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Kritik: Rust - Legende des Westens

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Autor: Peter Osteried
 
Man kann den Western RUST fast nicht ansehen, ohne an die Hintergrundgeschichte zu denken. Sie überlagert alles. Bei den Dreharbeiten kam es zu einem schrecklichen Unfall. Eine Waffe, die Alec Baldwin abfeuerte, war nicht mit Platzpatronen, sondern echter Munition gefüllt. Er traf die Kamerafrau Halyna Hutchins, die ihren Verletzungen erlag.
 
Auf der Flucht
 
Der 13-jährige Lucas erschießt versehentlich einen Mann. Er soll dafür gehängt werden, aber sein Großvater, von dem er immer dachte, er sei tot, kommt und holt ihn aus dem Gefängnis. Harland Rust ist ein harter Mann, ein Verbrecher, ein Mörder, weswegen dessen Tochter nichts mit ihm zu tun haben wollte. Nun jedoch kommt er, um sein Fleisch und Blut zu retten. Er will Lucas nach Mexiko bringen.
 
Verfolgt werden sie sowohl von einem Marshall und seinen Leuten als auch einem Kopfgeldjäger.
 
 
Die tragische Produktion
 
Nach dem Unfall wurde die Produktion eingestellt. Sowohl die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed, als auch Alec Baldwin mussten sich vor Gericht verantworten. Letzterer wurde des Vorwurfs des irrtümlichen Todschlags freigesprochen. Gutierrez-Reed wurde jedoch für schuldig befunden. Die Waffen richtig zu laden, oblag ihrer Verantwortung. So vergingen mehr als 18 Monate, bis die Dreharbeiten wieder aufgenommen werden konnten.
 
Zeitweise wurde darüber nachgedacht, das Projekt nicht wieder aufzugreifen, aber der Witwer der Kamerafrau votierte dafür, da er wollte, dass ihre letzte Arbeit auch von einem Publikum gesehen werden konnte. Mit Bianca Cline wurde eine weitere Kamerafrau hinzugezogen, die für Hutchins übernahm, aber darauf verzichtete, in den Stabsangaben genannt zu werden. Dass der Film mit seiner 140 Minuten Laufzeit nicht nur überlang, sondern auch etwas zerfasert wirkt, mag dem Umstand der langen Dreh-Unterbrechung geschuldet sein.
 
Drei Geschichten
 
Im Grunde erzählt RUST drei Geschichten. Die von Harland Rust, die des Marshalls, der ihn verfolgt, und die des Kopfgeldjägers, der ihn schnappen will. Sie überlappen bis zum Schluss nicht, was dem Film ein etwas inhomogenes Bild verleiht. Die vierte Geschichte ist übrigens die von Lucas, einem Jungen, der zu schnell erwachsen werden musste, und der bereut, was geschehen ist.
 
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Der Film sieht wirklich toll aus. Die Landschaften sind prächtig eingefangen, die Settings mit naturalistischem Flair gefilmt. RUST wirkt realistisch, weit entfernt von der Wild-West-Romantik des alten Hollywoods, eher schon dem Italo-Western zugeneigt. Weil es hier praktisch keine Figuren gibt, die ganz und gar gut sind. Die meisten sind verkommen, nur der Marshall, aber auch Lucas stechen etwas hervor. Doch hat man das Gefühl, dass das harte Leben in diesem Land auch ihnen ein Stückweit Menschlichkeit abverlangen wird.
 
Die Geschichte ist recht einfach gestrickt. Etwas zu einfach für die epische Laufzeit. Weniger wäre hier mehr gewesen, allerdings leidet der Film auch unter seiner langen Drehpause. Es gibt die Momente, da stellt sich der Eindruck ein, dass eigentlich keiner vor Ort sein möchte, dass die Schauspieler ihre Arbeit machen, aber nicht länger mit dem Herz dabei sind. Insbesondere bei Alec Baldwins Performance ist das zu beobachten.
 
Der Film hat durch die tragischen Umstände mehr Aufmerksamkeit erhalten, als er sonst wohl bekommen hätte. Er ist kein Meisterwerk, aber auch kein Rohrkrepierer, vielmehr bewegt er sich irgendwo dazwischen, ist ein guter Western, aber einer, der die Last dessen, was hinter den Kulissen passierte, nie ganz abstreifen kann.
 
Fazit
 
Für Western-Fans ein durchaus sehenswerter Film. Sein Publikum wird er aber wohl vor allem aufgrund seiner Produktionsgeschichte finden. Und man muss schon sagen: Es ist ein bisschen eigenartig, Alec Baldwins Figur bei Shootouts und beim Töten zu sehen, wohlwissend, dass jemand für dieses Werk das Leben gelassen hat.
 
 
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