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Kritik: Hundschuldig

sub kritik
 
Autor: Walter Hummer
 
Das Zusammenleben von Hunden und Menschen ist nicht einfach. Die eine Spezies ist intelligent und hat ein kompliziertes Sozialverhalten. Und die andere Spezies sind eben wir Menschen …
 
Anwältin für hoffnungslose Fälle
 
Avril ist Anwältin. Und ihr neuester Fall hat es in sich. Nachdem eine Frau von einem Hund gebissen wurde, soll der Besitzer eine hohe Geldstrafe bezahlen während Cosmos, der Hund, eingeschläfert werden soll. Avril erreicht, dass Cosmos vor Gericht nicht als „Sache“ sondern als „Individuum“ betrachtet wird. Es wird also dem Hund selbst der Prozess gemacht. Doch damit fängt der Ärger erst an …
 
Wir alle kennen diese Filme, die gut gemeint aber leider oft nicht besonders gut gemacht sind. Die französische Schauspielerin Laetitia Dosch meint in ihrem ersten Film als Regisseurin und Drehbuchautorin vieles sehr gut. Aber sie meint es zu gut. Und sie meint zu vieles zu gut. Viel zu vieles, viel zu gut. Dosch und ihrer Co-Autorin Anne-Sophie Bailly reicht es nicht, die veraltete Rechtsauffassung anzugreifen, nach der Tiere als „Sachen“ zu betrachten sind. Nein, ihr Film muss sich auch über plastische Chirurgie lustig machen. Und dann muss der Film zusätzlich auch noch eine feministische Botschaft haben. Wie diese lautet, bleibt unklar. Hauptsache die feministische Botschaft ist da.
 
Die Heldin des Films muss sich von ihrem Chef explizite Schilderungen sexueller Praktiken anhören. Aber warum die promovierte Juristin sich das im Jahr 2024 gefallen lässt, erfahren wir nicht. Am Ende einer Szene mit einem Flirt im Supermarkt erläutert uns die Heldin, … keine Ahnung, … die unterschiedlichen Einstellungen verschiedener Menschen zu Sex und Intimität, … warum weiß ich auch nicht. Eine Sequenz in der Theologen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, ein Psychiater, ein Philosoph und eine Verhaltensforscherin ethische Fragen klären sollen, führt auch zu rein gar nichts, wenn man davon absieht, dass die Verhaltensforscherin sich durch Tasten davon überzeugt, ob der Hund kastriert wurde.
 
 
Und dann gibt es noch den Handlungsstrang um den zwölfjährigen Nachbarn, der in seiner dysfunktionalen Familie offensichtlich häuslicher Gewalt ausgesetzt ist. Dem hilft die erwachsene Anwältin zwar überhaupt nicht. Dafür macht sie aber unpassende Scherze, lässt ihn neben sich in ihrem Bett schlafen und obwohl die Mutter des Halbwüchsigen ihr bereits mit der Polizei gedroht hat, lässt sie den Jungen ihre Unterwäsche über seiner Kleidung tragen, … ähm, … damit der Hund irgendwie lernt auch von Frauen Futter anzunehmen, … was weiß denn ich? Dieses Drehbuch will alles Mögliche und erreicht praktisch nichts. Muss ich noch erwähnen, dass die schlimme häusliche Situation des Zwölfjährigen im Film natürlich nicht (auf-)gelöst wird?
 
Die Frage ist philosophisch komplex
 
Ich gebe es gern zu: ich wollte diesen Film gut finden. Immerhin geht es darin um einen Hund. Also wollte ich diesen Film gut finden. Und ich wollte seine Story gut finden. Immerhin geht es darin um Tierschutz. Aber dieses Drehbuch ist nicht einfach nur dumm. Es ist eines dieser Drehbücher, die unheimlich schlau sein wollen und dadurch noch betonen, wie dumm sie sind. Die Geschichte ist dumm, daran ändert auch der aufdringliche Hinweis auf der Tonspur, wonach das Ganze auf einer wahren Geschichte basiert, rein gar nichts. Und daher sind auch seine Figuren dumm. Oder was soll man von einer promovierten Juristin halten, die offensichtlich noch nie vom Urteil des Salomo gehört hat?
 
Ich wollte die Inszenierung gut finden. Filme von Erstlings-Regisseur*innen kann man durchaus nachsichtig beurteilen. Aber Laetitia Dosch hat es leider nicht geschafft, den Prozess als Prozess (also als Vorgang, währenddessen sich etwas entwickelt) zu inszenieren. Unter ihrer Regie bleibt der Prozess eine wahllose Abfolge von Szenen, die zum allergrößten Teil leider nirgendwohin führen. In komisch gemeinten Szenen steht dann das schlechte Timing zuweilen der Wirkung der Pointen im Wege.
 
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Die Fähigkeiten der Darstellerin Laetitia Dosch sind der sowohl den Fähigkeiten der Autorin als auch denen der Regisseurin Laetitia Dosch weit überlegen. Dosch spielt ihre Rolle sehr viel intelligenter und sympathischer als sie und ihre Co-Autorin diese geschrieben haben. Und sie bewegt sich mit viel mehr Wirkung durch die Szenen, als die Regie ihr einräumt. Dosch spielt über ihr eigenes Drehbuch und ihre eigene Regie hinaus.
 
Dem Rest der Besetzung gelingt es kaum jemals gegen ihre Chargenrollen anzuspielen. Ein noch unbekannter Darsteller namens Jean-Pascal Zadi schafft es, kompetent und sympathisch zu wirken. Der Portugiesin Anabela Moreira gelingt es kaum, mit den Volten mitzuhalten, die ihre Rolle schlägt.
 
Der Star des Films ist Kodi in der Rolle von Cosmos. Alle Hunde sind gute Hunde. Aber Kodi ist ein ganz besonders guter Hund. Die Jury des letztjährigen Filmfestivals in Cannes sah das ganz genauso und hat Kodi den „Palm Dog Award“ verliehen. Ein guter Hund verdient immer auch zu hören, dass er ein guter Hund ist.
 
Fazit
 
Das Zusammenleben von Hunden und Menschen ist nicht einfach. Und einen unterhaltsamen Film darüber zu drehen, ist sicher noch schwieriger. Ein konfuses Drehbuch, das zu viel will und zu wenig erreicht und eine ungeschickte Regie lassen „Hundschuldig“ leider scheitern.
 
 
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