Wer vor allem deshalb ins Kino geht, um seine Augen zu verwöhnen, wird hier reichlich beschenkt. Keine Frage! Offensichtlich ist aber auch: Der Nachfolger krankt ein wenig an der typischen Sequelitis. Stärker als im Original steht das Spektakel im Mittelpunkt.
Es werden mehr Monster aufgefahren. Die Ungeheuer sind noch größer. Und häufiger kommt es zu ausgedehnten Actionsequenzen mit irren Stunts. Vaiana ist noch immer eine sympathische Protagonistin, der man bedingungslos die Daumen drückt. Ihre persönlichen Entwicklung ist allerdings nicht mehr ganz so spannend bzw. tritt öfters in den Hintergrund. Zweifel und Unsicherheiten, wenn sie denn mal durchscheinen, wirken etwas mechanisch, tauchen halt auf, weil es die klassische Hollywood-Dramaturgie verlangt. Emotional ergreifend wird es jedoch meistens nur dann, wenn Vaianas kleine Schwester Simea die Bühne betritt, was lediglich am Anfang und am Ende der Fall ist.
Die neckischen Geplänkel zwischen der Titelheldin („Ich bin keine Prinzessin!“) und dem Poser Maui („Viele halten dich trotzdem für eine Prinzessin!“) mit seinen „lebenden“ Tattoos und die Planlosaktionen des Hahns Heihei machen nach wie vor Spaß. Im Vorgänger gab es insgesamt aber etwas mehr zu lachen. Dass es dieses Mal im Drehbuch ein wenig knirscht, merkt man besonders an den neu eingeführten Nebenfiguren.
Eine mysteriöse Bedrohung namens Matangi hat Präsenz und trägt den wohl mitreißendsten Song von „Vaiana 2“ vor, nur um dann ganz schnell wieder von der Bühne gejagt zu werden. Unklar auch, warum unsere abenteuerlustige Seefahrerin drei Crewmitglieder benötigt, die erst gegen Ende ein bisschen was zu tun bekommen. Viel Profil haben die übereifrige Bootskonstrukteurin Loto, der Geschichtenerzähler und Maui-Fanboy Moni sowie der griesgrämige Bauer Kele jedenfalls nicht. Deutlich größeren Eindruck hinterlässt da schon die niedliche Simea, die leider noch zu klein ist, um auf die große Rettungsmission mitzukommen.