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Kritik: Heldin

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Autor: Peter Osteried
 
Der auf der Berlinale uraufgeführte Film HELDIN erhielt einiges an Lorbeeren, tolle Kritiken, viel Lob. Es ist verständlich. Wer möchte sich schon gegen einen Film positionieren, der zeigt, wie hart das Leben als Krankenpflegerin eigentlich ist? Nun ja, ich schrecke nicht davor zurück.
 
Eine Schicht
 
Flora ist Krankenschwester. Sie beginnt ihre Schicht, die schon in den ersten Minuten in Stress ausartet. Denn in dieser Schicht sind die Krankenschwestern nur zu zweit. Ein klein wenig Hilfe erhalten sie durch eine Schülerin, die den Job erst noch lernt. Flora muss sich merken, wer welche Medikation erhält, muss mit Ärzten sprechen, muss Patienten vertrösten, die noch keine Visite gehabt haben, muss hier Tee bringen, dort Schmerzmittel abgeben. Es ist der pure Stress.
 
Und nicht nur das: Es ist auch ein Job, der emotional mitnimmt, denn Flora hilft und hilft und hilft und sieht doch kein Land. Sie ist immer am Untergehen, immer fast am Ertrinken, während sie versucht, den Laden aufrechtzuhalten und jedem gerecht zu werden. Dann passiert ihr ein Fehler.
 
Der Fehler
 
Die offizielle Synopsis lässt es so klingen, als sei dieser Fehler fatal oder folgenschwer. Ist er nicht. Das Werbematerial versucht nur, aus einem Film, der freundlich als Drama bezeichnet werden könnte, so etwas wie einen Thriller zu machen. Spannend soll es klingen, aber der Film wird dem nicht gerecht. Denn HELDIN hat auch keine Handlung. Es ist nur eine Bestandsaufnahme dessen, wie ein Job wie der einer Krankenpflegerin die Menschen, die ihn machen, verschleißt. Am Ende sehen wir eine Flora, die erschöpft durch Fenster blickt, als sie mit dem Bus nach Hause fährt.
 
 
Der Film hätte auch eine Dokumentation sein können. Wobei: Selbst Dokumentationen erzählen eine Geschichte, während hier im Grunde nur gezeigt wird, wie Flora sich von einem Patienten zum nächsten hangelt. Ein paar private Geschichten werden angesprochen, aber sie verfangen nicht, weder bei den Patienten, noch bei Flora selbst. Weil es auch nicht um die Menschen geht, es geht um das System, und das ist kaputt, wenn Krankenhäuser so geleitet werden, dass einfach nicht genug Personal vorhanden ist.
 
Das Klopfen auf Töpfe
 
In der Zeit der Pandemie drückten die Leute ihren Respekt für Ärzte und Pflegekräfte damit aus, dass sie vom Balkon aus mit Kochlöffeln auf Töpfe klopften. Nichts anderes ist dieser Film. Er ist ein 90-minütiges Trommeln, aber ebenso wie die Geste der Menschen auf den Balkonen, ist auch der Film letztlich irrelevant. Weil er nichts ändern kann. Jedem ist bewusst, dass das Gesundheitssystem extreme Probleme hat (die sich noch steigern würden, wenn die ausländischen Arbeitskräfte „remigriert“ werden würden). Es sind zu wenige Menschen, die diesen Job ergreifen. Ein Drittel hängt ihn nach vier Jahren an den Nagel. Warum? Weil man dabei ausbrennt, weil er extrem anspruchsvoll ist, viel Verantwortung beinhaltet, aber so mies bezahlt wird, dass man sich das Leben eh kaum noch leisten kann.
 
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Das wissen die Leute im Krankenhaus, die Politik, die Bevölkerung, aber es passiert … nichts. Daran ändert dann auch ein Film wie HELDIN nichts, der noch am Ehesten als Mahnmal gesehen werden kann. Für all jene, die mit dem Gedanken spielen, beruflich in die Pflege zu gehen. „Tut es nicht“, scheint der Film zu raunen, „ihr werdet damit nicht glücklich“.
 
Der Titel ist im Grunde der Hohn, der das Trommeln auf Töpfen auch war. Eine leere Geste, weil Worte (oder Topfschlagen) eben billig sind.
 
Fazit
 
HELDIN ist nicht wirklich ein Film. Er erzählt keine Geschichte. Im Grunde ist er eher noch dokumentarisch, aber selbst da bräuchte er eine Geschichte, die darüber hinausgeht, zu zeigen, wie verschleißend der Job der Krankenpflege eigentlich ist.
 
Leonie Benesch in der Hauptrolle ist gut, ihre Betroffenheit subtil und glaubhaft dargestellt. Aber auch sie kann nichts daran ändern, dass dies ein Film ist, der im Grunde nichts zu sagen hat. Dabei gäbe es zum Thema Krankenpflege reichlich Gesprächsbedarf.
 
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