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Kritik: Babygirl

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Autor: Christopher Diekhaus
 
Das Erotikdrama „Babygirl“ hat seine Schwächen, Nicole Kidman liefert als mit ihrem Sexleben hadernde Geschäftsfrau aber – mal wieder – eine kraftvolle Performance ab.
 
Der Schein trügt
 
Vor allem Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre florierten sie auf der großen Leinwand. Filme, in denen eine riskante, freizügig inszenierte Liebesgeschichte zu einem Spannungsmotor wurde. „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) von Adrian Lyne und „Basic Instinct“ (1992) von Paul Verhoeven sind die wohl bekanntesten Werke dieser Thriller-Spielart und inspirierten eine ganze Schwemme an ähnlichen Produktionen. Einfluss hatten die genannten Arbeiten auch auf die Niederländerin Halina Reijn, die ihre Karriere als Schauspielerin begann. Ihr 2019 veröffentlichtes Regiedebüt „Instinct - Gefährliche Begierde“ um eine Gefängnistherapeutin, die sich zu einem Serienvergewaltiger hingezogen fühlt, sorgte international für Aufsehen und offenbarte ihr Interesse für Geschlechterdynamiken und verbotene Beziehungen.
 
Nach der Slasher-Satire „Bodies Bodies Bodies“ (2022) über die Generation Instagram, ihrem ersten englischsprachigen Film, legt Reijn nun erneut ein Thriller-Drama vor, das sich mit Sex und heimlichen Sehnsüchten befasst. Mittendrin: Nicole Kidman in einer Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben scheint. Wie so oft verkörpert die Oscar-Preisträgerin eine beruflich erfolgreiche, taff auftretende, nach Perfektion strebende Frau, die ihr Leben auf den ersten Blick im Griff hat.
 
Romy ist CEO einer aufstrebenden Firma für Robotertechnik, hat in Theaterregisseur Jacob (Antonio Banderas) einen liebevollen Ehemann, zwei Kinder, schicke Immobilien und keinerlei Geldsorgen. Nach außen wirkt alles wie gemalt. Doch tief in ihrem Inneren ist Romy unzufrieden. Erotische Vorstellungen und Wünsche kreisen in ihrem Kopf. Beim Sex mit ihrem Gatten finden diese allerdings keine Erfüllung.
 
 
Ein wenig ist sie selbst erstaunt, als sie plötzlich auf die dreisten Avancen des deutlich jüngeren Samuel (Harris Dickinson) anspringt, der in ihrem Unternehmen als Praktikant beginnt. Zunächst noch etwas zögerlich, lässt sie sich immer mehr auf ein erotisches Spiel ein, bei dem sie den unterwürfigen Part übernimmt.
 
Abseits klassischer Eskalationspfade
 
Geschichten von unheilvollen Affären kennt das Kino – siehe oben – zuhauf. Positiv an Halina Reijns zweiter US-Produktion ist aber schon einmal, dass sie nicht die weitaus geläufigere Konstellation benutzt. Deutlich häufiger sind es ältere Männer, die sich in Liebesabenteuer mit jüngeren Frauen stürzen. „Babygirl“ dagegen steht unter umgekehrten Vorzeichen, interessiert sich zudem für die weibliche Lust – ein Thema, das auf der Leinwand noch immer enttäuschend selten ernsthafte Beachtung findet. Warum eigentlich? Diese Frage drängt sich bereits während Sichtung mit Nachdruck auf.
 
Dass Romy sich auf den Praktikanten einlässt und seine völlig unangemessenen Vorstöße hinnimmt, mag anfangs nicht restlos glaubwürdig erscheinen. Das intensive Zusammenspiel der Hauptdarsteller wischt Zweifel allerdings nach und nach beiseite. Harris Dickinson gibt lustvoll den unerschrockenen Provokateur, der die Grenzen immer weiter austestet, obwohl er eigentlich in der untergebenen Position ist. Gerade das reizt offenbar seine sexuell frustrierte Chefin, deren Zerrissenheit Nicole Kidman mit schonungsloser Offenheit herausarbeitet. Angenehm übrigens, dass das von der Regisseurin verfasste Drehbuch darauf verzichtet, die Protagonisten psychologisch auszudeuten. Vieles bleibt im Vagen, und das ist auch gut so!
 
Optisch werden die beiden etwas zu plakativ als gegensätzliche Pole gezeichnet: Romy ist die grazile, stets geschmackvoll gekleidete Geschäftsfrau, während Samuel mit seiner Kette, seinen Tattoos und seinen stets zerzausten, leicht fettigen Haaren etwas Ungehobelt-Wildes ausstrahlt. Womöglich ist es gerade diese Derbheit, die die sonst so auf Vollkommenheit bedachte Romy anzieht.
 
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Hier und da greift „Babygirl“ auf überexplizite Bilder und Ideen zurück. Muss man beispielsweise Samuels Fähigkeit, Kontrolle auszuüben, dadurch unterstreichen, dass man sieht, wie er einen Hund gefügig macht? Unterentwickelt fühlt sich der Strang um Romys engagierte Mitarbeiterin Esme (Sophie Wilde) an, über die Machtmissbrauch im beruflichen Umfeld diskutiert wird. Zwischen den Hauptfiguren kommt dieser Sachverhalt ebenfalls zur Sprache, wobei Halina Reijn eine ambivalente Haltung einnimmt. Die Geschäftsführerin steht in der Hackordnung klar über Samuel. Er selbst merkt aber an, dass er sich gar nicht so machtlos fühle. Immerhin könne er ihre Karriere jederzeit mit einer Beschwerde zerstören.
 
Der Film ist vor allem dann am spannendsten, wenn er uns Irritationen zumutet und unsere Erwartungshaltung unterläuft. Gut ausgehen kann die Affäre nicht. Wiederholt hebelt die Regisseurin aber konventionelle Thriller-Mechanismen aus und dreht die Handlung in eine nicht unbedingt erwartbare Richtung. Das Ende kommt dann allerdings vielleicht ein wenig zu bequem daher.
 
Fazit
 
Eigenwilliges Erotikdrama mit einer unerschrockenen Nicole Kidman, das manchmal wohltuend uneindeutig bleibt, in einigen Momenten aber auch den Holzhammer schwingt.
 
 
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