Ich beschreibe mal kurz drei der Schlüsselsequenzen von „Gladiator II“. Die Schlacht am Beginn des Films, während der Schiffe eine befestigte Stadt angreifen, ergibt keinerlei Sinn. Historisch ganz sicher nicht. Aber auch nicht strategisch oder logistisch. Sie ergibt auch weder geologisch noch geografisch Sinn. Nautisch ergibt das Ganze erst recht keinen Sinn. Und inhaltlich auch nicht richtig. Aber irgendwie muss der arme Lucius ja zum Gladiator werden. Also warum nicht auf die dümmste und umständlichste Art, die sich Drehbuchautor David Scarpa nur ausdenken konnte. Scarpa hatte es bereits letztes Jahr bei „Napoleon“ geschafft, historische Schlachten und Kämpfe zu kreieren, die so niemals stattgefunden haben können.
Nach einer kurzen Traumsequenz, die aussieht, als hätte Ingmar Bergmann eine Parfümwerbung gedreht, muss sich der junge Held auch recht bald zusammen mit anderen Sklaven in der Arena beweisen. Dort werden er und ein Dutzend weiterer Sklaven von einem Rudel mutierter Wolfstigerpavianen angegriffen werden oder was immer das für Viecher sein sollen. Lucius kann eines der Monster töten (es handelt sich also zum Glück nicht um mutierte Zombiewolfstigerpaviane sondern um ganz normale) worauf sich das restliche Dutzend Viecher zurückzieht, wie das gut dressierte mutierte Wolfstigerpaviane nun mal so machen.
Meine Lieblingssequenz unter den vielen lächerlich dummen und komplett unmöglichen Sequenzen, ist der Kampf zwischen zwei Galeeren in der unter Wasser stehenden Arena. Die Leistungsfähigkeit römischer Aquädukte muss enorm gewesen sein, wenn man damit 200 n. Chr. Millionen Liter Meerwasser bergauf pumpen und das Kolosseum fluten konnte, damit dort gleich mehrere weiße Haie zwischen den Galeeren rumschwimmen konnten.
Wie den alten Römern, so ist eben auch Ridley Scott kein Aufwand zu groß. Galeeren im Kolosseum, Kampfnashörner, computergenerierte Paläste, … Der Film soll 250 – 300 Millionen Dollar gekostet haben. Und so lächerlich auch alles wirkt, was wir zu sehen bekommen; schlecht sieht das alles nicht aus. Aber leider auch nicht überragend gut. Oder wenigstens nicht gut genug. Handwerkliche Patzer, wie unübersichtliche und teilweise fehlerhaft montierte Kampfszenen und der übertriebene Einsatz von eingeblendeten Ortsangaben, trüben das Gesamtbild noch weiter.
Der Vorspann, der wohl wie gemalt wirken soll, wird im Jahr 2024 auch niemanden mehr beeindrucken und auf ein besonderes Filmerlebnis einstimmen. Wäre „Gladiator II“ vor Zwanzig Jahren in die Kinos gekommen, wäre er der größte Kracher der Saison gewesen. Aber wir haben in den letzten Jahren leider allzu oft sehr viel bessere und beeindruckendere Spektakel geboten bekommen. Dieser Film hinkt der Zeit hinterher. Das merkt man auch an der offenen Homophobie dieses Films. Warum jede der als homosexuell erkennbaren Figuren im Film nur negativ dargestellt wird, ist unklar. Ja, selbst die moderne Geschichtsschreibung betrachtet Kaiser Caracalla als rücksichtslosen Tyrannen. Aber kann jemand bitte die Macher von „Gladiator II“ fragen, warum er in ihrem Film ganz unhistorisch als zügellose, wahnsinnige Schwuchtel dargestellt wird?