. Hier gewinnt man auch bei einem lokalen Wettkampf für Jugendliche mal eben 50.000,- Dollar, damit mit dem Sieg im Finale aber auch wirklich jedes einzelne Problem sämtlicher Protagonisten gleichzeitig gelöst ist.
 
Es sind dann vor allem die Dialoge, die einem jede Filmklischee-Bingokarte in Rekordzeit füllen helfen. Wir hören allgemeine Klassiker wie „You know, you don’t have to fight.” „Yes, I do.” oder “Remember what you’re fighting for.” aber auch Evergreens der Serie wie “Everything is Kung Fu” oder eben “Everything is Karate”. Meine absolute Lieblingsdialogstelle, wird aber von einer Figur ausgesprochen, die von Peking (mehr als 20 Millionen Einwohner) nach New York City (knapp 9 Millionen Einwohner und damit nicht einmal halb so groß) zu Besuch kommt: “So this is life in the big city.”
 
All diese Klischees wären halb so wild, wenn wenigstens die Kampfszenen spannend oder interessant wären. Sind sie aber leider nicht. Regisseur Jonathan Entwistle hat bisher vor allem für das Fernsehen gearbeitet. Und leider erkennt man das immer wieder deutlich. Eine frühe Kampfszene in einer engen Gasse hätte eine nette Reminiszenz an Jackie Chans akrobatischen Kampfstil darstellen können, wenn die Sequenz einfach mit mehr Einfallsreichtum und Liebe zum Detail gestaltet worden wäre. Die Kämpfe im Wettbewerb bleiben leider absolut generisch. Der Tradition entsprechend wird der entscheidende Kick im Finalkampf während des ganzen Films immer wieder angekündigt und zur Sicherheit nochmal eine halbe Stunde lang erklärt.
 
Im Gegensatz zum Helden gibt es für die Darsteller des Films nichts zu gewinnen. Ben Wang als neuer „Kid“ zeigt beachtlichen körperlichen Einsatz und wirkt recht sympathisch. Mehr aber auch nicht. Recht sympathisch wirken auch Sadie Stanley als Girlfriend und Wyatt Oleff als Best Friend des Helden. Wer Oleffs Arbeit in „Es“ oder „I’m not okay with this“ gesehen hat, darf davon ausgehen, dass es nicht an den jungen Talenten liegt, wenn sie in diesem Film alle keine rechte Wirkung erzielen.
 
Jackie Chan macht, was er in den letzte Jahren immer macht. Und wir gönnen auch Ralph Macchio den Zahltag, müssen uns aber fragen, ob er mit seiner Leistung in diesem Film wirklich zufrieden sein kann. Ming-Na Wen und Joshua Jackson spielen keine Figuren sondern nette Klischees. Und mit den Darstellern der bösen Klischees, Aramis Knight und Tim Rozon, kann man nur Mitleid haben. Verglichen mit ihren Auftritten hier hätten William Zabka und Martin Kove 1985 beide einen Oscar verdient.
 
Fazit
 
Es spricht wirklich nichts gegen einen Film der gleichzeitig ein Sequel zur Original-Filmserie als auch zum Remake ist. Aber dann müsste das Drehbuch ein paar eigene Einfälle enthalten und nicht bloß alte Klischees. Und auch die Regie müsste sich etwas einfallen lassen. Aber davon ist in „Karate Kid: Legends“ leider gar nichts zu erkennen.
 
 
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