Man nehme zwei grundverschiedene Figuren und schicke sie auf eine Reise mit allerhand Verwicklungen. Fertig ist ein aufregendes Roadmovie? Nicht ganz, wie die Romanadaption „Marianengraben“ beweist.
Gefangen in der Tiefe
Die Lust, am Leben teilzunehmen, ist bei Paula (Luna Wedler) erloschen, seit ihr kleiner Bruder Tim (Willie Vonnemann) im italienischen Triest im Meer ertrank. Schuldgefühle plagen die junge Frau, die ihr Studium der Meeresbiologie kurz vor dem Abschluss ruhen lässt. Die Kommunikation mit ihrer Mutter beschränkt sich auf ein Minimum. Und eigentlich will sie nur noch eins: Tim endlich nahe sein, sich nicht mehr durch diese Welt kämpfen, die ohne ihn so viel trister ist.
Jasmin Schreibers Roman „Marianengraben“ und seine Verfilmung durch Eileen Byrne kreisen um die schweren Themen Schmerz und Trauer, nutzen jedoch in klassischer Manier einen Roadtrip, um ihrer Protagonistin die Kraft zu geben, aus der Tiefe der beklemmenden Gefühle wieder aufzutauchen. Anfangs, so heißt es metaphorisch etwas plakativ, befindet sich Paula noch 11.000 Meter unter dem Meeresspiegel am Boden des Marianengrabens, glaubt, fast erdrückt zu werden von ihrem Verlust.
Warum sie sich dann aber langsam freischwimmen kann? Weil sie auf dem Friedhof eine schicksalhafte Begegnung hat. Eben dort läuft sie dem Grantler Helmut (Edgar Selge) über den Weg, der die Asche seiner verstorbenen Ex-Frau ausbuddelt und mit ihr nach Südtirol abdampfen will. An einen Ort, der den beiden einst viel bedeutet hat. Ohne große Umschweife und durchaus ein wenig forciert macht das von Debütregisseurin Byrne geschriebene Drehbuch aus Paula und Helmut eine Zweckgemeinschaft, die noch in derselben Nacht die Straßen erobert. Paulas Ziel: Nach Triest fahren, wo sie die Unfallstelle ihres Bruders aufsuchen möchte.