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Kritik: Borderlands

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Autor: Walter Hummer
 
Verfilmungen von beliebten Computerspielen haben es oft schwer, die Fans der Spiele zu überzeugen. Nicht nur deshalb ist es wichtig, die filmischen Qualitäten von „Borderlands“ getrennt von den Spielen zu betrachten …
 
Hirnpürierter Dünnpfiff
 
Irgendwas mit Artefakten, die zu einer verborgenen Kammer mit Technologie einer längst untergegangenen Alien-Rasse führen, eine knallharte Kopfgeldjägerin, die schnell auf ihr Kopfgeld pfeift und lieber dem nervigsten kleinen Mädchen der Galaxis und einem Soldaten gegen die Armee eines Superkonzerns hilft und nein danke, es interessiert mich nicht die Bohne, wie das alles in den Spielen zusammenpasst und Sinn ergibt, denn hier passt nix zusammen und nix ergibt Sinn und daher unterbreche ich hier mal für eine wichtige Durchsage:
 
ACHTUNG!!! ACHTUNG!!! WICHTIGE DURCHSAGE FÜR ALLE HOLLYWOODSTUDIOS!!! ACHTUNG!!! ACHTUNG!!!
 
BITTE LASSEN SIE ELI ROTH KEINE FILME MEHR MACHEN! ICH WIEDERHOLE: BITTE LASSEN SIE ELI ROTH KEINE FILME MEHR MACHEN! WEDER ALS DREHBUCHAUTOR NOCH ALS REGISSEUR! BITTE VOR ALLEM NICHT ALS REGISSEUR! ER KANN EINFACH KEINE FILME INSZENIEREN! ER KANN ES NICHT. DAHER BEFOLGEN SIE BITTE DIE FOLGENDE DURCHSAGE: BITTE LASSEN SIE ELI ROTH KEINE FILME MEHR MACHEN!!!
 
ACHTUNG!!! ACHTUNG!!!
 
 
Ernsthaft, Eli Roth kann keine Filme machen. Wenigstens nicht so, dass man sich als halbwegs normaler Filmfan nicht bereits während und noch geraume Zeit nach dem Film fragt, was das Ganze bitteschön sollte? Mir ist schon klar, wie es vor bald zwanzig Jahren zu der verhängnisvollen Fehleinschätzung kommen konnte, Eli Roth könnte vielleicht ein Filmemacher sein oder zumindest irgendwann einer werden. Sein Erstling „Hostel“ war filmischer Dreck, hat damals aber das Zwanzigfache seines bescheidenen Budgets eingespielt.
 
Seither konnten sich Publikum, Kritiker aber vor allem Studiobosse doch immer wieder davon überzeugen: Eli Roth kann keine Filme machen. Er ist ein furchtbar schlechter Drehbuchautor und als Regisseur so schlecht, dass man sich fragt, ob man ihn überhaupt als solchen bezeichnen sollte? „Inszeniert“ Roth seine Filme im eigentlichen Sinne des Wortes? Oder lässt er nicht viel mehr jede Menge Mist passieren und das Ganze abfilmen?
 
„The Green Inferno“ war kranker Mist. Das sagen nicht nur die Kritiker weltweit, sondern vermutlich auch die Handvoll Leute die den Film damals tatsächlich im Kino gesehen haben. Man kann sie bloß nicht fragen, weil niemand zugeben möchte, dafür eine Karte gekauft zu haben. Roth’s nächster Film „Knock Knock“ war so mies, sein Hauptdarsteller Keanu Reeves hat vor lauter Angst, nochmal bei solchem Mist mitmachen zu müssen seither vierundsiebzigmal den „John Wick“ gespielt und sogar nochmal eine Fortsetzung zu „Matrix“ gedreht.
 
Ein Remake von „Death Wish“ wäre vielleicht tatsächlich keine schlechte Idee gewesen. Ein echter Filmemacher hätte vielleicht zeigen können, wie verzweifelte Wut einen aufrechten Bürger zum Äußersten treibt. Aber Eli Roth ist nicht dieser Filmemacher. Wie bereits erwähnt, ist er überhaupt kein Filmemacher. Und daher haben wir 2018 den damals wohl bereits halb dementen, aber sicher völlig gelangweilten Bruce Willis sinnlos jede Menge Leute totschießen sehen. Sowas kann man kaum als „Film“ bezeichnen. Und kann sich noch jemand an „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ erinnern? Nein, natürlich nicht. Wieso sollte man auch?
 
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Alle mal die Arschbacken zusammenkneifen! Ich hab einen Plan!
 
Aber es gibt Hoffnung. Die Verantwortlichen bei Lionsgate Films, dem Studio das eine neunstellige (!) Summe für die Produktion zur Verfügung gestellt hat, haben längst begriffen, welchen Mist ihnen Eli Roth da zusammen gedreht hat. Tatsächlich ist dieser Film bereits vor mehreren Jahren entstanden. Cate Blanchet hat sich während der Dreharbeiten zu „Borderlands“ auf ihre Rolle in „Tár“ vorbereitet, einem Film der vor anderthalb Jahren angelaufen ist. Leider hat Roth selbst in der Zwischenzeit einen weiteren Film, das strohdumme Machwerk „Thanksgiving“ verbrechen können.
 
Was mag den verantwortlichen Studiobossen zuerst aufgefallen sein? Das durch und durch furchtbare Drehbuch, dessen Wendungen keinen Sinn ergeben und das uns keine einzige seiner Figuren jemals kennenlernen lässt? Ein Drehbuch, dessen Figuren alles was sie tun, nur machen, weil sonst die Handlung nicht weitergehen würde. Die Dialoge sind durch die Bank ebenso klischeehaft wie langweilig. Den größten Teil der Zeit erklären die Figuren nur die Handlung, die dadurch aber nicht mehr Sinn ergibt.
 
Oder hat man diesen Film bisher zurückgehalten, weil der Film kein bisschen witzig ist? Nach sicher zehn Minuten präsentieren uns Eli Roth und sein Co-Autor Joe Crombie (der bisher kein einziges Drehbuch geschrieben hat) den ersten witzigen Gag. Verzeihung, ich muss präzisieren: dieser Gag war witzig, als wir ihn 1987 in Mel Brooks‘ „Spaceballs“ zum ersten Mal von Rick Moranis präsentiert bekommen haben. Siebenunddreißig Jahre später in „Borderlands“ ist der Gag nicht witzig, weil Eli Roth keinerlei Sinn für Timing hat. Deshalb geht auch einer der besten Gags aus „Star Wars: Episode IV“ gleich danach völlig unter.
 
Es kann natürlich auch sein, dass man den Film bisher nicht in die Kinos gebracht hat, weil er kein bisschen spannend ist. Das Drehbuch ergibt schon keinen Sinn. Aber die Art wie Eli Roth Actionsequenzen inszeniert, entspricht der Art wie jemand, der keine Actionfilme mag, wohl Actionsequenzen beschreiben würde: Jemand schießt irgendwo. Irgendwo anders schreit irgendwer. Irgendjemand anderer schießt irgendwohin.
 
Irgendwer stürzt irgendwo runter. Noch irgendjemand schießt. Irgendwo ganz woanders schreit jemand und stürzt. Irgendetwas explodiert irgendwo. Und so geht das während des Films mehrmals minutenlang.
 
Ohne Opfer gibt es keine Erlösung
 
Vielleicht haben die Bosse des Studios Eli Roths Inkompetenz erst so richtig bemerkt, als er es nicht geschafft hat, eine der besten und attraktivsten Schauspielerinnen unserer Zeit richtig in Szene zu setzen. Jawohl, unter der, … ich mag es gar nicht „Regie“ nennen, … bei dem was immer das auch sein mag, was Roth da gemacht hat, bleibt sogar eine Göttin der Leinwand wie Cate Blanchett langweilig. Wie Roth das geschafft hat, kann ich nicht erklären. Es übersteigt mein Begriffsvermögen. Aber ich kann ein Bespiel liefern:
 
In einer Schlüsselszene des Films aktiviert Blanchetts Figur Lilith ein außerirdisches Artefakt. Daraufhin verbrennt ein Teil ihrer Kleidung auf ihrem Körper und Lilith wachsen Flammenflügel. In engen Hosen und Tanktop fliegt sie als Racheengel in den Kampf gegen eine Armee und eine Art Sternenzerstörer. Klingt cool, oder? Ja, so wie ich es eben beschrieben habe, mag es cool klingen. Aber so wie Roth das Ganze inszeniert, wirkt es kein bisschen cool. Es wirkt wie der ganze Rest des Films: auf langweilige Art und Weise inkompetent.
 
In einem Film, in dem Cate Blanchett langweilig wirkt, gibt es für andere Darsteller*innen nichts zu gewinnen. Kevin Hart („Jumanji“) ist schon nur bestenfalls halbwitzig, wenn er seine Paraderolle als aufgeregter, kleiner Mann spielt. Hier spielt er aus unerfindlichen Gründen einen Elitesoldaten und ist nicht einmal mehr halbwitzig, sondern einfach nur noch gar nicht witzig. Jamie Lee Curtis war vor vierzig Jahren in „Die Glücksritter“ ebenso cool wie witzig.
 
Und seither lassen sich die vielen Filme, in denen sie ebenso cool wie witzig war, kaum noch zählen („Ein Fisch names Wanda“, „True Lies“, „Freaky Friday“, …) Letztes Jahr hat sie einen Oscar für ihre coole und witzige Leistung in „Everything Everywhere All At Once“ verliehen bekommen. Man darf also davon ausgehen, dass es nicht an Jamie Lee Curtis liegt wenn sie in „Borderlands“ kein bisschen cool und definitiv nicht witzig ist.
 
Arianna Greenblatt hat das Publikum in „Avengers: Infinity War” oder in “Barbie“ sicher nicht tief beeindruckt. Aber sie ist uns wenigstens nicht auf die Nerven gegangen. In „Borderlands“ ist sie das menschliche Äquivalent zu Fingernägeln auf einer Schiefertafel. Wenn ihre Figur so nervtötend ist, dass man sie am liebsten gleichzeitig schlagen und treten möchte, würde ich die Schuld dafür nicht bei der jungen Darstellerin suchen.
 
Jack Black spricht in diesem Film einen Roboter, der nichts zur Handlung beiträgt und vermutlich bloß als „Comic Relief“, also als witzige Nebenfigur gedacht war. Als „Comic Relief“ hätte er aber für „Comedy“ sorgen müssen und als witzige Nebenfigur, hätte er etwas Witziges tun oder sagen müssen. Wenigstens einmal im Verlauf des Films. Aber nix da. Auch Jack Black kann man dafür sicher keinen Vorwurf machen.
 
Übrigens scheint nicht nur das Studio sondern auch der deutsche Verleih mit „Borderlands“ nichts anfangen zu können. Anders ist die grottenschlechte deutsche Synchronfassung nicht zu erklären.
 
Fazit
 
Die gute Nachricht lautet, Zoë Kravitz ist eine wirklich talentierte Regisseurin. Die schlechte Nachricht lautet, sie hat zusammen mit ihrem Co-Autor ein wirklich furchtbar schlechtes Drehbuch geschrieben. Zusammen ergibt das einen halbwegs kompetent gemachten, ekelhaften Exploitation-Film.
 
 
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