Alle mal die Arschbacken zusammenkneifen! Ich hab einen Plan!
Aber es gibt Hoffnung. Die Verantwortlichen bei Lionsgate Films, dem Studio das eine neunstellige (!) Summe für die Produktion zur Verfügung gestellt hat, haben längst begriffen, welchen Mist ihnen Eli Roth da zusammen gedreht hat. Tatsächlich ist dieser Film bereits vor mehreren Jahren entstanden. Cate Blanchet hat sich während der Dreharbeiten zu „Borderlands“ auf ihre Rolle in „Tár“ vorbereitet, einem Film der vor anderthalb Jahren angelaufen ist. Leider hat Roth selbst in der Zwischenzeit einen weiteren Film, das strohdumme Machwerk „Thanksgiving“ verbrechen können.
Was mag den verantwortlichen Studiobossen zuerst aufgefallen sein? Das durch und durch furchtbare Drehbuch, dessen Wendungen keinen Sinn ergeben und das uns keine einzige seiner Figuren jemals kennenlernen lässt? Ein Drehbuch, dessen Figuren alles was sie tun, nur machen, weil sonst die Handlung nicht weitergehen würde. Die Dialoge sind durch die Bank ebenso klischeehaft wie langweilig. Den größten Teil der Zeit erklären die Figuren nur die Handlung, die dadurch aber nicht mehr Sinn ergibt.
Oder hat man diesen Film bisher zurückgehalten, weil der Film kein bisschen witzig ist? Nach sicher zehn Minuten präsentieren uns Eli Roth und sein Co-Autor Joe Crombie (der bisher kein einziges Drehbuch geschrieben hat) den ersten witzigen Gag. Verzeihung, ich muss präzisieren: dieser Gag war witzig, als wir ihn 1987 in Mel Brooks‘ „Spaceballs“ zum ersten Mal von Rick Moranis präsentiert bekommen haben. Siebenunddreißig Jahre später in „Borderlands“ ist der Gag nicht witzig, weil Eli Roth keinerlei Sinn für Timing hat. Deshalb geht auch einer der besten Gags aus „Star Wars: Episode IV“ gleich danach völlig unter.
Es kann natürlich auch sein, dass man den Film bisher nicht in die Kinos gebracht hat, weil er kein bisschen spannend ist. Das Drehbuch ergibt schon keinen Sinn. Aber die Art wie Eli Roth Actionsequenzen inszeniert, entspricht der Art wie jemand, der keine Actionfilme mag, wohl Actionsequenzen beschreiben würde: Jemand schießt irgendwo. Irgendwo anders schreit irgendwer. Irgendjemand anderer schießt irgendwohin.
Irgendwer stürzt irgendwo runter. Noch irgendjemand schießt. Irgendwo ganz woanders schreit jemand und stürzt. Irgendetwas explodiert irgendwo. Und so geht das während des Films mehrmals minutenlang.
Ohne Opfer gibt es keine Erlösung
Vielleicht haben die Bosse des Studios Eli Roths Inkompetenz erst so richtig bemerkt, als er es nicht geschafft hat, eine der besten und attraktivsten Schauspielerinnen unserer Zeit richtig in Szene zu setzen. Jawohl, unter der, … ich mag es gar nicht „Regie“ nennen, … bei dem was immer das auch sein mag, was Roth da gemacht hat, bleibt sogar eine Göttin der Leinwand wie Cate Blanchett langweilig. Wie Roth das geschafft hat, kann ich nicht erklären. Es übersteigt mein Begriffsvermögen. Aber ich kann ein Bespiel liefern:
In einer Schlüsselszene des Films aktiviert Blanchetts Figur Lilith ein außerirdisches Artefakt. Daraufhin verbrennt ein Teil ihrer Kleidung auf ihrem Körper und Lilith wachsen Flammenflügel. In engen Hosen und Tanktop fliegt sie als Racheengel in den Kampf gegen eine Armee und eine Art Sternenzerstörer. Klingt cool, oder? Ja, so wie ich es eben beschrieben habe, mag es cool klingen. Aber so wie Roth das Ganze inszeniert, wirkt es kein bisschen cool. Es wirkt wie der ganze Rest des Films: auf langweilige Art und Weise inkompetent.
In einem Film, in dem Cate Blanchett langweilig wirkt, gibt es für andere Darsteller*innen nichts zu gewinnen. Kevin Hart („Jumanji“) ist schon nur bestenfalls halbwitzig, wenn er seine Paraderolle als aufgeregter, kleiner Mann spielt. Hier spielt er aus unerfindlichen Gründen einen Elitesoldaten und ist nicht einmal mehr halbwitzig, sondern einfach nur noch gar nicht witzig. Jamie Lee Curtis war vor vierzig Jahren in „Die Glücksritter“ ebenso cool wie witzig.
Und seither lassen sich die vielen Filme, in denen sie ebenso cool wie witzig war, kaum noch zählen („Ein Fisch names Wanda“, „True Lies“, „Freaky Friday“, …) Letztes Jahr hat sie einen Oscar für ihre coole und witzige Leistung in „Everything Everywhere All At Once“ verliehen bekommen. Man darf also davon ausgehen, dass es nicht an Jamie Lee Curtis liegt wenn sie in „Borderlands“ kein bisschen cool und definitiv nicht witzig ist.
Arianna Greenblatt hat das Publikum in „Avengers: Infinity War” oder in “Barbie“ sicher nicht tief beeindruckt. Aber sie ist uns wenigstens nicht auf die Nerven gegangen. In „Borderlands“ ist sie das menschliche Äquivalent zu Fingernägeln auf einer Schiefertafel. Wenn ihre Figur so nervtötend ist, dass man sie am liebsten gleichzeitig schlagen und treten möchte, würde ich die Schuld dafür nicht bei der jungen Darstellerin suchen.
Jack Black spricht in diesem Film einen Roboter, der nichts zur Handlung beiträgt und vermutlich bloß als „Comic Relief“, also als witzige Nebenfigur gedacht war. Als „Comic Relief“ hätte er aber für „Comedy“ sorgen müssen und als witzige Nebenfigur, hätte er etwas Witziges tun oder sagen müssen. Wenigstens einmal im Verlauf des Films. Aber nix da. Auch Jack Black kann man dafür sicher keinen Vorwurf machen.
Übrigens scheint nicht nur das Studio sondern auch der deutsche Verleih mit „Borderlands“ nichts anfangen zu können. Anders ist die grottenschlechte deutsche Synchronfassung nicht zu erklären.