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Kritik: Paddington in Peru

sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Teil Zwei war ein mit beträchtlichem Aufwand gedrehter passabler Kinderfilm, der von der internationalen Kritik gefeiert wurde. Kann Teil Drei daran anknüpfen?
 
Vor einigen Bärenjahren …
 
Nach einer Titelsequenz, die uns zeigt, dass Paddington als kleiner Bär bereits recht ungeschickt war, treffen wir den Titelhelden in London an, wo er seinen Reisepass erhält. Das trifft sich gut, weil er Post aus Peru erhält und dringend nach seiner Tante schauen muss. Da trifft es sich wiederum gut, dass das Oberhaupt der Familie Brown eine beruflich verordnete Bereitschaft zum Risiko umsetzt, sodass die ganze Familie den Bären begleiten kann. Eine ganze Reihe solcher glücklicher Fügungen später, wird Paddington dann wieder mal ein Abenteuer überstanden haben …
 
Vor knapp 8 Jahren habe ich über „Paddington 2“ berichtet und ihn als mit beträchtlichem Aufwand gestalteten passablen Kinderfilm beurteilt. Das war offensichtlich das krasseste Fehlurteil meiner gesamten Karriere als professioneller Kritiker, weil „Paddington 2“ tatsächlich 99% auf rottentomatoes hat. Und bevor ich bei „Paddington in Peru“ ebenso daneben liege (in der zweiten Januarwoche bereits 93% auf rottentomatoes) wollen wir das ganze doch mal in die richtige Perspektive rücken.
 
 
„Das Imperium schlägt zurück“, der zweite Teil der erfolgreichsten Trilogie aller Zeiten, hat 95% auf rottentomatoes, sein Nachfolger „Die Rückkehr der Jedi Ritter“ hat dort 82%. „Der Pate 2“, die beste Fortsetzung aller Zeiten, hat 96%, „Der Pate 3“ gerade mal 66%. „The Dark Knight“, der zweite Teil von Christopher Nolans Batman-Trilogie, hat 94%, „The Dark Knight Rises“ gerade mal 87%. Um das gleich mal klarzustellen: “Paddington “ war sicher NICHT besser als „Das Imperium schlägt zurück“, „Der Pate 2“ und „The Dark Knight“ und der neue Film ist definitiv NICHT besser als „Rückkehr der Jedi Ritter“, „Der Pate 3“ und „The Dark Knight Rises“. Meine Kritikerkollegen weltweit müssen sich einfach endlich mal wieder beruhigen.
 
„Paddington in Peru“ ist, wie sein Vorgänger, ein mit beträchtlichem Aufwand gedrehter leidlich unterhaltsamer Kinderfilm. Wie sein Vorgänger ist auch Teil Drei wieder kein Familienfilm. Über die Gags dieses Films kann niemand lachen, der die Grundschule in der Regelzeit hinter sich gebracht hat (der Kritikerkollege, der sich bereits bei Paddingtons Scherzchen mit einem Fotoautomaten vor Lachen weggeschmissen hat muss vor der Pressevorführung etwas eingenommen haben oder erst kurz vorher aus der Kerkerhaft entlassen worden sein. Vielleicht sogar beides).
 
„Paddington in Peru“ macht eine deutliche Schwäche nicht nur dieses Films sondern auch seiner beiden Vorgänger noch deutlicher. In den Buchvorlagen von Michael Bond scheitert Paddington am britischen Alltag mit all seinen Konventionen. Wenn der Bär hier sogar im Dschungel seiner Heimat versagt, ist das Tier einfach nur dumm. Und dumm alleine ist auf die Dauer nicht besonders witzig (das hätte man Jim Carrey und Jeff Daniels bei Gelegenheit auch mal erklären können).
 
01 ©2025 STUDIOCANA02 ©2025 STUDIOCANAL03 ©2025 STUDIOCANA04 ©2025 STUDIOCANA
 
Wenn die menschlichen Nebenfiguren nicht viel klüger sind als der Bär, hilft das dem Film auch nicht. Die Erwachsenen sind verpeilt. Die Kinder der Familie sind wieder reine Drehbuchelemente aber keine echten Figuren. Die Dialoge sind langweilig und erklären immer und immer wieder die Handlung. Das Ende des Films dauert gefühlt länger als das von „Der Her der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (mit 94% auf rottentomatoes laut meinen Kollegen übrigens nur unwesentlich besser als dieser dritte Teil hier). Und es ist auch nicht witziger.
 
Ebenso wie Teil Zwei spielt Teil Drei wieder in einer Fantasiewelt, die weitgehend in vergangenen Jahrzehnen stecken geblieben ist. Es gibt praktisch keine mobile Telekommunikation. Sogar die Teenager-Tochter verfasst ihren Reisebericht mittels analogem Diktiergerät und Notizbüchern aus Papier. Darüber können sich Oma und Opa freuen, wenn sie ihre Enkel ins Kino begleiten. Das gleiche gilt für die Referenzen auf Buster Keaton und „The Sound of Music“. Warum mitten im Film wieder gesungen und getanzt werden muss, bleibt unklar.
 
Seid bereit für Paddington! Auch sonst bleibt alles wie beim (von der Kritik hochgepriesenen Vorgänger): es wurde wieder enormer Aufwand getrieben, der aber nicht an jeder Stelle des Films hochwertige Ergebnisse bringt. Peru wirkt im Film weniger fremd und exotisch als eher generisch südamerikanisch. Das kann daran liegen, dass der größte Teil der Außenaufnahmen in Kolumbien gedreht wurde. Mal abgesehen von Mrs. Birds Mütze wirkt hier wenig authentisch.
 
Der computergenerierte Bär wirkt wieder sehr nett, mehr aber auch nicht. In einzelnen Szenen können wir erkennen, wie jedes CGI-Haar im Pelz des Bären anders liegt. Sehr beeindruckend. An anderer Stelle wirken Getränkereste rund um die Schnauze des Bären als hätte man ein Foto mit billiger Farbe bemalt und können im Film mit einer Tatzenbewegung restlos weggewischt werden. Kleiner Tipp an das Team, das für die Animation des Lamas verantwortlich war: Lamas sind keine Pferde und haben einen ganz anderen Bewegungsapparat als diese.
 
Der größte Aufwand wird mit der Besetzung betrieben. Sally Hawkins hat endlich eingesehen, wie sehr sie ihr Talent in diesen Filmen verschwendet. Daher darf Emily Mortimer nun die unergiebige Rolle der Mutter Brown spielen. Ansonsten sind mit Hugh Bonneville, Julie Walters und Jim Broadbent wieder die üblichen Verdächtigen versammelt. Broadbent hat sich wohl an die weisen Worte des großen Philosophen Roger Murtaugh erinnert und ist nur kurz zu sehen.
 
Dafür ist Antonio Banderas in einer dieser haha-lustigen Nebenrollen zu sehen, die er im Laufe der letzten Jahre so oft in Filmen wie „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“, „Killer’s Bodyguard 2“ oder „Indiana Jones und die saublöde Zeitreise“ gespielt hat. Naja, wenn es denn hilft, die Rente aufzubessern …
 
Olivia Colman ist eine der größten Darstellerinnen unserer Zeit. Und weil sie sich jahrelang in britischen TV-Produktionen für wenig Geld einen Wolf spielen durfte, bevor sie dann ihren Durchbruch mit „The Favourite“ hatte, gönnen wir ihr die leichtverdiente Gage für die immer etwas dümmlichen Nebenrollen in Filmen wie „Wonka“ oder eben „Paddington in Peru“ vom ganzen Herzen. Ihrer Karriere erweist sie damit vielleicht auf lange Sicht einen Bärendienst (ja, ich bin stolz auf dieses Wortspiel).
 
Warum man einen Star wie Hayley Atwell zwischen zwei unmöglichen Missionen als bloße Stichwortgeberin in einem Kinderfilm einsetzt, wird wohl ein Rätsel bleiben müssen. Wenn sie sich wenigstens in der zweiten ihrer gerade mal zwei Szenen die Maske vom Gesicht gezogen hätte und darunter Tom Cruise zum Vorschein gekommen wäre …
 
Fazit
 
„Paddington in Peru“ ist wieder ein mit beträchtlichem Aufwand gedrehter passabler Kinderfilm, aber sicher nicht mehr. Und meine Kritikerkollegen weltweit müssen sich wirklich endlich mal wieder beruhigen. Dann können sie Filme wie diesen vielleicht wieder im richtigen Verhältnis sehen.
 
 
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